Untergrundbahn mal oben: Vom Magistratsschirm zum Viadukt
Er prägt die Schönhauser Allee, wie kein anderes Bauwerk: Der Magistratsschirm. ‚Was ist das?‘, werden sich viele fragen. Denn wenn von der Hochstrecke der U-Bahnlinie 2 die Rede ist, wird heute eher der Begriff Viadukt verwendet. Alte Kiezbewohner werden sich indes noch an die umgangssprachliche Bezeichnung für dieses Verkehrsbauwerk erinnern.
Seinen Namen „Magistratsschirm“ erhielt das Viadukt, weil man dem Volksmund zufolge „auch bei Regen unter dem Hochbahnabschnitt auf Magistratskosten flanieren konnte“. Heute ist der Magistratsschirm allerdings als Flaniermeile wenig attraktiv.
Es sieht hier zwar verhältnismäßig sauber aus. Über weite Strecken ist das Gelände unter der Hochbahn aber völlig ungenutzt und macht einen trostlosen Eindruck. Nur an den Bahnhöfen Eberswalder Straße und Schönhauser Allee gibt es Imbissstände und Fahrradabstellflächen.
In den zurückliegenden zweieinhalb Jahrzehnten gab es immer wieder Ideen und Versuche, diese Fläche in Mittellage der Schönhauser Allee zu beleben. So gab es zum Beispiel am U-Bahnhof Schönhauser Allee bis Anfang dieses Jahrtausends schon mal einen Wochenmarkt unter dem Viadukt. Aber wegen zahlreicher Auseinandersetzungen mit Behörden gab der Marktbetreiber nach vier Jahren auf. Bislang gibt es keine zugkräftige und umsetzbare Idee für eine Nachfolge.
Konstruiert wurde die Hochbahnstrecke für die U-Bahn vom Ingenieurteam Johannes Bousset und Manfred Grenander. Das Bauwerk reicht von der Tunnelausfahrt in Höhe der Kulturbrauerei etwa 1,7 Kilometer bis zur Tunneleinfahrt an der Vinetastraße. Das Viadukt ist einschließlich der U-Bahnhöfe Eberswalder Straße und Schönhauser Allee als Denkmal der Berliner Bau-, Verkehrs- und Technikgeschichte geschützt.
Das Stahltragwerk wurde ab 1910 gebaut. 1913, wurde zunächst der erste Abschnitt vom Alexanderplatz kommend bis zum Bahnhof Schönhauser Allee eingeweiht. Mit dem Bau dieser U-Bahn-Linie wurde eine schnelle Verbindung zwischen dem Alexanderplatz und dem S-Bahn-Nordring geschaffen. Erst 1930 wurde sie nach Pankow-Vinetastraße um 1,2 Kilometer verlängert.
Immer wieder fanden in den vergangenen Jahrzehnten punktuelle Sanierungsarbeiten am Viadukt statt. Die Stahlkonstruktion ist schließlich nicht nur einem regen Bahnbetrieb, sondern auch allen Witterungsunbilden ausgesetzt. Trotz regelmäßiger Sanierungen verschlechterte sich der Zustand des Bauwerks stetig. Die BVG führte deshalb im zurückliegenden Jahrzehnt umfangreiche Erneuerungsarbeiten am Viadukt durch. Außerdem wurden die Bahnhöfe Eberswalder Straße und Schönhauser Allee neu gestaltet. Nach Abschluss der umfangreichen Arbeiten im Jahre 2011 bleibt nun nur zu hoffen, dass in den nächsten Jahrzehnten keine weiteren Bauarbeiten am und auf dem Viadukt nötig sind.
Die prominenteste Einrichtung unter dem Viadukt ist seit Jahrzenten zweifellos Konnopke’s Imbiss. Der befindet sich dort, wo die Kastanienallee auf die Schönhauser Allee trifft. Gegründet wurde der Imbiss bereits 1930 von Max Konnopke. Seit 1960 befindet er sich als festes Bauwerk unter dem Magistratsschirm. Tochter Waltraud Ziervogel ließ 1983 einen Kiosk aus Metall errichten und diesen im Zuge der Viadukt-Sanierung 2011 erneuern. Bis heute ist er in Familienbesitz – und immer noch eine Attraktion für Touristen und Berliner Currywurst-Liebhaber.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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