Eine Brücke in die digitale Welt
Silbernetz-Infotelefon hilft Menschen über 60 Jahre bei der Bewältigung ihres Alltags
Studien des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (Bagso) oder der Bertelsmann Stiftung sprechen eine recht deutliche Sprache: Viele ältere Menschen fühlen sich in einer zunehmend digitalisierten Welt abgehängt. Um dem entgegenzuwirken, hat der Verein Silbernetz für Berlin ein neues „Infotelefon – Digitale Teilhabe Älterer“ gestartet.
Wer heute nicht digital unterwegs ist, hat es in vielen Bereichen schwer, Angebote und Hilfe zu finden. Telefon- und Branchenbücher gehören der Vergangenheit an, Anlaufstellen für konkrete Hilfen sind rar geworden. Dabei sind diese dringend erforderlich, damit gerade Ältere ihren Alltag bewältigen können. Aber von Bankgeschäften über Bürgeramtstermine bis hin zu Vereinbarungen von Arztbesuchen läuft vieles heute fast nur noch digital. So wundert es kaum, dass sich gerade Senioren oft unter Druck gesetzt fühlen. Denn es fehlen nicht selten das Vertrauen in Internetangebote und die eigene Medienkompetenz.
„Hier soll das neue Berliner Silbernetz-Infotelefon ansetzen“, sagt Margret Hampel. „Begonnen haben wir 2022 in Kooperation mit dem Bezirk Mitte mit einem Infotelefon zum Thema hohe Energiekosten.“ Die ehemalige Oberschullehrerin hatte sich mit ihrem Einstieg in die Rente unter dem Eindruck der Vereinsamung vieler alter Menschen während der Corona-Zeit bei Silbernetz engagiert. Als in Kooperation mit dem Projekt Digital-Zebra des Verbundes der Öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB) und dem AWO-Seniorennetz das telefonische Beratungsangebot in Bezug auf technische und digitale Probleme im März gestartet wurde, übernahm Margret Hampel die Teamleitung.
Ein offenes Ohr zu vielen Themen
Die sechs Mitstreiter an der Service-Hotline, allesamt selbst Rentner und aus sozialen Berufen, haben ein offenes Ohr und beantworten Fragen des Alltags sowie zu digitalen, finanziellen, bürokratischen und gesundheitlichen Themen. Sie vermitteln an kompetente Ansprechpersonen in Ämtern, Organisationen und Beratungsstellen. „Wir setzen keine Beschwerdebriefe für andere auf, sondern begreifen uns als Lotsen und Mittler“, erklärt Margret Hampel. „Und neben konkreten Lösungsvorschlägen und Tipps vermitteln wir vor allem Anlaufstellen, wo die Probleme in direkten ‚analogen‘ Gesprächen geklärt werden können.“
Momentan unterhalte der Kooperationspartner VÖBB mit dem Projekt Digital-Zebra in Berlin acht solcher Anlaufstellen, weitere zwölf seien geplant, so Hampel. Die Probleme, mit denen sie und ihr Team am Telefon konfrontiert werden, sind vielfältig. „Vielen macht zum Beispiel die Umstellung auf die digitale Bahncard Sorgen“, so Hampel. „Auch die Codes von Packstationen, die Kommunikation mit dem Ärzteportal Doctolib oder Online-Banking werden zum Problem, wenn es beim Umgang mit dem Smartphone hapert.“ Oft herrsche auch eine gewisse Unwissenheit in Bezug auf Bürgerämter, so Hampel. „Wir weisen stets darauf hin, dass jeder das Recht hat, einen Termin wie früher ganz analog vor Ort zu bekommen, was jedoch nicht jedem klar ist. Und leider lassen sich Ältere in ihrer Unsicherheit auf dem Amt zuweilen auch leicht abwimmeln. Das wollen wir ändern.“
Tipps für fast alle Lebenslagen
Wer also die Hilfe der neuen Service-Hotline in Anspruch nimmt, auf den wartet ein engagiertes Silbernetz-Team mit guten Tipps für fast alle Lebenslagen. „Wir recherchieren selbst und können zudem fast immer Experten vermitteln, die die passenden Antworten parat haben. Unsere Kontaktliste mit Ansprechpartnern ist mittlerweile 37 Seiten lang“, sagt Margret Hampel.
Das Infotelefon ist für Berliner ab 60 gedacht und montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr sowie sonnabends von 9 bis 13 Uhr unter Tel. 54 45 33 05 33 zu erreichen. Weitere Informationen zu Silbernetz im Internet auf silbernetz.org.
Autor:Michael Vogt aus Prenzlauer Berg |
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