Ausprobieren, was geht
Runder Tisch Mauerpark sucht weiter nach Kompromiss im Konflikt zwischen Anwohnern und Straßenmusikern
Nur noch ein paar Wochen, dann wird der Mauerpark wieder zum beliebten Ausflugsziel. Und mit den Parkbesuchern kommen auch wieder viele Straßenmusiker aus aller Welt.
Noch immer gibt es aber kein schlüssiges Konzept, wie die Lärmbelastung für Anwohner eingedämmt werden kann, die sich durch die laute Musik gestört fühlen. Beim dritten Runden Tisch Mauerpark zu diesem Thema gab es zwar einige Vorschläge, aber Bürgermeister Sören Benn (Die Linke) meint, dass man in der kommenden Saison wohl erst einiges ausprobieren werde. Noch gibt es keine endgültige Lösung für den Konflikt.
Dass sich Anwohner durch permanenten Lärm aus dem Mauerpark belästigt fühlen, wurde erst im vergangenen Jahr zum heiß diskutierten Thema. Für Grünanlagen gibt es eigentlich klare Vorschriften. Das Musizieren mit Verstärkern oder lautes Trommeln sind nicht erlaubt. Wer das vorhat, muss dafür eine Sondergenehmigung beim Umweltamt beantragen. Eine solche Sondergenehmigung gab es bisher nur für das Karaoke im Mauerpark an Sonntagnachmittagen, und zwar für 26 Veranstaltungen im Jahr. Doch etliche Anwohner sind von Freitagnachmittag bis Montagmorgen einer Dauerbeschallung ausgesetzt, vor allem wenn das Wetter schön ist. Da wird ohne Unterlass getrommelt, Bands spielen mit Verstärkern, und einzelne Musiker drehen ihre Verstärker so richtig auf. Das alles vermische sich zu einer Klangwolke, die auch noch 500 Meter entfernt durch die geschlossenen Fenster von Wohnungen dringe, berichtet ein Anwohner. Die Folge sind Beschwerden beim Ordnungsamt und Anzeigen bei der Polizei. Aber auch die Musiker machen mobil. Sie demonstrierten im Mauerpark und sie sammelten 7800 Unterschriften gegen eine befürchtete Vertreibung.
Das Bezirksamt und der Verein Freunde des Mauerparks initiierten daraufhin einen Runden Tisch Mauerpark. Im Rathaus Pankow trafen kürzlich vom Lärm genervte Anwohner auf Straßenmusiker. Gemeinsam suchte man nach Kompromissen. Für den Pankower Bürgermeister ist klar, dass der Mauerpark keine normale, sondern eine besondere Grünanlage ist. Man möchte sie deshalb nicht „totbefrieden“, indem mit aller Macht für Ruhe gesorgt wird. Andererseits könne man auch nicht zulassen, dass Anwohner durch permanenten Lärm erkranken.
Die Suche nach Lösungen, die sowohl Anwohner als auch Musiker befriedigen, gestaltet sich schwer. Das wurde auch beim dritten Runden Tisch deutlich. Von der Idee des Bezirksamtes, verstärkte Musik am Sonnabendnachmittag zeitlich begrenzt und nur an bestimmten Orten im Park zuzulassen, halten sowohl die Anwohner als auch die Musiker nichts. „Für uns ist es nur sinnvoll zu spielen, wenn Leute im Park sind, die uns zuhören“, sagt einer der Musiker. Und sonnabendnachmittags sei im Park noch nicht viel los.
Auf mehr Interesse stieß hingegen der Vorschlag von Musikern, künftig in einer Art Schallschutzmuschel zu musizieren. Die Muscheln könnten dann so ausgerichtet werden, dass die Anwohner weniger durch den Schall belastet werden. Außerdem hofft der Bezirk, dass die Situation durch den Einsatz von „Parkläufern“ verbessert werden kann. Sie könnten Musiker darum bitten, ihre Verstärker herunterzuregeln. Finanzieren will diese Stellen der Senat.
Klar ist inzwischen, dass es zum Start in die neue Saison noch keine alle Seiten befriedigende Lösung geben wird. Aber vielleicht bringt das Ausprobieren einiger Ideen Lösungsansätze.
Protokolle der bisherigen Sitzungen des Runden Tisches Mauerpark finden sich auf https://bwurl.de/147pp.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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