Brückenbauerinnen in die Vereine
Projekt „Frauen in Aktion“ fördert Integration von Migrantinnen durch Sport- und Freizeitaktivitäten

Beim "Frauen in Aktion"-Communityfest gab es Aerobic mit Lotsin Eman Saleem (Bühne Mitte). | Foto:  IGD
3Bilder
  • Beim "Frauen in Aktion"-Communityfest gab es Aerobic mit Lotsin Eman Saleem (Bühne Mitte).
  • Foto: IGD
  • hochgeladen von Michael Vogt

Es ist eines der größten deutschlandweiten Integrationsprojekte, die von der Bundesregierung gefördert werden: „Frauen in Aktion“ zielt darauf ab, die gesellschaftliche Teilhabe von Frauen mit Flucht- und Migrationserfahrung durch Sport- und Freizeitaktivitäten zu stärken.

„Entwickelt wurde die Idee maßgeblich von der Iranischen Gemeinde Deutschland (IGD)“, erklärt Johanna Stockhaus. Die Pädagogin unterstützt in Berlin die Leiterin des bundesweiten Projekts Zoha Aghamehdi bei der Koordination und Pressearbeit. „Im IGD gab es bereits mehrere Integrationsprojekte in verschiedenen Bereichen, allerdings fehlte bislang der besondere Fokus auf Frauen“, erklärt Johanna Stockhaus. „Unsere Erfahrungen zeigen, dass Männer aus moslemisch geprägten Ländern weniger Schwierigkeiten bei der Integration haben als Frauen. Das liegt hauptsächlich an der traditionellen Rollenverteilung und dem Umstand, dass zugewanderte Frauen viel mehr an Häuslichkeit gebunden sind und ihre Bedürfnisse oft eher hintenanstellen.“

Johanna Stockhaus | Foto: IGD

Um dem entgegenzuwirken, baut das Team von „Frauen in Aktion“ Netzwerke in Form von Kontakten zu Sport- und Freizeitvereinen auf. Dort machen dann sogenannte Vereinslotsinnen interessierte Frauen mit der jeweiligen Struktur der Vereine, mit Programmen und Abläufen vertraut. Zuvor gelte es aber, gewisse Hürden zu überwinden, so Stockhaus. „Viele Vereine haben zwar breit gefächerte Sportangebote, diese sind allerdings oft entweder nicht rein frauenspezifisch ausgerichtet oder werden von männlichen Trainern oder Gruppenleitern betreut. Gleichgeschlechtliche Betreuung ist aber für viele zugewanderte Frauen, die teils auch ihre Kinder mitbringen, eine wichtige Voraussetzung, um den ersten Schritt in Richtung einer selbstbestimmten Freizeitgestaltung zu machen.“

Zoha Aghamehdi | Foto: IGD

Der Lebensrealität dieser Frauen, die meist aus Syrien, Afghanistan oder dem Iran stammten, würden also viele Vereinsstrukturen nicht oder nur eingeschränkt gerecht werden, so Stockhaus. Insofern komme den bereits integrierten Vereinslotsinnen eine entscheidende Mittlerrolle und Vorbildfunktion zu, damit letztlich die traditionellen Rollenmuster durchbrochen werden können.

Deutschlandweit wurde von „Frauen in Aktion“ seit Anfang des vergangenen Jahres rund 1000 zugewanderten Frauen teils mit ihren Kindern der Zugang zu unterschiedlichen Sport- und Freizeitmöglichkeiten eröffnet, vornehmlich in München, Leipzig, Frankfurt, im Raum Nordrhein-Westfalen und in Berlin. Gefragt seien, so Stockhaus, besonders Sportarten, die in den Herkunftsländern Frauen meist verwehrt blieben, nämlich Radfahren, Schwimmen und Selbstverteidigung. Aber auch fest verankerte Traditionen aus der Heimat wie zum Beispiel Tanz und Handarbeit seien bei den Frauen sehr beliebt.

Gute Kooperationen in Berlin

In Berlin gibt es derzeit gute Kooperationen mit verschiedenen Vereinen, darunter mit dem Schwimmverein Friesen 1895, dem queeren Sportverein Vorspiel und mit Seitenwechsel, einem Sportverein für Frauen, Lesben, Trans- und Inter-Personen und Mädchen. Darüber hinaus ist das Team von „Frauen in Aktion“ immer auf der Suche nach weiteren Lotsinnen, die für das Projekt Kontakte zu ihren Vereinen herstellen möchten und im besten Falle die Verantwortlichen dazu bewegen können, entsprechende Angebote bereitzustellen. Natürlich helfen dabei ein eigener Migrationshintergrund und arabische oder persische Sprachkenntnisse, allerdings ist das keine Voraussetzung. "'Frauen in Aktion' organisiert Angebote für Frauen mit Frauen. Das
Projekt verfolgt einen Bottom-up-Ansatz, bei dem geflüchtete Frauen
gemeinsam Aktionen füreinander gestalten", so Johanna Stockhaus. „Am Ende steht als Ziel, den zugewanderten Frauen eine selbstständige Handlungsfähigkeit zu vermitteln und umfassende gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.“

Wer mehr über das Projekt erfahren oder sich als Vereinslotsin engagieren will, findet Informationen im Internet unter www.frauen-in-aktion-igd.de oder kann sich direkt an die Projektleiterin Zoha Aghamehdi über den E-Mail-Kontakt zoha.aghamehdi@iranischegemeinde.de wenden.

Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 730× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.023× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 991× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.347× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.