Probleme lösen mit der Gießkanne
Seit 24 Jahren setzen sich die Freunde des Mauerparks für ein friedvolles Miteinander ein

Die Müllentsorgung im Park geht alle an: Die Freunde des Mauerparks machen es vor.  | Foto: Alexander Puell
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  • Die Müllentsorgung im Park geht alle an: Die Freunde des Mauerparks machen es vor.
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Wo einst die Berliner Mauer die Stadt teilte, bietet heute ein Park „Grenzerfahrungen“ der ganz anderen Art: Der Mauerpark – auf dem ehemaligen Todesstreifen – ist längst zu einem Ort des Zusammenlebens und der Begegnung geworden.

Dass dieses Zusammenleben auch klappt und der Park für Mensch und Natur gleichermaßen Heimstätte bleibt, dafür setzen sich seit 24 Jahren der Verein Freunde des Mauerparks und seine zahlreichen Unterstützer ein. „Anfangs waren wir eine kleine lustige Truppe, die mit Mülltüten und Heckenscheren losgezogen ist“, erinnert sich der Vereinsvorsitzende Alexander Puell.

Der 48-jährige Kommunikationsdesigner ist direkter Anwohner und seit 2004 bei den Mauerpark-Freunden engagiert. Noch Mitte der 90er-Jahre habe man den Park als einen „Unort“ erlebt, so Puell, mit vielen Problemen wie Vermüllung, Vandalismus, Drogenmissbrauch und Kriminalität. Das war Grund genug für einen Runden Tisch, an dem der Vorläufer des Vereins, die Bürgerinitiative Freundeskreis Mauerpark, zusammen mit den Ordnungsbehörden und dem Pankower Bürgermeister überlegte, wie man die Zustände verbessern könnte.

Alexander Puell ist heute Vorsitzender des Vereins Freunde des Mauerparks.  | Foto: Peter Kagerer
  • Alexander Puell ist heute Vorsitzender des Vereins Freunde des Mauerparks.
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„Für uns war klar, dass die Lösung nicht in noch mehr Verboten liegt“, sagt Alexander Puell, „sondern in der Kommunikation mit den Beteiligten, in Sensibilisierung zur Selbstverantwortung und Einbeziehung in die Parkgestaltung. Wir wollen die Probleme hier nicht mit der Axt, sondern mit der Gießkanne angehen.“

Die Voraussetzung dafür, so Puell, sei die Wertschätzung aller Akteure, ob Anwohner oder Touristen, ob Hundehalter, Musiker, Rentner oder Jugendliche, Freizeitsportler oder Gewerbetreibende. Und die altbekannte wie sinnvolle Methode, miteinander statt übereinander zu sprechen. Dass das gut funktioniert, zeigt zum Beispiel seit vielen Jahren die „Friedvolle Walpurgisnacht“. Nachdem anfangs die Nacht zum 1. Mai oft in Randale und Ausschreitungen im Park endete, starteten Anwohner vor 16 Jahren dieses Projekt, tatkräftig unterstützt vom Verein, dem Bezirksamt Pankow, der Kulturgemeinschaft Mauerpark und weiteren Initiativen. Das Konzept, dass Besucher und Kreative gemeinsam den Abend feierlich gestalten, bewährte sich. Denn Ausschreitungen gibt es seitdem nicht mehr.

Konzertmuscheln für Musiker

Ähnlich kreativ möchten die Mauerpark-Freunde den Bands begegnen, die sonntags in den Park kommen, um Musik zu machen. Dafür werden von professionellen Bühnenbauern entworfene mobile Konzertmuscheln kurzfristig aufgestellt, die zum Stadion ausgerichtet sind und die Wohngebäude auf der Westseite vom Schall abschirmen.

Diese und andere Ideen entwickelt der mittlerweile auf 30 Mitglieder angewachsene Verein in Kooperation mit den anderen Akteuren, der Bezirksverwaltung und dem Senat. Aus der „kleinen lustigen Truppe“ ist längst ein professionell arbeitendes Team geworden – mit vielen Visionen und einer langjährig gewachsenen Erfahrung, wie das Zusammenwirken von Bürgern und Behörden funktionieren kann.

Jugendliche Nutzer sensibilisieren

Im Projekt „Awareness“ (Sensibilisierung) geht es zum Beispiel um Sicherheit im öffentlichen Raum und den Versuch, die Jugendgruppen im Park zu erreichen und für eine selbstbestimmte sichere Parknutzung zu sensibilisieren, statt sie mit Alkoholverboten und Schließzeiten zu belegen. Auch konnte sich der Freundeskreis erfolgreich in die bis zum Jahre 2027 geplante und mit 16 Millionen Euro geförderte Auffrischung der alten Parkhälfte einbringen. „Der Plan orientierte sich zunächst nur an der Nutzung durch den Menschen. Allerdings ist der Park auch ein Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen“, erklärt Alexander Puell. Nun sollen auch für die Natur besonders geeignete Bereiche eingerichtet werden.

Für die kommende „Friedvolle Walpurgisnacht“ werden übrigens noch Helfer gesucht. Interessierte können sich beim Verein melden. Die Vorbereitungstreffen finden jeweils am 17. und 24. April um 19 Uhr im Vereinsheim statt.

Weitere Informationen zum Verein Freunde des Mauerparks, Bernauer Straße 63, unter Tel. 60 98 00 18 sowie im Internet auf www.mauerpark.info und www.friedvolle-walpurgisnacht.de.

Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

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