Völlig blind aufdas Tor schießen: Junge Fußballer machten eine neue Sporterfahrung

Training mit dem Klingelball: Beim Blindenfußball hilft ein sehender „Caller“ den Fußballern bei der Orientierung. | Foto: Bernd Wähner
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Prenzlauer Berg. Blind und Fußball? Dass Menschen ohne Augenlicht trotzdem Spaß am Kicken haben, erfuhren junge Fußballer der SG Rotation Prenzlauer Berg von Berliner Blinden-Fußballern in einer besonderen Trainingseinheit.

Edis Velikovic und Mohammed Sleiman können nichts sehen. Die beiden 19-Jährigen spielen trotzdem mit Leidenschaft in der Spielgemeinschaft SG Eintracht Braunschweig/Viktoria 89 Berlin. Diese tritt in der Blindenfußball-Bundesliga (www.blindenfussball.de) an.

Ebenso leidenschaftlich kicken die Jungen der dritten D-Mannschaft von Rotation Prenzlauer Berg. Sie trainieren jeden Dienstagnachmittag auf dem Kunstrasensportplatz an der Dunckerstraße. Doch ihr jüngstes Training lief ganz anders ab als gewohnt. Sie hatten nämlich dicke Brillen und einen Prallschutz auf dem Kopf.

So präpariert konnten sich die jungen Fußballer eine Trainingseinheit lang so fühlen, wie sich Edis und Mohammed bei jedem Training und bei jedem Spiel fühlen. Dass man ohne zu sehen tatsächlich Fußball spielen kann, merkte der Rotation-Nachwuchs schnell. Denn: „Fußball ist Ding Dang Dong. Es gibt nicht nur Ding.“ Das wusste schon

Giovanni Trapattoni als Trainer des FC Bayern München. Diese Erkenntnis ist auch eine gute Beschreibung des Sportgerätes im Blindenfußball. Denn der Ball ist mit einer Klingelkugel versehen. Er wird von den Spielern rein über das Gehör wahrgenommen.

Blindenfußball ist seit 2004 eine paralympische Disziplin. Sie wurde speziell für Sehbehinderte entwickelt. Beim Blindenfußball spielen in jeder Mannschaft vier blinde Feldspieler und ein sehender Torwart. Der Ball rasselt bei jeder Bewegung gut hörbar. Zusätzlich gibt ein sogenannter „Caller“ den Spielern Orientierung. Der angreifende Spieler macht sich dem Ballführenden mit dem Ruf „Voy, voy, voy“ bemerkbar. Voy ist spanisch und heißt „Ich komme“.

Wie das alles funktioniert, konnten Nachwuchsspieler mehrerer Mannschaften der SG Rotation selbst ausprobieren. Weite Pässe, Flanken und Kopfbälle sind beim Blindenfußball tabu. Stattdessen ist ein gutes Dribbling das Erfolgsrezept. Einig waren sich die jungen Fußballer: Das Schwierigste beim Blindenfußball ist die Orientierung. Sascha Kummer, der Jugendleiter der SG Rotation Prenzlauer Berg, ist von den Trainingseinheiten begeistert: „Sie sind ein wichtiges Stück Lebenserfahrung, das wir unseren Jugendlichen mit auf den Weg geben. Es geht darum, Unsicherheiten und Berührungsängste gegenüber Menschen mit Einschränkungen abzubauen. Außerdem werden Werte wie Toleranz, Verständnis und Hilfsbereitschaft gestärkt.“

Dass sich die jungen Spieler einmal in die Situation von Edis Velikovic und Mohammed Sleiman hineinversetzen konnten, ist dem Förderprojekt „Neue Sporterfahrung“ zu verdanken. Dieses führt die Deutsche Telekom bundesweit in Kooperation mit den Partnern Deutscher Fußball-Bund und Deutscher Behindertensportverband durch. BW

Weitere Informationen gibt es auf www.anstoss.telekom.com/neue-sporterfahrung.
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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