Brückenbauerinnen in die Vereine
Projekt „Frauen in Aktion“ fördert Integration von Migrantinnen durch Sport- und Freizeitaktivitäten
Es ist eines der größten deutschlandweiten Integrationsprojekte, die von der Bundesregierung gefördert werden: „Frauen in Aktion“ zielt darauf ab, die gesellschaftliche Teilhabe von Frauen mit Flucht- und Migrationserfahrung durch Sport- und Freizeitaktivitäten zu stärken.
„Entwickelt wurde die Idee maßgeblich von der Iranischen Gemeinde Deutschland (IGD)“, erklärt Johanna Stockhaus. Die Pädagogin unterstützt in Berlin die Leiterin des bundesweiten Projekts Zoha Aghamehdi bei der Koordination und Pressearbeit. „Im IGD gab es bereits mehrere Integrationsprojekte in verschiedenen Bereichen, allerdings fehlte bislang der besondere Fokus auf Frauen“, erklärt Johanna Stockhaus. „Unsere Erfahrungen zeigen, dass Männer aus moslemisch geprägten Ländern weniger Schwierigkeiten bei der Integration haben als Frauen. Das liegt hauptsächlich an der traditionellen Rollenverteilung und dem Umstand, dass zugewanderte Frauen viel mehr an Häuslichkeit gebunden sind und ihre Bedürfnisse oft eher hintenanstellen.“
Um dem entgegenzuwirken, baut das Team von „Frauen in Aktion“ Netzwerke in Form von Kontakten zu Sport- und Freizeitvereinen auf. Dort machen dann sogenannte Vereinslotsinnen interessierte Frauen mit der jeweiligen Struktur der Vereine, mit Programmen und Abläufen vertraut. Zuvor gelte es aber, gewisse Hürden zu überwinden, so Stockhaus. „Viele Vereine haben zwar breit gefächerte Sportangebote, diese sind allerdings oft entweder nicht rein frauenspezifisch ausgerichtet oder werden von männlichen Trainern oder Gruppenleitern betreut. Gleichgeschlechtliche Betreuung ist aber für viele zugewanderte Frauen, die teils auch ihre Kinder mitbringen, eine wichtige Voraussetzung, um den ersten Schritt in Richtung einer selbstbestimmten Freizeitgestaltung zu machen.“
Der Lebensrealität dieser Frauen, die meist aus Syrien, Afghanistan oder dem Iran stammten, würden also viele Vereinsstrukturen nicht oder nur eingeschränkt gerecht werden, so Stockhaus. Insofern komme den bereits integrierten Vereinslotsinnen eine entscheidende Mittlerrolle und Vorbildfunktion zu, damit letztlich die traditionellen Rollenmuster durchbrochen werden können.
Deutschlandweit wurde von „Frauen in Aktion“ seit Anfang des vergangenen Jahres rund 1000 zugewanderten Frauen teils mit ihren Kindern der Zugang zu unterschiedlichen Sport- und Freizeitmöglichkeiten eröffnet, vornehmlich in München, Leipzig, Frankfurt, im Raum Nordrhein-Westfalen und in Berlin. Gefragt seien, so Stockhaus, besonders Sportarten, die in den Herkunftsländern Frauen meist verwehrt blieben, nämlich Radfahren, Schwimmen und Selbstverteidigung. Aber auch fest verankerte Traditionen aus der Heimat wie zum Beispiel Tanz und Handarbeit seien bei den Frauen sehr beliebt.
Gute Kooperationen in Berlin
In Berlin gibt es derzeit gute Kooperationen mit verschiedenen Vereinen, darunter mit dem Schwimmverein Friesen 1895, dem queeren Sportverein Vorspiel und mit Seitenwechsel, einem Sportverein für Frauen, Lesben, Trans- und Inter-Personen und Mädchen. Darüber hinaus ist das Team von „Frauen in Aktion“ immer auf der Suche nach weiteren Lotsinnen, die für das Projekt Kontakte zu ihren Vereinen herstellen möchten und im besten Falle die Verantwortlichen dazu bewegen können, entsprechende Angebote bereitzustellen. Natürlich helfen dabei ein eigener Migrationshintergrund und arabische oder persische Sprachkenntnisse, allerdings ist das keine Voraussetzung. "'Frauen in Aktion' organisiert Angebote für Frauen mit Frauen. Das
Projekt verfolgt einen Bottom-up-Ansatz, bei dem geflüchtete Frauen
gemeinsam Aktionen füreinander gestalten", so Johanna Stockhaus. „Am Ende steht als Ziel, den zugewanderten Frauen eine selbstständige Handlungsfähigkeit zu vermitteln und umfassende gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.“
Wer mehr über das Projekt erfahren oder sich als Vereinslotsin engagieren will, findet Informationen im Internet unter www.frauen-in-aktion-igd.de oder kann sich direkt an die Projektleiterin Zoha Aghamehdi über den E-Mail-Kontakt zoha.aghamehdi@iranischegemeinde.de wenden.
Autor:Michael Vogt aus Prenzlauer Berg |
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