Waschbär in der Mülltonne?
Experten vom Naturschutzbund Berlin beraten am Telefon zum Umgang mit Wildtieren
Wie treibt man einen umtriebigen Waschbären aus dem Schuppen? Was tun mit einem Mauersegler, der aus dem Nest gefallen ist? Und kam einem der Fuchs bei der überraschenden Begegnung mitten in der Stadt nicht verdächtig zutraulich vor? Diese und andere Fragen zu Wildtieren in Berlin kann Katrin Koch beantworten. Sie ist Naturschutzreferentin und Ansprechpartnerin am Wildtiertelefon des Naturschutzbundes.
Ihr Hobby Naturschutz und Wildtiere hat die gelernte Landwirtin Katrin Koch schon früh zum Beruf gemacht. „Bereits vor der Wende war ich in der Fachgruppe Ornithologie des Kulturbundes der DDR aktiv. Gemeinsam mit dem Deutschen Bund für Vogelschutz ist aus dieser Gruppe später der Naturschutzbund Nabu entstanden, bei dem ich seit 1992 tätig bin.“ Im Projekt Wildtiertelefon, das 2014 von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz sowie dem Nabu ins Leben gerufen wurde, ist Katrin Koch seit der ersten Stunde mit dabei. So weiß sie mittlerweile alles über die Probleme und Sorgen, die die Menschen mit den vielen in der Hauptstadt heimischen Tierarten haben.
Im vergangenen Jahr wurden 3874 Anrufe registriert, Tendenz weiter steigend. „Im Winter ist es ruhiger, aber besonders im Frühjahr und Sommer steht das Telefon manchmal kaum still“, sagt Katrin Koch. Grund sei die zunehmende Anpassung vieler Tiere an den Lebensraum Großstadt.
Mit Abstand Thema Nummer eins bei den Anrufen ist der Fuchs. „Es kommt zu häufigen Kontakten, weil die klugen Tiere die Scheu vor dem Menschen verloren haben – teils auch durch unerlaubte Anfütterungen“, erklärt Koch. „Zwar können Füchse regelrecht lästig werden, aber die Angst vieler Anrufer vor Tollwut ist gänzlich unbegründet. Denn die gibt es in ganz Deutschland nicht mehr. Wie übrigens auch der gefürchtete Fuchsbandwurm zumindest in Berlin kein Thema ist.“
Auch Exoten darunter
Auch die in Parks, auf Dächern, Feuerleitern oder Hinterhöfen aktiven Waschbären seien oft Anlass für den Anruf bei der Wildtierberatung. In den Randgebieten kämen vor allem Wildschweine dazu, die, so Katrin Koch, besonders in trockenen Sommern auf der Suche nach Nahrung in die Vororte drängen. Aber nicht nur die heimischen Tierarten sorgen bei der Bevölkerung für Nachfragen, auch von exotischen Fällen weiß Katrin Koch zu berichten: „Da gab es mal den vermeintlichen Luchs, der auf einer Straße in Reinickendorf gesehen wurde und sich später als entlaufener Serval – eine afrikanische Wildkatze – entpuppte. Von Eidechsen im Weihnachtsbaum, der Kornnatter in der Biotonne, exotischen Fröschen in einer Lieferung indischer Waschmaschinen, ausgesetzten Riesenschnecken bis zu entwischten Würgeschlangen war bisher alles dabei.“
Ganz gleich um welche Tiere es sich handelt, einen universellen Rat hat Katrin Koch für die Begegnung mit ihnen: „Ruhig bleiben und sich informieren, bevor man vielleicht aus Angst oder Unwissen zu rabiaten Mittel greift. Denn die Tiere können nichts dafür. Meist hat der Mensch sie hergebracht oder angelockt.“ Mit etwas Verständnis für die Tiere und mit den guten Tipps von Katrin Koch und ihrer Kollegin – zum Beispiel der Vermittlung konkreter Anlaufstellen für bestimmte Tierarten – lassen sich letztlich viele Probleme lösen.
Die Nabu-Wildtierberatung ist unter Tel. 54 71 28 91 montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr und freitags von 9 bis 15 Uhr sowie per E-Mail an wildtiere@nabu-berlin.de zu erreichen. Wenn besetzt ist oder an Wochenenden und Feiertagen ist ein Anrufbeantworter geschaltet. Die Nachrichten werden baldmöglichst abgehört und bearbeitet. Weitere Informationen gibt es auf https://bwurl.de/13x6.
Autor:Michael Vogt aus Prenzlauer Berg |
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