Helmholtzkiez: EcoMobility Festival findet in geplanter Form nicht statt
Stadtentwicklungsstadtrat Jens-Holger Kirchner (Bündnis 90/Die Grünen) ließ sich von der Idee begeistern. Gemeinsam wurde der Helmholtzkiez ausgewählt. Dort leben 20.000 Menschen, die über 3500 Autos verfügen.
Angedacht war, dass vor allem den Autofahrern aus dem Kiez einen Monat lang Angebote gemacht werden, sich auf andere Art fortzubewegen als mit ihrem kraftstoffbetriebenen Auto. Sie sollten unter anderem kostenfrei Elektroautos nutzen können. Es sollten mit Strom betriebene Busshuttles durch den Kiez fahren, und auch die Müllabfuhr sollte mit E-Mobilen erfolgen. Des Weiteren waren Veranstaltungen mit Schulen, Kitas und Gewerbetreibenden geplant. In der Kulturbrauerei waren außerdem einen Monat lang Vorträge und Workshops vorgesehen.
Die Planungen und die Akquise von Sponsoren und Partnern erfolgten in den zurückliegenden Monaten hinter verschlossenen Türen. Der Grund: Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung musste noch als wichtiger Partner mit ins Boot geholt werden, erklärt Kirchner. Erst im April erhielt man nach einem Gespräch mit Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler (SPD) grünes Licht. "Danach gab es eine ungeheure Dynamik in der Vorbereitung. Deshalb meldete ich die Vorstellung des Festivals für die Tagesordnung der Bezirksamtssitzung und des Verkehrsausschusses an", so Kirchner.
Doch drei Tage vor den Sitzungen gelangte das Festivalkonzept an die Öffentlichkeit. Die Berliner Tageszeitungen berichteten darüber. Tenor: Für einen Monat sollen 3500 Autos aus dem gesamten Helmholzkiez verbannt werden. In dieser Zeit müssten alle Autofahrer Elektrofahrzeuge benutzen.
Mancher hielt das zunächst für einen verspäteten Aprilscherz. Bürgermeister Matthias Köhne (SPD) lehnte eine solche "Zwangsbeglückung" der Bewohner ab. Ohne Not könne man nicht derart in den Alltag Tausender Menschen eingreifen. So konnte René Waßmer, Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft in Gründung, die das EcoMobility Festival organisiert, auf der Bezirksamtssitzung am Vormittag des 6. Mai zwar das Konzept vorstellen, aber nach heftiger Diskussion wurde es in dieser Form von Kirchners Bezirksamtskollegen nicht akzeptiert. Das Bezirksamt gab die deutliche Empfehlung, das Festival kleiner und in einem anderen Kiez zu organisieren. Auch die Mitglieder des Verkehrsausschusses der BVV, denen das Festivalkonzept am Abend des 6. Mai vorgestellt wurde, sprachen sich dagegen aus. CDU-Fraktionschef Johannes Kraft kritisierte die gesamte bisherige Kommunikation. "Da hätte man anders vorgehen müssen", sagt er. Der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Roland Schröder, betont, dass man andere Themen im Bezirk auf der Agenda habe als solch ein Festival. "Hier sollte etwas unter künstlich geschaffenen Bedingungen stattfinden, um Menschen von einem anderen Mobilitätsverhalten zu überzeugen. Der Kiez ist aber kein Labor", sagt er.
Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses, Wolfram Kempe (Die Linke) betont: "Man muss doch vorher mit den Bürgern reden, ehe man so etwas plant. Man kann ihnen so etwas nicht einfach vorsetzen." Kempe geht davon aus, dass das Konzept eventuell verändert wird und man noch einmal davon hören wird. Roland Schröder meint: "Vielleicht findet sich ein Kiez, der Hurra schreit. Dort kann das Festival dann stattfinden."
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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