Wo einst der Fernsehturm stehen sollte
Der Lenné-Meyer-Ehrenhain auf der Werneuchener Wiese soll aufgewertet werden
Der Lenné-Meyer-Ehrenhain auf der Werneuchener Wiese könnte in absehbarer Zeit restauriert werden. Das ist ein Ergebnis einer Diskussionsveranstaltung, die Anwohner aus dem Bötzowviertel mit Fachleuten und Bezirkspolitikern organisierten.
Mit dabei waren neben Vertretern von Gartenbauverbänden und der Beuth-Hochschule auch Bürgermeister Sören Benn (Die Linke), Stadtentwicklungsstadtrat Vollrad Kuhn (Bündnis 90/Die Grünen) sowie die Abgeordneten Tino Schopf (SPD) und Michail Nelken (Die Linke). Die Entwicklung der Werneuchener Wiese recherchieren seit Jahren Joachim Poweleit und Petra Wilfert aus dem benachbarten Bötzowviertel. Über das, was sie bisher über diese Fläche am Volkspark Friedrichshain herausfanden, könnte man ein ganzes Buch schreiben.
Vor 150 Jahren lag diese Fläche noch vor den Toren Berlins. Als sich die Stadt immer mehr nach Norden ausdehnte, wurde auch dieses Areal parzelliert. Ab 1895 entstand dort ein Wohnviertel mit 48 Häusern im Jugendstil, in denen sich rund 1500 Wohnungen befanden, berichtet Joachim Poweleit. Zum Verhängnis wurde diesem Quartier, dass im Zweiten Weltkrieg im benachbarten Volkspark Flaktürme errichtet wurden. Als gegen Kriegsende die Rote Armee auf Berlin vorrückte und die Bombenangriffe zunahmen, wurde ein Teil der Häuser abgerissen, damit die Geschütze ein besseres Schussfeld haben.
Jüngsten Recherchen zufolge standen etliche der Häuser aber noch bis weit in die 50er-Jahre hinein. Abgerissen wurden sie erst 1960, als die Fläche als Standort für den Berliner Fernsehturm favorisiert wurde. Die Planungen liefen bereits an, doch dann wurde 1961 die Grenze dicht gemacht. Planungsressourcen und Material wurden für den Mauerbau benötigt. Und als dann die DDR-Regierung entschied, am Alexanderplatz ein neues Ost-Berliner Hauptstadtzentrum zu bauen, wurde das Vorhaben Fernsehturm dorthin verlegt.
Für die Werneuchener Wiese gab es indes im Laufe der Jahrzehnte weitere Ideen. Mal sollte dort ein Trainingspark für die Gesellschaft für Sport und Technik (GST) entstehen und in den 80er-Jahren wurde ein Haus der Jugend geplant. Und auch nach dem Mauerfall habe es immer wieder neue Ideen gegeben, so Petra Wilfert. Unter anderem war in den 90er-Jahren der Bau eines Gymnasiums auf der Fläche geplant. Und später kam ein Investor mit der Idee, ein russisches Kulturzentrum zu errichten. Doch aus all diesen Ideen wurde nie etwas.
Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) beschloss inzwischen, dass die Werneuchener Wiese als Grünfläche dauerhaft erhalten bleiben soll. Auch der seit Mitte der 90er-Jahre darauf befindliche Ehrenhain für Berlins herausragende Gartenarchitekten Gustav Meyer und Peter Joseph Lenné soll aufgewertet werden. Heute ist er in einem erbärmlichen Zustand. Zwar sprach sich die BVV schon 2017 für eine bessere Pflege und in einem weiteren 2019 für eine Aufwertung des Ehrenhains aus, aber getan hat sich bisher nichts. Stadtentwicklungsstadtrat Vollrad Kuhn erklärt, dass das Straßen- und Grünflächenamt dafür derzeit weder Planungs- noch finanzielle Kapazitäten habe.
Deshalb wurde Carsten Meyer mit seinen Mitstreitern von der GartenInitiative Arnswalder Platz inzwischen selbst aktiv. Sie stehen unter anderem mit der Beuth-Hochschule und Gartenbauverbänden in Kontakt. Professor Jörg-Ulrich Forner bietet an, dass die Planung für die Aufwertung des Ehrenhains im Rahmen eines studentischen Wettbewerbs erfolgt. Und der Abgeordnete Tino Schopf berichtet, dass seine Fraktion den Antrag stellte, für den Meyer-Lenné-Gedenkort 250 000 Euro aus dem Landeshaushalt zur Verfügung zu stellen. Wenn der Ehrenhain dann tatsächlich aufgewertet ist, würde die GärtnerInitiative einen Teil der Pflege übernehmen, erklärt Meyer. Der Bezirk plant indes neben dem Ehrenhain eine „Schuldrehscheibe“ zu bauen. Also ein temporäres Schulgebäude, das für zehn Jahre als Sondernutzung auf der Wiese stehen bleiben soll. Dort werden dann Schüler unterrichtet, deren Schulgebäude wegen nötiger Sanierung leer gezogen werden müssen.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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