Globetrotter
Sven Marx radelte mit der Inklusionsfackel einmal um die Welt
Es waren bewegende Szenen, die sich am 8. September mittags vor dem Brandenburger Tor abspielten. Dort bereiteten Dutzende Freunde, Verwandte und Vereinskollegen sowie zahlreiche Pressevertreter, eine Musikband und sogar eine Polizeieskorte dem Globetrotter Sven Marx einen herzlichen Empfang.
Es war das Ende einer fast unglaublichen Reise rund um die Welt: Der 50-jährige Berliner ist in 17 Monaten einmal um den Globus geradelt, hat auf fast 32 000 Kilometern über zwei Dutzend Länder durchfahren und zahlreiche Hauptstädte besucht. In seinem Gepäck: eine Inklusionsfackel des Vereins Netzwerk Inklusion Deutschland, das Symbol einer Botschaft, die für Sven Marx eine ganz persönliche ist.
„Das Motto meiner Tour lautete ‚Inklusion braucht Aktion‘ und so wollte ich den Inklusionsgedanken, nämlich die Akzeptanz und gesellschaftliche Einbeziehung von Menschen mit Behinderung, um die ganze Welt tragen“, erklärt Sven Marx. Den finalen Freudensprung vor dem Brandenburger Tor hatte der gelernte Dachdecker und einstige Tauchlehrer lange geübt, denn sein Gleichgewichtssinn ist stark eingeschränkt. 2009 wurde ein Tumor an seinem Hirnstamm festgestellt, die anschließende Operation hätte ihn fast das Leben gekostet.
Es folgten Intensivstation, Reha, der lange Kampf zurück ins Leben und eine zweite schlimme Diagnose: Hautkrebs. „Die Krankheiten haben mein Leben komplett verändert, aber Aufgeben ist keine Option für mich“, sagt Sven Marx und ergänzt: „Vieles wurde zwar unmöglich, aber gleichzeitig habe ich mir mit dem Radfahren neue Bereiche erobert.“ Denn während beim Laufen jeder Schritt ausbalanciert werden müsse, sei die Balance beim Radfahren durch die Vorwärtsbewegung viel leichter zu halten.
Und so begann Sven Marx der tödlichen Krankheit buchstäblich davonzuradeln. Er trainierte täglich. Nach zwei Monaten war er soweit, dass er die sieben Kilometer von seiner Haustür bis zum Brandenburger Tor schaffte. 2010 folgte die erste Deutschlandtour, 2015 durchquerte Sven Marx bereits zum wiederholten Mal Europa und besuchte nebenbei noch den Papst im Vatikan.
Von seinen vielen Touren und vor allem seiner letzten großen Reise hat der Globetrotter eine Fülle von beeindruckenden Geschichten mitgebracht: Zum Beispiel von seiner Begegnung mit dem deutschen Pastor Manfred Brockmann in Wladiwostok, der nun im hohen Alter ohne Nachfolger seine Kirchengemeinde verlassen muss. Oder von einem Vortrag in Kuala Lumpur über seine Geschichte – an dessen Ende alle 80 Teilnehmer ihn umarmten. Oder von den vielen schönen Stränden weltweit, die leider schon mit Plastik vermüllt sind. Aber seine wichtigste Erfahrung macht dann wieder Mut: „Ich habe überall nur gute Menschen getroffen.“ Und so ist auch sein erstes Buch mit dem Titel „Aber du bist doch behindert. Vom Pflegefall zum Mutmacher auf dem Fahrrad“, in dem er seine Erlebnisse gebündelt hat, von Hoffnung geprägt.
Und Sven Marx wäre wohl nicht Sven Marx, wenn er nicht bereits neue Pläne schmieden würde: „Es gibt die Idee, 2020 mit einem blinden Freund auf einem Tandem zu den Paralympics nach Japan zu fahren, aber da ist noch einiges bezüglich der Zeitplanung und Finanzierung zu regeln.“ Zudem ist nach der geglückten Weltumradelung ein zweites Buch geplant. Der Arbeitstitel steht auch schon fest, es ist sein Lebensmotto: „Aufgeben ist keine Option!“
Weitere Informationen gibt es auf www.sven-globetrotter.com/de.
Autor:Michael Vogt aus Prenzlauer Berg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.