"Die Stadt war eine würdige Titelträgerin"
Staatssekretärin Sawsan Chebli zieht eine positive Bilanz zur Europäischen Freiwilligenhauptstadt 2021

Sawsan Chebli bei der Abschlussveranstaltung zur Freiwilligenhauptstadt 2021 im Dezember. | Foto:  Jens Ahner
  • Sawsan Chebli bei der Abschlussveranstaltung zur Freiwilligenhauptstadt 2021 im Dezember.
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Das Motto lautete „Entdecke das Wir in Dir“. Staatsekretärin Sawsan Chebli hat es für sich längst entdeckt und blickt nun auf ein ereignisreiches Jahr zurück. Berliner-Woche-Reporter Michael Vogt sprach mit ihr über Berlin als Europäische Freiwilligenhauptstadt 2021.

Sie haben jetzt den Staffelstab der Europäischen Freiwilligenhauptstadt an Danzig übergeben. War die Stadt Berlin eine würdige Titelträgerin 2021?

Sawsan Chebli: Die Stadt Berlin war eine absolut würdige Titelträgerin, weil es zur DNA dieser Stadt gehört, sich gegenseitig zu helfen und zu unterstützen. Das zeigt sich nicht nur aktuell während der Corona-Pandemie. Solidarisch haben die Berlinerinnen und Berliner auch frühere Herausforderungen gemeistert wie die Aufnahme von Geflüchteten. Wenn Hilfe gebraucht wird, sind Berlinerinnen und Berliner sofort zur Stelle. Das macht mich sehr stolz und ich möchte an dieser Stelle nochmal ausdrücklich Danke sagen für all das Engagement!

Was hat das Aktionsjahr aus Ihrer Sicht in Berlin bewirkt, wo sehen Sie seine Zugkraft für die ehrenamtliche Arbeit in dieser Stadt?

Sawsan Chebli: Meine Bilanz fällt positiv aus: Wir haben die Auszeichnung verdient und wir haben die Chancen genutzt. Das Aktionsjahr hat einen Schub für die Zivilgesellschaft in Berlin bewirkt. Das Ehrenamt und die Engagierten waren noch präsenter in der Öffentlichkeit. In mehr als 50 Veranstaltungen haben wir eine größere Sichtbarkeit, Vernetzung, Weiterbildung und einen Austausch zwischen Engagierten erreicht – eine größere Sichtbarkeit auch von Menschen und Gruppen, die sich engagieren, aber öffentlich kaum wahrgenommen werden. Insgesamt kommen wir auf circa 150 Organisationen, die sich untereinander vernetzt haben. Da ist in diesem Jahr eine Menge entstanden, auf das wir künftig sehr gut bauen können.

Können Sie Beispiele für bürgerschaftliches Engagement nennen, die Sie persönlich in diesem Jahr besonders beeindruckt haben?

Sawsan Chebli: Von Tag eins als Staatssekretärin für bürgerschaftliches Engagement an hat mich das Engagement in dieser Stadt beeindruckt. Ich habe so viele beeindruckende Menschen kennengelernt, die mich geprägt haben, von denen ich gelernt habe, aus allen Bereichen: Das Engagement für einsame Menschen durch das Silbernetz, der Einsatz für Geflüchtete durch HiMate, Go Volunteer und ReDI, die Arbeit der Berliner Tafel, Seniorpartner in School, die sich für Kinder aus benachteiligten Familien einsetzen, auch das großartige Engagement von so vielen Vereinen im Sport und im Klimaschutz sowie die ganzen Initiativen, die jetzt zu Corona entstanden sind, oft spontan und im digitalen Raum wie BerlinHelfen und Krisenchat. Die Liste ist sehr lang.

Innovation, Digitalisierung, Diversität und Europa wurden als Themenschwerpunkte des Aktionsjahres definiert. Was ist aus Ihrer Sicht zu tun, um die Berliner Zivilgesellschaft auch zukünftig für ebendiese Themen zu begeistern?

Sawsan Chebli: Die Begeisterung in der Zivilgesellschaft ist auf jeden Fall da. Wir müssen nur noch besser darin werden, die Rahmenbedingungen für Engagement zu verbessern. Um dies zu tun, wird die neue Koalition die Umsetzung der Berliner Engagementstrategie gemeinsam mit der Zivilgesellschaft weiter vorantreiben. Wir haben 100 Handlungsempfehlungen in der Engagementstrategie. Es wird darum gehen, die Maßnahmen Schritt für Schritt umzusetzen. Ich bin froh, dass dies eine der Prioritäten im neuen Koalitionsvertrag ist.

Noch ein Wort zur Corona-Krise: Die Pandemie hat bürgerschaftliches Engagement in vielen Bereichen schwieriger, aber auch umso wichtiger gemacht. Gibt es seitens des Senats konkrete Bestrebungen, auch 2022 Ehrenamtliche, Vereine und Initiativen zu unterstützen?

Sawsan Chebli: Besonders sichtbar wurde, dass wir beim Thema Digitalisierung deutlich besser werden müssen. Wir haben in Berlin mit der Plattform „Digital Vereint“ eine Struktur geschaffen, die es in dieser Form in nur wenigen Bundesländern gibt. Die Internetseite, die kostenlose Open-Source-Anwendungen, Informationen und Beratung für Vereine und Organisationen anbietet, soll auch in Zukunft weiterbestehen. Um die notleidende Zivilgesellschaft zu unterstützen, haben wir 2020 die Soforthilfe X aufgelegt und 2021 fortgeführt. Noch bis 31. Dezember können Zuschüsse beantragt werden, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Nutzen Sie unbedingt diese Gelegenheit! Und ich werde dafür kämpfen, dass auch der neue Senat diese Art der Soforthilfe weiter anbietet.

Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

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