Bauarbeiten ab August
Schönhauser Allee: Radwege werden gebaut
Kommen sie noch oder kommen sie nicht mehr, die neuen Radwege in der Schönhauser Allee? In den vergangenen Wochen wurde darüber viel spekuliert. Doch nach Protesten und Demonstrationen gab die Senatsverkehrsverwaltung nun doch grünes Licht.
Nachdem die neue Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) Anfang Juni in einem Brief die Bezirksämter darum bat, alle Fahrradprojekte zurückzustellen, mit deren Umsetzung eine Streichung von Parkplätzen verbunden wäre, betraf das auch die geplanten Radwege stadtein- und stadtauswärts auf der Schönhauser Allee. Aus der Verkehrsverwaltung heißt es zwar, die Projekte sollen geprüft werden. Aber wie das Ergebnis dieser Prüfung aussehen würde, war nicht abzusehen.
150 Parkplätze fallen weg
Im April 2022 präsentierten die damalige Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Bündnis 90/Die Grünen) und Pankows Stadträtin für Ordnung und Öffentlichen Raum, Manuela Anders-Granitzki (CDU), gemeinsam dieses Projekt am Cantian-Eck. Fußgänger und Radfahrer sollen mehr Platz bekommen, hieß es. Die neuen Radfahrstreifen sind auf einer Länge von rund 720 Metern und in einer Breite von jeweils 2,50 Metern zwischen Eberswalder/Danziger Straße und Gleimstraße/Stargarder Straße beidseitig auf der rechten Spur geplant. Dort parken bislang Autos. Mit Umsetzung dieses Vorhabens fallen insgesamt 150 Parkplätze ersatzlos weg. Für den Wirtschaftsverkehr werden elf Ladezonen eingerichtet.
Wegen der wegfallenden Parkplätze hatte es für Bezirkspolitiker und Radfahrer- sowie Umweltverbände den Anschein, als würde das von der Planung her weit vorangeschrittene Vorhaben nun komplett auf der Kippe stehen. Dabei waren bereits vom Träger des Projektes, der landeseigenen GB infraVelo GmbH, Firmen mit den Arbeiten beauftragt worden.
Kritik und Lob auf Schreiners Brief
Die Reaktionen auf Schreiners Brief fielen unterschiedlich aus. Die CDU-Fraktion in der Pankower BVV begrüßte den Entschluss der Verkehrssenatorin, die noch unter ihrer Vorgängerin Jarasch beschlossenen Radwegeplanungen auf den Prüfstand zu stellen. Die Vorsitzende der CDU-Fraktion, Denise Bittner, erklärte dazu: „Die Radwegeplanungen auf den Prüfstand zu stellen ist gut und richtig, denn zu oft priorisieren sie bislang einseitig das Rad und vernachlässigen dabei Fußgänger, Autos und den ÖPNV. Dazu müssen auch die Planungen für die Schönhauser Allee zählen, die von Anfang an ideologiegetriebene Prinzipienreiterei waren und billigend in Kauf nahmen, die verschiedenen Verkehrsteilnehmer gegeneinander auszuspielen.“
Kritik daran, die Radwegeplanungen zu prüfen, kam von den Pankower Grünen: „Alle Radwegplanungen in Pankow zu überprüfen, ist eine massive Vergeudung von Steuergeldern. Jahrelange Planungen werden einfach weggeschmissen, Fördergelder verfallen“, bemängelte Almuth Tharan, Mobilitätsexpertin und Vorsitzende der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in der BVV. „Die Schönhauser Allee ist eine der Hauptverkehrsadern in Pankow, die täglich von zirka 20 000 Radfahrern genutzt wird.“ Das Radfahrverhalten auf der Schönhauser Allee sei genau untersucht worden, so Tharan weiter. Diese Straße ist die direkte Verbindung zwischen dem Pankower Norden und Berlin-Mitte und für viele Leute der Arbeitsweg. Deshalb müsse die Planung umgesetzt werden. Das forderten auch die Teilnehmer einer großen Fahrraddemonstration über die Schönhauser Allee.
Doch über zwei Wochen gab es zu den Radwegplanungen auf der Schönhauser Allee keine Stellungnahme aus der Senatsverkehrsverwaltung. Und Ordnungsstadträtin Anders-Granitzki wies darauf hin, dass nicht der Bezirk, sondern die GB infraVelo GmbH Projektträger ist. Und die konnte keine Auskunft geben, solange die Senatsverkehrsverwaltung kein grünes Licht gab.
Bevorrechtigung des ÖPNV wird untersucht
Am 30. Juni sorgte Verkehrssenatorin Manja Schreiner dann mit einer Pressinformation für die erhoffte Klarheit. „Die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt hält nach Abstimmung mit dem Bezirksamt Pankow daran fest, dass die Radwege in der Schönhauser Allee gebaut werden. Die Maßnahme wird auf Grundlage des fortgeschrittenen Planungsstands, der bereits erfolgten Beauftragung externer Firmen und zur Steigerung der Verkehrssicherheit als temporäre Lösung umgesetzt“, lässt sie mitteilen. Im August soll der Umbau beginnen.
Sie fügt aber hinzu: „Es folgt eine Gesamtbetrachtung der Straße über ihre ganze Länge. Dabei wird der Verkehrsraum inklusive der Kreuzungsbereiche großräumig betrachtet, damit der Querschnitt der Straße durch eine bauliche Lösung neu aufgeteilt werden kann. Dabei wird auch eine weitere Beschleunigung und Bevorrechtigung des ÖPNV auf dieser stark frequentierten Strecke untersucht.“
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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