Langlegen unmöglich
Anwohner halten Aufstehhilfen an Bänken für obdachlosenfeindlich

Auf der Freifläche in der Choriner Straße 47 wurden Bügel angebracht, die beim Aufstehen helfen sollen. Diese verhindern nun aber, dass sich Menschen auf die Bank langlegen können. | Foto:  Bernd Wähner
  • Auf der Freifläche in der Choriner Straße 47 wurden Bügel angebracht, die beim Aufstehen helfen sollen. Diese verhindern nun aber, dass sich Menschen auf die Bank langlegen können.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Sogenannte Aufstehhilfebügel an Bänken in Parks sorgen für Diskussionsstoff in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Anlass ist die Anfrage einer Anwohnerin. Sie berichtete, dass in der dortigen Grünanlage, Choriner Straße 47, in den vergangenen Monaten an allen Bänken Metallstreben angeschraubt wurden.

Diese verhindern nun, dass man sich auf den Bänken hinlegen kann. Auch Obdachlose hätten die Bänke gerne zum Schlafen genutzt, meint die Anwohnerin. Sie und ihre Nachbarn hielten daher das Anbringen solcher Streben für eine „obdachlosenfeindliche Maßnahme“ ist.

Die Stadträtin für Ordnung und öffentlichen Raum, Manuela Anders-Granitzki (CDU), stellte klar, dass man mit dem Anbringen dieser Streben keinesfalls die Intention hatte, Obdachlose zu vertreiben. Vielmehr sollten diese Streben dazu dienen, älteren und in ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen, die in diesem Kiez leben, das Aufstehen von den Bänken zu erleichtern.

Bedürfnisse aller berücksichtigen

Dass damit allerdings zugleich Obdachlosen die Möglichkeit genommen wird, auf diesen Bänken zu liegen, moniert die Linksfraktion in der BVV. Sie stellte deshalb auf der jüngsten BVV-Sitzung den Antrag, dass beim Aufstellen von neuen Sitzmöbeln die Bedürfnisse aller Menschen angemessen berücksichtigt werden sollen. „Auch wohnungslose Menschen haben ein Recht sich auszuruhen. Bänke und Stadtmöbel dürfen nicht so gestaltet werden, dass sie obdachlose Menschen verdrängen. Defensive Architektur, wie zuletzt in der Choriner Straße 47 angebracht, ist keine Lösung“, begründet die Linksfraktion ihren Antrag. Ihr Fraktionsvorsitzender Maximilian Schirmer betont die Notwendigkeit, den öffentlichen Raum inklusiver zu gestalten: „Das Ziel muss die Beendigung von Obdachlosigkeit sein und nicht die Vertreibung obdachloser Menschen aus dem öffentlichen Raum. Der öffentliche Raum gehört allen: Jung und Alt, Menschen mit und ohne Wohnung. Es ist unsere Verantwortung sicherzustellen, dass dieser Raum für jeden zugänglich ist und die Bedürfnisse aller Bürgerinnen und Bürger berücksichtigt werden.“

Die Barrierefreiheit für behinderte und ältere Mitmenschen sei hiervon unberührt. Selbstverständlich muss es Stützhilfen zum Aufstehen geben. Deshalb will die Linksfraktion mit ihrem Antrag das Bezirksamt dazu anhalten, vor der Aufstellung oder Umgestaltung von Sitzgelegenheiten und Stadtmöbeln Gespräche mit Straßensozialarbeitern sowie gegebenenfalls mit Anwohnern zu führen, um die Bedarfe von Menschen in die Planung einzubeziehen und zusammenzuführen, anstatt Menschengruppen auszuschließen. Mit dem Antrag der Linksfraktion befassen sich nun zunächst mehrere Ausschüsse, ehe die Verordneten darüber entscheiden.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

89 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 675× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.343× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 1.000× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.441× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.344× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.