Klar Schiff in Parks und an Seen
Das „Alles im Fluss“-Infomobil informiert über die zunehmende Vermüllung und was man dagegen tun kann
„CleanUp“-Aktion an einem Sonnabendvormittag im Volkspark Humboldthain. Das große blauweiße Lastenfahrrad ist kaum zu übersehen. Und Projektleiterin Anne Sebald und ihre vier Mitstreiter in blauweißen T-Shirts erklären vorbeikommenden Spaziergängern, was es damit auf sich hat.
Es ist das Infomobil des Projekts „Alles im Fluss“ (AiF), mit dem das Team regelmäßige Säuberungsaktionen durchführt und auf die zunehmende Vermüllung von Parkanlagen und Gewässern in der Hauptstadt aufmerksam machen will. „Das ist heute unser 26. Einsatz – bei rund 250 gefahrenen Kilometern“, erklärt Anne Sebald. Die frühere Mediaproducerin für Unternehmen hatte irgendwann Lust auf eine Tätigkeit mit besonderer Nachhaltigkeit.
Seit zweieinhalb Jahren arbeitet sie beim Verein wirBerlin, einem der Träger des Projekts „Alles im Fluss“, das seit 2017 existiert. Dahinter steht ein großes Netzwerk aus Unternehmen, Bürgerschaft, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Institutionen mit dem gemeinsamen Ziel der Reinhaltung der Berliner Gewässer und Ufer. Bald wurden auch öffentliche Grünflächen und Parks in die Aktionen mit einbezogen und neue Ideen wie zum Beispiel das Infomobil entwickelt. „Damit haben wir seit September 2020 sehr viele Ziele angefahren, darunter natürlich auch die Hotspots in Mitte, Kreuzberg und Neukölln“, sagt Anne Sebald.
Zu den zuvor im Internet angekündigten Ortsterminen informieren die Projektmitarbeiter über die Müllprobleme, liefern gleichzeitig Tipps und Ideen zur Vermeidung von Müll, animieren direkt zum Müllsammeln vor Ort und stellen dazu entsprechende Gerätschaften bereit. Die aufbereiteten Informationen am Aufbau des Lastenrades beinhalten Zahlen und Statistiken über Gewässer, Plastik und Vermüllung. Ein eingebauter Akku inklusive eines Solarpanels versorgt nachhaltig alle elektrischen Elemente des Rads mit Strom.
Die Pandemie habe dazu geführt, dass trotz verstärkter Anstrengungen von BSR und Bezirken die Vermüllung noch zugenommen habe, so Anne Sebald. Das liege neben der verstärkten Nutzung der Parkanlagen während des Lockdowns vor allem daran, dass das Essen aus den Restaurants notgedrungen mitgenommen werden musste. Für die teils großen Styropor- und Plastikverpackungen seien in den Parks viele Mülleimer nicht ausgelegt. Die Folge seien überquellende Behälter und herumliegender Abfall. Deshalb wollen Anne Sebald und ihr Team die Berliner in erster Linie dazu sensibilisieren, Verpackungsmüll zum nächsten Container zu bringen, mit nach Hause zu nehmen und dort zu entsorgen oder am besten gleich ganz zu vermeiden, indem nachhaltige Mehrwertbehälter benutzt werden.
Bis zu 150 Helfer
Die große Resonanz der „CleanUp“-Aktionen zeigt, dass das Projekt damit auf dem richtigen Weg ist und einen Nerv in der Bevölkerung trifft. „Viele kommen gezielt zu den Treffen um mitzuhelfen – darunter viele Familien mit Kindern. Dazu kommen Passanten, die zufällig vorbeikommen und spontan mithelfen“, erklärt Anne Sebald. „Im Schnitt sind bei den Aktionen immer 50 bis 70 Leute am Start, zuweilen können es sogar bis zu 150 werden.“ Es braucht also nur neue Ideen wie das AiF-Mobil, um Menschen zu bewegen, das Problem aktiv anzugehen. Oft mit viel Fantasie und Witz, was zum Beispiel die „Gum-Wall“ für gekaute Kaugummis oder die Behälter „Stimm ab mit deiner Kippe“ (Ballot Bin) zeigen. Oder auch das „Plogging“: Der Trendsport aus Schweden vereint eine bestimmte Kombination von Bewegungsabläufen mit dem Müllsammeln. Also Joggen, sich bücken und dabei der Umwelt etwas Gutes tun.
Informationen über „Alles im Fluss“ sowie Veranstaltungen und Aktionen gibt es auf www. allesimfluss.berlin.
Autor:Michael Vogt aus Prenzlauer Berg |
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