Gute Minuten sammeln – gemeinsam und allein
Nadja und Tim Löhr zeigen Paaren das Glücklichsein – jetzt geben sie online allen Impulse

Nadja und Tim Löhr haben zusammen etwas ganz Besonderes gefunden und coachen nun andere auf ihrem Weg dorthin. | Foto: privat
  • Nadja und Tim Löhr haben zusammen etwas ganz Besonderes gefunden und coachen nun andere auf ihrem Weg dorthin.
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Nadja Löhr ist Geschäftsführerin einer Agentur, ihr Mann Tim Regisseur. Die beiden sind ein glückliches Paar und begleiten mit Seminaren und Vorträgen andere dabei, das auch zu werden. Im September haben sie den Internationalen Speaker-Slam gewonnen. Da erfreuliche Erfahrungen in der Pandemie alle gebrauchen können, geben die Löhrs auf minutensammeln.de Impulse, wie man ohne Feiern und Reisen Freuden im Alltag findet. Josephine Macfoy hat das Paar zu seinem Rezept für gute Beziehungen, Berliner Single-Klischees und Glücksstrategien für die Coronazeit befragt.

Beim Internationalen Speaker-Slam haben Sie im September mit einem Vier-Minuten-Vortrag über Beziehungen den ersten Platz gemacht. Was sollten die Zuschauer in der Kürze auf jeden Fall mitnehmen?

Nadja Löhr: Wir wollten etwas deutlich machen, das für uns der Schlüssel zu guten Beziehungen ist: Wenn Du etwas verändern willst, dann musst du auch etwas anders machen als bisher. Das fühlt sich natürlich auch anders an. Wichtig ist, dass man nicht auf seinen Plänen hängen bleibt, sondern sie auch wirklich durchzieht. Und: Veränderung und Entwicklung kann Spaß machen.

„Jeder ist in der Lage, gute Beziehungen zu führen“ steht auf Ihrer Website. Warum gibt es trotzdem so viele Menschen, die unzufrieden in ihrer Partnerschaft sind?

Tim Löhr: Weil wir insgeheim denken, dass es an dem oder der anderen liegt, dass es nicht richtig läuft! Wir haben Paare unabhängig und anonym voneinander befragt: Wer von Euch hat wieviel Prozent Anteil daran, dass die Situation ist, wie sie ist. Die Antwort im Mittelwert ist 80 zu 20 Prozent. Er sagt das Gleiche wie sie und umgekehrt. Es gibt also viele Möglichkeiten, wenn Du bei Dir anfängst.

Sie arbeiten daran, dass Paare besser in einen Einklang finden, und zwar mit der „Jaeja-Methode“. Was ist das?

Nadja Löhr: Wir sind der Meinung, es ist Zeit für eine neue Form von Beziehungsarbeit, eine, die Spaß macht. Paartherapie nur in Form von Gesprächstherapie halten wir für kontraproduktiv. Das ist so als würden wir glauben, fit zu werden, nur weil wir verstanden haben, wie Joggen funktioniert. Wir müssen es auch tun. Mit der Jaeja Methode erlebt man, wie sich eine gute Beziehung anfühlt und lernt Tools dafür kennen. Wir nehmen die Leute an die Hand und sie machen Dinge, die sie bisher so noch nicht gemacht haben. Die Seminare bieten wir für Paare und werdende Eltern an, ab nächstem Jahr auch für Einzelpersonen.

Die Großstadt erschwert Bindungen


Nadja ist in Neukölln aufgewachsen, Tim in Kladow, jetzt wohnen Sie in Prenzlauer Berg. Inwieweit fließen speziell Berliner Lebenserfahrungen in Ihre Arbeit ein?

