"Viel digital, viel mobil und weniger vor Ort"
Neue Leiterin manövriert Stadtteilzentrum Prenzlauer Berg durch die Krise
Für ein Stadtteilzentrum, das von der persönlichen Begegnung lebt, bedeutet die Corona-Krise eigentlich Stillstand. Doch im Prenzlauer Berg hat man neue Wege gefunden, damit die Kommunikation nicht abreißt. „Viel digital, viel mobil und weniger vor Ort“, sagt die neue Leiterin Manja Harm.
Austausch, Beratung, Beteiligung und Begegnung – das sind die Säulen der aktiven Nachbarschaftsarbeit des Stadtteilzentrums Prenzlauer Berg. Doch die Corona-Pandemie hat das private und öffentliche Leben auf ein Minimum reduziert. So sind auch die persönlichen Kontakte im Stadtteilzentrum am Teutoburger Platz im Moment nicht möglich. Dabei sind diese Kontakte gerade jetzt besonders wichtig. „Darum sind wir bemüht, alles am Laufen zu halten“, sagt Manja Harm, neue Leiterin des Stadtteilzentrums.
Sie und ihr sechsköpfiges Team haben sich Mittel und Wege überlegt, wie sie auch ohne persönlichen Kontakt für die Prenzlauer Berger da sein können. „Wir sind zum Beispiel verstärkt mit einem mobilen Beratungszentrum im Stadtteil unterwegs“, erklärt Manja Harm. „Und wir haben uns bei den Gruppenangeboten auf online umgestellt.“ Die Handarbeitsecke und die Geschichtsecke, die Filmkurse, die Selbsthilfegruppen, das Yoga oder das brandneue Leselabor: Was geht, läuft mit den Kursleitern digital. Die Keramik- und die Öko-Werkstatt kann nur allein genutzt werden. Das Theater, die Kindermusikgruppe, die Tausch- und Flohmärkte müssen pausieren. Und im kleinen Garten im Innenhof des Stadtteilzentrums kann momentan nur im Duo gebuddelt, gepflanzt oder gepflegt werden. Aktuell ist eine Garten-AG im Aufbau, für die sich noch Mitmacher melden können.
Schwerer Start im Lockdown
Wer Tipps und Hilfe braucht, den lässt das Team aber nicht allein. Einzelne Mieterberatungen, soziale Beratungen, die Engagement- und die Familienberatung finden online statt. Und es gibt Rufumleitungen zum Team, damit jeder erreichbar ist. „Außerdem ist jeden Tag ein fester Mitarbeiter im Haus“, so die Chefin. Auch die Galerie, die gerade eine Fotoausstellung über die bewegte Geschichte des Stadtteilzentrums zeigt, ist geöffnet. Wer es nicht weiß: Das Gebäude an der Fehrbelliner Straße 92 war früher ein jüdisches Kinderheim, das von den Nazis 1942 geschlossen wurde. Zu DDR-Zeiten beherbergte es zunächst eine Betriebsakademie, später einen Kindergarten. 1998 gab der Senat grünes Licht für das Nachbarschaftshaus am Teutoburger Platz, wie das Stadtteilzentrum bis März 2020 noch hieß. Träger des Hauses ist die gemeinnützige Pfefferwerk Stadtkultur GmbH.
Manja Harm wiederum ist erst seit einem Monat die neue Leiterin. Sie vertritt bis April 2022 Mascha Steiner-Brünn-häußer in Mutterschutz und Elternzeit. Harm hat Sozialpädagogik studiert und ein berufsbegleitendes Masterstudium im Fach Sozialmanagement abgeschlossen. Zuletzt arbeitete die 39-Jährige fast sieben Jahre lang in der bezirklichen Engagementförderung im Sternenfischer-Freiwilligenzentrum Treptow-Köpenick, davon die letzten drei Jahre als Projektleiterin. Im Januar 2021 wechselte sie dann mitten in der Corona-Krise in den Prenzlauer Berg. Weshalb der Anfang schwierig war, sagt Harm. Ihr neues Team, das in Teilzeit arbeitet, kennt sie nur aus Videokonferenzen. Was die Arbeit natürlich erschwert. Sie selbst ist mindestens einmal in der Woche im Stadtteilzentrum, sitzt mit Maske im Büro. „Die haben wir im Frühjahr 2020 genäht, für uns und die Leute, die vorbeikommen. Inzwischen haben wir FFP2-Masken für die Beratungen und andere Kontakte vorrätig.“
Planen für die Zeit danach
Obwohl das Stadtteilzentrum mit halber Kraft fährt, also nicht wie üblich seine vielen analogen Angebote bereithält, hat das Team jede Menge zu tun. „Wir planen jetzt die Zeit nach dem Lockdown“, sagt Manja Harm. „Mit angezogener Handbremse, aber mit positivem Blick in die Zukunft.“ Mitarbeiter bilden sich weiter, Hybridsitzungen werden organisiert und Projekte angestoßen. Die Spielstraße zum Beispiel, oder der Winterspielplatz, die mobile Beratung im Mühlenkiez oder die Sprungbrettangebote in Flüchtlingsunterkünften: Das alles soll möglichst im Frühjahr wieder anlaufen.
Das Team des Stadtteilzentrums Prenzlauer Berg ist montags von 10 bis 13 Uhr, mittwochs von 15 bis 18 Uhr, freitags von 10 bis 12 Uhr sowie nach Vereinbarung erreichbar: ¿443 71 78 oder 0159 06 10 87 83. Mehr Infos unter www.stz-prenzlauerberg.de.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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