Roter Riese: Erst Obdachlosenasyl, dann Krankenhaus – und was kommt nun?
Die Tage des Krankenhausstandortes in der Fröbelstraße 15 sind gezählt. Noch ist unklar, wie die alten Gemäuer künftig genutzt werden.
130 Jahre währt die Geschichte dieses Gebäudeensembles inzwischen. Es wurde 1887 als städtisches Obdachlosenheim eröffnet. Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts fanden dort Menschen, die kein eigenes Zuhause hatten, für die Nacht ein Dach über dem Kopf. Errichtet wurde die Obdachlosenasyl 1886/1887 nach Plänen des damaligen Stadtbaudirektors Hermann Blankenstein. Im Vergleich zu anderen Einrichtungen dieser Art, war es ein sehr modernes und hygienisch fortschrittliches Haus und ausgelegt für 4600 Bedürftige. Oft war der Andrang aber so groß, dass um die 5000 Menschen dort nächtigten.
Umgangssprachlich gab man diesem Asyl den ungewöhnlichen Namen „Die Palme“. Gleich neben der Eingangstür soll nämlich eine Palme gestanden haben. In der „Palme“ ereignete sich 1911 allerdings Schreckliches. Zu Weihnachten vergifteten sich zahlreiche Obdachlose. Unklar ist, ob die Ursache gepanschter Alkohol oder verdorbener Fisch war. 70 obdachlose Männer starben qualvoll, weitere waren wochenlang krank.
Dieser Vorgang erregte seinerzeit vor allem Aufsehen, weil der Ausbruch einer Seuche befürchtet wurde. Insbesondere sozialdemokratische Zeitungen wiesen seinerzeit auf die sich offenbarenden Missstände in Obdachlosenasylen der aufstrebenden Reichshauptstadt hin.
An die Geschichte des Gebäudes erinnerte lange Zeit nichts. Deshalb entschied die Gedenktafelkommission des Bezirks vor einigen Jahren auf Antrag der Linksfraktion in der BVV, dass am früheren Obdachlosenasyl zwei Gedenkstelen aufgestellt werden sollen. Der bisherige Krankenhausbetreiber Vivantes stimmte diesem Vorhaben zu und übernahm auch die Kosten für die Stelen. 2013 wurden sie aufgestellt.
1940 wurde das Obdachlosenasyl zu einem Krankenhaus umfunktioniert. Das ist es bis heute. Vivantes wird den Standort an der Fröbelstraße allerdings im kommenden Jahr verlassen. Die bisher dort beheimateten Bereiche ziehen in einen Neubau am Klinikum in Friedrichshain um. Das Bezirksamt bat den Senat inzwischen darum, dass Pankow diese Immobilie übernehmen kann. Der wachsende Bezirk braucht mehr Raum für seine Mitarbeiter sowie für die Grundschule am Planetarium. Die Entscheidung des Senats steht noch aus. So sah das Städtische Asyl an der Fröbelstraße nach seiner Fertigstellung aus.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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