Tim Löhr: Berlin ist groß und schnelllebig. Jeden Tag triffst Du neue Menschen. Es gibt ein Überangebot an Möglichkeiten. Und weil Berlin so groß ist, ist jeder Einzelne von uns praktisch unsichtbar. Die Ablenkung und das Angebot an allem ist wahnsinnig groß: Clubs, Parties, aber auch Tinder und Co. machen es schwerer, sich auf einen Menschen festzulegen. Nach insgesamt über 60 Jahren Beziehungserfahrungen in Berlin können wir da mitreden. Wir verstehen Berliner, und warum so wenige gute Beziehungen haben. Die Jaeja-Methode ist gerade etwas für hedonistische Menschen, die den Spaß, den Kick und die Abwechslung suchen. Und hier mal nicht in Form von Ablenkung, sondern mal bei sich selbst.

Die Stadt wird oft „Hauptstadt der Singles“ genannt, auch, weil vor allem jungen Menschen immer wieder eine Bindungsunfähigkeit unterstellt wird. Stimmt das Klischee?

Nadja Löhr: Als Klischee, Ja. Allerdings sollte man genauer hingucken. In einer unserer Recherchen kam heraus, dass sich die jungen Menschen sehr wohl länger und eng binden möchten. Nur nicht so gern zu dem Preis, den das dann auch hat. Nämlich die ganzen anderen sexy Angebote links und rechts am Weg liegen zu lassen. In Berlin musst du, wenn du abends ausgehst, niemanden ein zweites Mal sehen. Das ist in einer Kleinstadt schon ganz anders.

Nähe und Distanz, bzw. die Freiheit des Einzelnen in Balance zu bringen, ist ein zentraler Aspekt Ihrer Herangehensweise und dieses Jahr besonders schwierig. Wie gehen Sie selbst als Paar mit der Situation um?

Tim Löhr: Corona ist eine Herausforderung für uns alle, aber auch gleichzeitig eine Chance. Wir werden uns klarer, wer uns wirklich fehlt, wem wir nah sein wollen und wer in der Distanz eigentlich viel besser aufgehoben ist. Wir beide schaffen uns gegenseitig Freiräume, sodass jeder von uns mal durchatmen kann. Als Mutter, Vater oder als Unternehmer/in. Im zweiten Schritt in der Beziehung. Wir pflegen schöne, regelmäßige Rituale. Aus Kleinigkeiten etwas Besonderes machen ist auch gut. Wir hatten früher nur zu Sylvester Raclette gemacht. Seit Corona machen wir das regelmäßig.

Ein Buch, gemacht aus glücklicher Zeit

Eigentlich geben Sie Seminare und halten Vorträge. Wie hat sich die Beziehungsarbeit durch die Pandemie verändert?

Nadja Löhr: Wir geben seit Corona keine Seminare. Wir haben unsere nächsten Seminare im Januar nächsten Jahres. Doch wir haben die Zeit genutzt um unser Seminarangebot weiter auszubauen. Im Dezember kommt unser Onlineseminar raus und wir schreiben an unserem Buch.

Für die Corona-Zeit haben Sie das kostenlose Projekt „Minutensammeln“ gestartet. Worum geht es dabei und wie wird es bisher angenommen?

Tim Löhr: Bei unserem Projekt minutensammeln.de geht es darum, uns allen so viel gute Zeit wie möglich zu verschaffen. Wir geben mit Minutensammeln 25 neue Ideen, um sich dieselben Bedürfnisse zu erfüllen, die wir sonst durch verreisen etc. stillen. Die Ideen sind selbst bei einem weiteren Lockdown umsetzbar. Wenn wir eine Million Minuten zusammen haben machen wir ein Buch daraus. Je mehr Reisebeschränkungen desto mehr Minuten wurden in den letzten Wochen gesammelt. Momentan sind wir bei ca. 700 000 Minuten. Wer jetzt noch mitmacht, trägt dazu bei, das Buch fertig zu stellen.

Beim Minutensammeln mitmachen und mehr über die Arbeit von Nadja und Tim Löhr erfahren kann man auf https://jaeja.de/. Seminare finden aufgrund der Pandemie momentan nicht statt, es ist aber ein Onlineangebot geplant.

Autor:

Josephine Macfoy aus Schöneberg

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