Waschbär in der Mülltonne?
Experten vom Naturschutzbund Berlin beraten am Telefon zum Umgang mit Wildtieren

Waschbären sind nach dem Fuchs häufigstes Gesprächsthema am Wildtiertelefon.  | Foto: Jens Scharon
3Bilder
  • Waschbären sind nach dem Fuchs häufigstes Gesprächsthema am Wildtiertelefon.
  • Foto: Jens Scharon
  • hochgeladen von Michael Vogt

Wie treibt man einen umtriebigen Waschbären aus dem Schuppen? Was tun mit einem Mauersegler, der aus dem Nest gefallen ist? Und kam einem der Fuchs bei der überraschenden Begegnung mitten in der Stadt nicht verdächtig zutraulich vor? Diese und andere Fragen zu Wildtieren in Berlin kann Katrin Koch beantworten. Sie ist Naturschutzreferentin und Ansprechpartnerin am Wildtiertelefon des Naturschutzbundes.

Ihr Hobby Naturschutz und Wildtiere hat die gelernte Landwirtin Katrin Koch schon früh zum Beruf gemacht. „Bereits vor der Wende war ich in der Fachgruppe Ornithologie des Kulturbundes der DDR aktiv. Gemeinsam mit dem Deutschen Bund für Vogelschutz ist aus dieser Gruppe später der Naturschutzbund Nabu entstanden, bei dem ich seit 1992 tätig bin.“ Im Projekt Wildtiertelefon, das 2014 von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz sowie dem Nabu ins Leben gerufen wurde, ist Katrin Koch seit der ersten Stunde mit dabei. So weiß sie mittlerweile alles über die Probleme und Sorgen, die die Menschen mit den vielen in der Hauptstadt heimischen Tierarten haben.

Im vergangenen Jahr wurden 3874 Anrufe registriert, Tendenz weiter steigend. „Im Winter ist es ruhiger, aber besonders im Frühjahr und Sommer steht das Telefon manchmal kaum still“, sagt Katrin Koch. Grund sei die zunehmende Anpassung vieler Tiere an den Lebensraum Großstadt.

Einen hilflosen Mauersegler gefunden? Die NABU-Wildtierberatung hilft weiter.  | Foto: Michael Vogt
  • Einen hilflosen Mauersegler gefunden? Die NABU-Wildtierberatung hilft weiter.
  • Foto: Michael Vogt
  • hochgeladen von Michael Vogt

Mit Abstand Thema Nummer eins bei den Anrufen ist der Fuchs. „Es kommt zu häufigen Kontakten, weil die klugen Tiere die Scheu vor dem Menschen verloren haben – teils auch durch unerlaubte Anfütterungen“, erklärt Koch. „Zwar können Füchse regelrecht lästig werden, aber die Angst vieler Anrufer vor Tollwut ist gänzlich unbegründet. Denn die gibt es in ganz Deutschland nicht mehr. Wie übrigens auch der gefürchtete Fuchsbandwurm zumindest in Berlin kein Thema ist.“

Auch Exoten darunter

Auch die in Parks, auf Dächern, Feuerleitern oder Hinterhöfen aktiven Waschbären seien oft Anlass für den Anruf bei der Wildtierberatung. In den Randgebieten kämen vor allem Wildschweine dazu, die, so Katrin Koch, besonders in trockenen Sommern auf der Suche nach Nahrung in die Vororte drängen. Aber nicht nur die heimischen Tierarten sorgen bei der Bevölkerung für Nachfragen, auch von exotischen Fällen weiß Katrin Koch zu berichten: „Da gab es mal den vermeintlichen Luchs, der auf einer Straße in Reinickendorf gesehen wurde und sich später als entlaufener Serval – eine afrikanische Wildkatze – entpuppte. Von Eidechsen im Weihnachtsbaum, der Kornnatter in der Biotonne, exotischen Fröschen in einer Lieferung indischer Waschmaschinen, ausgesetzten Riesenschnecken bis zu entwischten Würgeschlangen war bisher alles dabei.“

NABU-Naturschutzreferentin Katrin Koch gibt telefonische Tipps rund um Berliner Wildtiere.
 | Foto: NABU
  • NABU-Naturschutzreferentin Katrin Koch gibt telefonische Tipps rund um Berliner Wildtiere.
  • Foto: NABU
  • hochgeladen von Michael Vogt

Ganz gleich um welche Tiere es sich handelt, einen universellen Rat hat Katrin Koch für die Begegnung mit ihnen: „Ruhig bleiben und sich informieren, bevor man vielleicht aus Angst oder Unwissen zu rabiaten Mittel greift. Denn die Tiere können nichts dafür. Meist hat der Mensch sie hergebracht oder angelockt.“ Mit etwas Verständnis für die Tiere und mit den guten Tipps von Katrin Koch und ihrer Kollegin – zum Beispiel der Vermittlung konkreter Anlaufstellen für bestimmte Tierarten – lassen sich letztlich viele Probleme lösen.

Die Nabu-Wildtierberatung ist unter Tel. 54 71 28 91 montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr und freitags von 9 bis 15 Uhr sowie per E-Mail an wildtiere@nabu-berlin.de zu erreichen. Wenn besetzt ist oder an Wochenenden und Feiertagen ist ein Anrufbeantworter geschaltet. Die Nachrichten werden baldmöglichst abgehört und bearbeitet. Weitere Informationen gibt es auf https://bwurl.de/13x6.

Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 671× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 258.000 Haushalte in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf baut die Telekom Glasfaserleitungen aus.  | Foto: Telekom

Glasfaser-Internet hier im Bezirk
Telekom bietet 258.000 Haushalten einen Anschluss ans Glasfasernetz

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf. Damit können nun insgesamt rund 258.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu...

  • Zehlendorf
  • 20.01.25
  • 1.423× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 3.471× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.