Wie fährt die M1?
Ab 2025 wird marode Schönhauser-Allee-Brücke erneuert
Im kommenden Jahr beginnen die Bauarbeiten zur Erneuerung der Schönhauser-Allee-Brücke. Diese überspannt den S-Bahngraben im Bereich von S- und U-Bahnhof Schönhauser Allee. Weil die Arbeiten technisch sehr kompliziert sind, wird mit einer Bauzeit von sechs bis acht Jahren gerechnet. Von Einschränkungen besonders betroffen ist die Straßenbahnlinie M1.
Aktuell vorgesehen ist, dass für die Zeit der Bauarbeiten ein Schienenersatzverkehr eingerichtet wird. Ob das aber die optimale Lösung ist, darüber diskutieren derzeit die Pankower Verordneten. Anlass ist ein Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel „Keine Unterbrechung der Straßenbahn M1 für 6-8 Jahre in der Schönhauser Allee“, der von der Linksfraktion und den Verordneten der FDP mitgetragen wird.
In diesem Antrag fordern die Verordneten, dass sich das Bezirksamt bei den verantwortlichen Stellen dafür einzusetzen soll, dass der Betrieb der für den Pankower Norden essenziellen M1 während der Brückenbauarbeiten nicht durch einen jahrelangen Schienenersatzverkehr mit Bussen unterbrochen wird. Stattdessen sollten „alle Möglichkeiten eines durchgängigen Weiterbetriebs der M1 ein weiteres Mal intensiv geprüft werden“.
„Die M1 darf nicht einfach unterbrochen werden, denn sie ist für den Pankower Nordwesten eine Art Lebensader, die täglich von Tausenden Menschen, insbesondere von Berufspendlern und Schülern genutzt wird“, erklärt die Bündnisgrüne ÖPNV-Expertin Silke Gänger. Die erforderlichen Umstiege zwischen Bus und Straßenbahn würden die Reisezeiten deutlich verlängern, kritisiert die Grünenpolitikerin. Gänger warnt außerdem vor einem Anstieg des Autoverkehrs in dieser Zeit und fordert dringend eine Lösung, die eine durchgängige Beförderung auf der Linie M1 ermöglicht.
M1 umleiten über Pappelallee?
Um dies zu gewährleisten, schlägt die bündnisgrüne Fraktion mehrere Optionen vor. Eine Möglichkeit wäre eine Umleitung der Tram über Pappelallee, Wisbyer Straße und schließlich in die Berliner Straße auf die übliche Linienführung. Eine andere Variante sieht vor, die Straßenbahnschienen beider Richtungen auf jeweils die Straßenseite der Schönhauser Allee zu legen, auf der gerade nicht gebaut wird.
SPD: "Nett gemeint, aber kaum umsetzbar"
Die SPD-Fraktion hält solche Vorschläge ein Jahr vor Baubeginn zwar für "nett gemeint, aber kaum umsetzbar". Sie spricht sich für realistische und schnell umsetzbare Lösungen aus. Bereits 2019 wurden solche und ähnliche Möglichkeiten, wie die jetzt vorgeschlagenen, vom Bezirksamt gefordert, aber sie werden seitdem vom Senat ignoriert. Außerdem sei die Verlegung der Straßenbahnschienen beider Richtungen auf die Straßenseite der Schönhauser Allee, auf die nicht gebaut werde, technisch kaum umsetzbar.
Daher reichte die SPD-Fraktion zum Antrag der Grünen einen Änderungsantrag ein, der dem Bezirksamt empfiehlt, nachdrücklich bei der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt auf die Umsetzung des BVV-Beschlusses „Umleitungsverkehr der Tram-Linie M1 während der Erneuerung des Ingenieurbauwerks Schönhauser Allee optimieren“ vom 16. Februar 2022 hinzuwirken. Die Umsetzung dieses Beschlusses ermögliche eine kurzfristig umsetzbare Lösung.
CDU: Ausweichen auf die U2
ist die beste Lösung
In der CDU-Fraktion ist man indes der Meinung, dass viele ÖPNV-Nutzer die M1 sowieso nur als Zubringer zu einem der Bahnhöfe der U-Bahnlinie 2 nutzen. Diese fährt parallel zur M1 über die gesamte Schönhauser Allee. Wenn dann noch der Schienenersatzverkehr mit Bussen über die Seite der Allee fährt, auf der nicht gebaut wird, ist die Schönhauser trotzdem mit dem ÖPNV gut erschlossen.
Weil es so unterschiedliche Meinungen zu diesem Thema in der BVV gibt, entschieden die Verordneten, sich mit dem Antrag der Bündnisgrünen und dem Änderungsantrag der SPD ausführlicher in einer nächsten Sitzung des BVV-Ausschusses für Mobilität und öffentliche Ordnung zu befassen.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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