Potenziale nutzbar machen
Frauenalia unterstützt seit fünf Jahren Einwanderinnen beim beruflichen Neuanfang in Deutschland
Das Logo erinnert zunächst an eine Blume mit bunten Blättern. Darstellen soll es jedoch das, was das lateinische Wort Alia eigentlich bedeutet: Frauenalia – eine Gemeinschaft von Frauen. Das gemeinnützige Unternehmen unterstützt hauptsächlich akademische Einwanderinnen, die in Deutschland beruflich Fuß fassen wollen.
„Als ich mich nach der Geburt meines Sohnes aus familiären Gründen beruflich verändern musste, habe ich gemerkt, dass es gerade für Einwanderinnen wenige Hilfsangebote im Bereich der beruflichen Orientierung gab“, sagt Begoña de la Marta. Die spanische Juristin und Unternehmensberaterin kam vor 22 Jahren nach Deutschland. Mit dem späteren beruflichen Neuanfang kam die Idee zur Gründung der gemeinnützigen Unternehmensgesellschaft Frauenalia, die sie 2016 in die Tat umsetzte.
„Die Idee dahinter war zunächst, die vorhandenen Potenziale von internationalen Frauen, ihr Engagement und ihre Ideen sowie ihre vorhandene Ausbildung und Erfahrungen für die Gesellschaft nutzbar zu machen. Potenziale, die ohne Coaching und Begleitung brachliegen würden“, erklärt de la Marta ihre Vision. Entsprechend hilft Frauenalia heute Interessierten – und durchaus nicht nur Frauen, mögliche Wege in eine neue Tätigkeit zu erkennen und zu beschreiten oder bereits vorhandene berufliche Karrieren zu festigen und auszubauen.
„Dazu führen wir Coachings und Beratung maßgeblich in drei Bereichen durch“, sagt Begoña de la Marta. „Ein Thema ist die Begleitung von bereits vorhandenen beruflichen Fähigkeiten zu einer Integration in den deutschen Arbeitsmarkt. Ein zweiter Bereich ist die konkrete Hilfe in allen Phasen einer Existenzgründung. Damit verbunden sind die Fragen: Was kann ich? Wohin will ich? Und wie erreiche ich dieses Ziel?“ Und schließlich gehe es um die nachhaltige Begleitung und Unterstützung von Selbstständigen, die bereits eine Firma gegründet haben.
Um für alle Fälle professionelle Hilfe zu gewährleisten, hat das multidisziplinäre Frauenalia-Team neben seiner Kompetenz ein gut funktionierendes Netzwerk und Kooperationen aufgebaut. Für die Berufseinsteigerinnen und Jungunternehmerinnen sind sowohl die Teilnahme an den Programmen als auch die Vermittlung zu anderen berufsunterstützenden Organisationen weitgehend kostenfrei. Denn Frauenalia finanziert sich projektbezogen über die Förderungen des Europäischen Sozialfonds und der Senatsverwaltungen für Integration, Arbeit und Soziales sowie für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung. Seit der Gründung, so schätzt de la Marta, habe Frauenalia mindestens 300 zumeist Frauen aus rund 25 Ländern einen erfolgreichen beruflichen Start in Deutschland ermöglicht. Weitere rund 2000 Personen seien in der Datenbank erfasst und profitierten von den Angeboten und bestehenden Netzwerken.
Neue Herausforderungen durch Corona-Pandemie
Die Pandemie stellte das Unternehmen, das zuvor alle Kurse und Seminare live durchgeführt hatte, vor enorme Herausforderungen. „Im März 2020 mussten wir uns innerhalb von wenigen Tagen komplett umstellen und digital werden. Seitdem ist es ein intensives Learning by doing“, erinnert sich Begoña de la Marta. Mittlerweile funktionieren die digitalen Veranstaltungen reibungslos. Der nächste Termin mit freien Plätzen ist zum Beispiel ein digitales Frühstück für angehende Firmengründerinnen am 18. Juni. Und am 20. August gibt es mit einer Vernissage zum Themenschwerpunkt „Berufliche Integration“ ein ganz besonderes Ereignis, zu dem alle Interessierten eingeladen sind. Zeichnungen von Einwanderinnen, die nach Teilnahme am Programm „Intercultural Working Lab“ in Deutschland einen beruflichen Neuanfang starteten, werden in Piktogramme verwandelt und im Interkulturellen Haus Schöneberg, Geßlerstraße 11, gezeigt.
Und was ist in Bezug auf Möglichkeiten und Hindernisse die Bilanz der Gründerin nach fünf erfolgreichen Jahren Frauenalia? „Auf der einen Seite ist Deutschland ein Zeugnisland“, sagt de la Marta. „Da zählt das geschriebene Papier und oft werden ausländische Berufsabschlüsse nicht anerkannt. Wie zum Beispiel im Falle einer kolumbianischen graduierten Lebensmittelingenieurin und gelernten Bäckerin mit langjährigen Berufserfahrungen, die hier nicht zählen. Zur Gründung einer Bäckerei ist ein deutscher Meisterbrief Voraussetzung.“ Andererseits suchten allein die vielfältigen Möglichkeiten in Berlin, als Selbstständige an Unterstützung und Förderung zur Existenzgründung zu kommen, international ihresgleichen.
Weitere Informationen zu Frauenalia gUG im Internet unter www.frauenalia.com.
Autor:Michael Vogt aus Prenzlauer Berg |
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