"Fördern durch Spielmittel" trennt sich von Tischlerei
Prenzlauer Berg. Die Tischlerei, die bislang der Verein "Fördern durch Spielmittel" betrieb, ist ein inklusives Vorzeigeprojekt. Jetzt wird sie von einem neuen gemeinnützigen Betreiber übernommen.
„Unsere Tischlerei wurde 2003 gegründet“, sagt Siegfried Zoels, der Geschäftsführer des Vereins "Fördern durch Spielmittel". Dieser Verein entwickelt Spielzeug, mit dem auch Kinder mit Handicap spielen können. Um diese Spielsachen selbst fertigen zu können, stellte der Verein um die Jahrtausendwende einen Tischlermeister für die Holzwerkstatt ein. Man hatte dann die Möglichkeit, den Maschinenpark eines Tischlereibetriebs zu übernehmen. Auch den schwerbehinderten Tischlerhelfer beschäftigte man seinerzeit weiter. Mit Fördermitteln konnten neue Maschinen angeschafft werden. Schließlich entschied sich „Fördern durch Spielmittel“, aus der Tischlerei in der Immanuelkirchstraße 24 einen Zweckbetrieb zu machen.
Fortan wurden Tischlerarbeiten aller Art für gemeinnützige Vereine und Arztpraxen, aber auch für private Auftraggeber ausgeführt. „Von Anfang an bildeten wir auch junge Leute zu Tischlern aus“, sagt Zoels. So konnten bislang acht Azubis mit der Ausbildung beginnen, darunter drei mit Behinderungen.
Ein ganz besonderer Lehrling
Zurzeit hat die Tischlerei fünf Mitarbeiter, darunter einen ganz besonderen Lehrling. Yusuf Oktay ist derzeit der einzige gehörlose Tischlerlehrling in einer betrieblichen Ausbildung in Deutschland. Ihm wird das nötige Fachwissen in Gebärdensprache vermittelt. Für sein Engagement in der Ausbildung ist der Verein bereits als bester Ausbildungsbetrieb Pankows sowie mit dem Hermann-Schmidt-Preis vom Bundes-Verein „Innovative Berufsausbildung“ ausgezeichnet worden.
„Dass wir die Tischlerei nun an einen anderen Träger übergeben, liegt daran, dass unsere bisherige Tischlermeisterin den Arbeitsplatz wechselte“, erklärt Zoels. „Wir standen damit vor der Entscheidung, einen neuen Meister zu suchen oder einen Träger, der die Tischlerei mit unserem Ansatz fortführt. Dann könnten wir uns weiter auf unsere Kernaufgabe, die Entwicklung von Spielzeug konzentrieren.“
Mit der Stiftung SozDia konnte ein solcher Träger gefunden werden. „Wir haben selbst eine Tischlerei. In der bilden wir zurzeit 16 junge Leute mit Förderung vom Jobcenter aus“, sagt Stiftungsvorstand Michael Heinisch. In seiner Tischlerei hat SozDia zwei Meister. „Wir denken, dass es eine wunderbare Ergänzung ist, wenn bei uns künftig Menschen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten können.“ SozDia übernimmt mit dem Zweckbetrieb von "Fördern durch Spielmittel" auch alle Mitarbeiter und natürlich die laufenden Aufträge. Standort bleibt weiterhin die Immanuelkirchstraße 24. BW
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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