Das Internet als Rettungsanker
Verein Neue Chance Berlin hilft Wohnungslosen beim Schritt in die digitale Welt

Ingo Bullermann ist Vorsitzender des Vereins Neue Chance. | Foto:  Ingo Bullermann
  • Ingo Bullermann ist Vorsitzender des Vereins Neue Chance.
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Der Weg aus der Wohnungslosigkeit ist oftmals ein schwieriger. Nahezu unbegehbar wird er allerdings dann, wenn auch der Zugang zum Internet versperrt ist. Der Verein Neue Chance hat dies erkannt und will mit seinem Projekt „Digitales Zuhause“ obdachlosen Menschen den Schritt in die digitale Welt ermöglichen.

„Die Idee zum Projekt entstand 2020 während der Corona-Pandemie“, erklärt Ingo Bullermann, Sozialarbeiter und Vorsitzender des Vereins. Gemeinsam mit der Neue Chance gGmbH in Berlin unterhält der Verein ein Dutzend Standorte, über die rund 500 zumeist Einzelwohnungen betreut werden. Die dort für eine Übergangszeit von sechs Monaten bis drei Jahren untergebrachten, zuvor obdachlosen Menschen hatten besonders während der Pandemie mit besonderen Schwierigkeiten zu kämpfen. „Die Kommunikation wurde durch den Lockdown dadurch sehr erschwert, dass viele Menschen in unseren Wohnungen einfach digital abgehängt waren“, sagt Ingo Bullermann. „Es fehlten Endgeräte und nicht zuletzt auch die Kompetenz im Umgang mit der Technologie.“

Praktische Fähigkeiten

Das Projekt „Digitales Zuhause“ setzt genau dort an, indem digitale Endgeräte wie Smartphones, Laptops und Tablets zur Verfügung gestellt werden. Parallel dazu werden Schulungen nach den Bedürfnissen der Teilnehmer durchgeführt. Diese umfassen die Einrichtung der Geräte, den Umgang mit Apps, Programmen, E-Mail-Diensten und sozialen Medien. Wichtig für den Weg zurück in ein normales Leben sei, so Bullermann, vor allem die Ausbildung ganz praktischer Fähigkeiten. Gemeint ist unter anderem die Recherche von Wohnungsanzeigen oder der Umgang mit Bearbeitungsprogrammen, die zum Beispiel die Digitalisierung von Dokumenten für Ämter, Behörden und andere Institutionen ermöglichen. Aber auch für das Absolvieren einer Ausbildung, für die Teilnahme an einem Sprachkurs oder für die Möglichkeit, den Kontakt zum sozialen oder familiären Umfeld zu halten, sei der Zugang zum Internet besonders wichtig.

Schwierige Beschaffung von Endgeräten

Der Erfolg gibt der Idee des „Digitalen Zuhauses“ recht. „Seit Mai 2020 haben wir es mit rund 25 Sozialarbeitern geschafft, ungefähr 200 Teilnehmende aus allen Altersschichten an die digitale Welt anzubinden“, erklärt Bullermann. Das inzwischen mehrfach ausgezeichnete Projekt weiter auszubauen erfordert derweil natürlich eine entsprechende finanzielle Förderung. In der Anlaufphase halfen zum Beispiel die Unterstützung der Aktion Mensch sowie zahlreiche Geld- und Sachspenden. Doch die Beschaffung von digitalen Endgeräten über Einzelspender gestaltete sich schwierig, da die Geräte oft nur eingeschränkt nutzbar oder oft defekte waren, die zunächst aufwendig behoben werden mussten. „Mittlerweile besteht eine gut funktionierende Kooperation mit ‚Green It Solution‘, einem Unternehmen, das sich auf generalüberholte Elektronik spezialisiert hat und uns aufbereitete Geräte zur Verfügung stellt.“

Um das Projekt langfristig abzusichern, sucht der Verein weitere Kooperationen. Ingo Bullermann: „Das können große Unternehmen sein, deren Mitarbeiter in bestimmten Zyklen mit neustem Equipment ausgestattet werden. Die aussortierten Altgeräte wären uns für unser Projekt natürlich sehr willkommen.“

Weitere Informationen zum Verein Neue Chance und zum Projekt „Digitales Zuhause“ gibt es auf neuechance.berlin.

Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

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