Radweg statt Parkspur
Verordnete regen eine Neuordnung des Straßenraums auf der Schönhauser Allee an
Fahrradfahren auf der Schönhauer Allee: Das verlangt den Radfahrern sehr viel Aufmerksamkeit ab. Damit ihnen das Radeln zumindest ein wenig erleichtert wird, fassten die Pankower Verordneten einen weitreichenden Beschluss.
Das Bezirksamt soll sich bei der Senatsverkehrsverwaltung dafür einsetzen, dass der bisherige Radweg zwischen Stargarder und Wichertstraße auf die bisherige Parkspur der Schönhauser Allee verlegt wird. Der bisherige Radweg soll indes dem Gehweg zugeschlagen werden.
Mit der Umgestaltung sollen eine geschützte, durchgängige und extrabreite Radverkehrsanlage sowie ein verbreiterter Gehweg entstehen, erklärt Karsten Dirk Gloger von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Mit diesen solle dem rasant steigenden Rad- und Fußgängerverkehr und der erforderlichen Erhöhung der Verkehrssicherheit Rechnung getragen werden. Denn täglich gibt es auf dem engen Radweg riskante Überholmanöver. Und immer wieder öffnen sich plötzlich Autotüren in Richtung Radweg.
Dass sich in puncto Radweg auf der Schönhauser Allee etwas tun muss, darin sind sich alle Verantwortlichen einig. Das Fahrrad ist, wenn man sich den Verkehr auf dieser Magistrale anschaut, offenbar das wichtigste Verkehrsmittel. Vor allem in den Morgen- und Abendstunden fahren Hunderte Radfahrer dicht an dicht auf der Schönhauser.
Nicht nur die schiere Masse an Radfahrern auf engstem Raum birgt viele Gefahren, auch der Verlauf des Radweges. Als die Allee zuletzt Anfang der 1990er-Jahre umgebaut wurde, waren die Vorstellungen von einem sicheren Radweg noch völlig andere. So würde 2018 niemand mehr einen Radweg mit Gehwegplatten bauen oder ihn hinter den Wartehäuschen der Straßenbahn entlang führen.
Deshalb plant der Senat seit drei Jahren eine Umgestaltung des Straßenraumes der Schönhauser Allee. 2016 habe sogar ein Workshop mit dem Kopenhagener Architekten-Büros Jan Gehl stattgefunden, erinnert sich Wolfram Kempe (Die Linke). Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses der BVV nahm daran mit weiteren Bezirksvertretern teil. Dieses Büro machte sich in den vergangenen Jahren weltweit einen Namen mit Großprojekten, wie zum Beispiel der Umgestaltung des Time Square in New York. Für einen anderen Blick auf eine so große belebte Straße sind Gehl-Architekten deshalb geradezu prädestiniert.
So gab es in diesem Workshop dann auch für manchen überraschende Vorschläge. Einer dieser Vorschläge: Die stadtauswärts führende Straßenseite zwischen Stargarder und Wichertstraße könnte komplett für den Autoverkehr gesperrt werden. Der würde dann nur noch auf der heute stadteinwärts führenden Straßenseite in beide Richtungen einspurig fließen. Die andere Straßenseite könnte genutzt werden, um mehr Platz für den Rad- und Fußgängerverkehr zu schaffen.
Doch diese Idee sollte erst nach reiflicher Prüfung und Diskussion mit Betroffenen umgesetzt werden, ruderte die damals zuständige Senatsverwaltung für Stadtentwicklung seinerzeit rasch zurück. Stattdessen wollte man jeweils eine der beiden Fahrspuren auf der Schönhauser nutzen, um einen breiteren Radweg anzulegen. Weil die Senatsverkehrsverwaltung dann einen Kollaps des Autoverkehrs befürchtete, legte sie dieses Vorhaben auf Eis.
Nach Meinung der Pankower Bezirksverordneten sollte nun als Alternative auf die Parkspur verzichtet werden, um dort einen breiten Radweg anzulegen. Andernfalls drohe, dass das Chaos des Radverkehrs auf der Allee weiter zunimmt. Die Umsetzung dieses Beschlusses sehen die Verordneten als einen Einstieg für die Umgestaltung der gesamten Allee zwischen Bornholmer und Eberswalder Straße.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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