Suppe, Seife, Seelenheil: Das Café Treffpunkt kümmert sich seit 25 Jahren um Ausgegrenzte
Prenzlauer Berg. Zu DDR-Zeiten war die Heilsarmee völlig aus dem Ostteil der Stadt verbannt. Aber vor 25 Jahren wagte sie einen Neuanfang. Sie eröffnete das „Café Treffpunkt“ in Prenzlauer Berg.
Inzwischen wird die Arbeit dieser kirchlichen Organisation im Bezirk über Partei- und Konfessionsgrenzen hinweg geschätzt. Das wurde bei einem Festakt deutlich, zu dem das Heilsarmee-Korps Prenzlauer Berg einlud. Gemeinsam mit Menschen, die das Sozialprojekt „Café Treffpunkt“ seit Jahren unterstützen, blickte Siegfried Fischer auf das vergangene Vierteljahrhundert zurück.
Er eröffnete im Frühjahr 1991 die Einrichtung in der Kuglerstraße 11. Seitdem wird dieses Café von ihm geleitet. Seine Frau Angela, Sozialarbeiterin Christine Möller und viele Ehrenamtliche unterstützen ihn. Fischer war zuvor Beamter bei der Bundesknappschaft, hängte seinen sicheren Job an den Nagel, um mit der Heilsarmee Sozialarbeit in Prenzlauer Berg zu leisten.
Sein Ziel von Anfang an: Das Café soll nicht nur ein Treffpunkt für „Menschen am Rande der Gesellschaft“ sein, sondern allen offenstehen, die Gesprächspartner suchen. „Der eine ist nur einsam, andere haben Suchtprobleme, keine Arbeit oder keine Wohnung. Hilfe brauchen fast alle, die zu uns kommen“, sagt Fischer. Getreu dem Motto der Heilsarmee, für Suppe, Seife und Seelenheil zu sorgen, kann man in der Einrichtung etwas essen, sich waschen und sich einkleiden. Gemeinsam mit Sozialarbeiterin Christine Möller unterstützt Fischer alle, die Hilfe und Beratung beim Umgang mit Behörden brauchen oder sich einfach mal offen mit jemandem über ganz persönliche Dinge unterhalten wollen.
Auch wenn sich das Team des Café Treffpunkt um die großen und kleinen Sorgen seiner Gäste kümmert, große Sorgen hatte es in den zurückliegenden Jahren auch selbst. Manchmal wusste das Team nämlich nicht, wie es finanziell weitergehen sollte. Oder es wurde eingebrochen und technisches Gerät gestohlen. Trotzdem ging es all die Jahre weiter.
Seit einigen Jahren gibt es einen Unterstützerkreis. Der hilft, bei Problemen oder organisiert Aktionen zugunsten der Einrichtung. Dessen Koordinator ist Reinhard Kraetzer (SPD). Der erste Prenzlauer Berger Sozialstadtrat nach 1990 war es auch, der das Engagement der Heilsarmee im damaligen Bezirk anregte. Dass nicht nur er, sondern auch alle seine vier Nachfolger zum Jubiläum kamen, beweist, wie sie alle die Arbeit von Siegfried Fischer und seinem Team schätzen lernten.
Dass dessen Engagement parteiübergreifend geschätzt wird, bezeugen auch weitere Gäste des Festakts wie Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Die Linke), Bundestagsabgeordneter Klaus Mindrup (SPD) und Bürgermeister Matthias Köhne (SPD). Der Kommandeur der Heilsarmee für Deutschland, Polen und Litauen, Oberst Patrick Naud, dankte Siegfried und Angela Fischer ganz besonders für ihr langjähriges Engagement. Er zeichnete sie mit einer Anerkennungsurkunde aus. BW
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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