Den Alltag neu lernen
Vor 25 Jahren legte das TrockenRaum-Team los
Im FDW-TrockenRaum lernen alkoholkranke Menschen, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.
Dieser Tage kann die Einrichtung auf ein arbeitsreiches Vierteljahrhundert zurückblicken. Dem engagierten Team um Leiter Gerd Krause verdanken viele Alkoholiker, dass sie, inzwischen trocken, wieder allein im Alltag klar kommen.
Betreut werden täglich von 8.30 bis 15.30 Uhr Menschen zwischen 40 und 70 Jahre. Sie kommen aus allen Schichten. Es sind Doktoren, Physiker, aber auch Bau- oder Hilfsarbeiter darunter. Fast alle kommen aus Prenzlauer Berg.
Manche wollen vom Alkohol los kommen und wenden sich selbst an den TrockenRaum. Bei anderen geht der Impuls von den Familien oder vom zuständigen Fachbereich im Bezirksamt aus. Für alle wird ein Behandlung- und Rehabilitationsplan erarbeitet. Dieser ist dann auch die Grundlage für die Finanzierung durch das Bezirksamt gemäß Sozialgesetzbuch.
Ziel der gemeinsamen Arbeit im TrockenRaum ist, die Menschen so zu stabilisieren, dass sie nach Möglichkeit ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen und einer geregelten Beschäftigung nachgehen können. Darauf bereiten die TrockenRaum-Mitarbeiter sie in zahlreihen Gesprächen, aber auch ganz praktisch mit täglichem Training vor.
Das wichtigste ist, dass viele Klienten erst einmal lernen müssen, ihren Tag wieder zu strukturieren. Dabei helfen ihnen Suchttherapeuten, Sozialarbeiterinnen und Ergotherapeutinnen.
Gemeinsam werden zum Beispiel die Mahlzeiten vorbereitet, berichtet Gerd Krause. Es werden Ausflüge unternommen. Und es werden Klienten beim Arbeiten in der hauseigenen Werkstatt unterstützt. Die dekorativen und kunsthandwerklichen Gegenstände aus Holz und Ton sowie Korbgeflechte werden regelmäßig auf Basaren gegen Spenden angeboten.
Eingerichtet wurde der TrockenRaum 1993 zunächst an der Raumer Straße 23. Seinerzeit fragte das Bezirksamt bei der Bezirksgruppe des Vereins Freie Demokratische Wohlfahrt (FDW) an, ob man ein Projekt für alkoholkranke Menschen initiieren könnte.
Zunächst begann man mit acht Plätzen für alkoholkranke Menschen. Der Bedarf war aber größer. So zog das Projekt 1997 in seine heutigen Räume an der Bernhard-Lichtenberg-Straße 3 um. Hier stehen 16 Plätze zur Verfügung.
Vor sechs Jahren wurde ein weiteres Projekt gestartet: betreutes Einzelwohnen. Unter dem Motto „Der trockene Weg“ werden Menschen therapeutisch in ihrer eigenen Wohnung betreut. Unter anderem werden sie angeleitet, sich selbst möglichst gesund zu versorgen. Außerdem geht es darum, die Wohnung auf Vordermann zu halten. Die betreffenden Klienten schaffen es ohne Unterstützung nicht, das Leben in ihrer Wohnung allein zu organisieren. Vor allem auch, um eine Kündigung und damit Obdachlosigkeit zu verhindern, hilft ihnen dieses Projekt.
Mit dem TrockenRaum sprang vor 25 Jahren auch der damalige Bezirk Prenzlauer Berg sozusagen ins kalte Wasser, berichtet Annette Berg, damals, wie heute Psychiatrie-Koordinatorin des Bezirksamts. Man hatte keine Erfahrungen mit solch einer Einrichtung. Anfangs mussten sogar die Klienten überzeugt werden, sich in der Tagesstätte helfen zu lassen. Inzwischen ist der TrockenRaum die größte Tagesstätte dieser Art im Bezirk.
Weitere Informationen unter Telefon 428 89 89, über trockenraum@fdw-berlin.de sowie auf www.fdw-trockenraum.de.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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