Arbeiten und dazugehören
Integral-Werkstatt seit 20 Jahren auf dem Alten Schlachthof

Guido Leipold arbeitet im Bereich Druck und Kopierservice der Integral-Werkstatt. Mit Scanner und Computer digitalisiert er Unterlagen für seine Auftraggeber. | Foto: Bernd Wähner
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Es war der erste gewerbliche Neubau, der auf dem Gelände des Alten Schlachthofs an der Eldenaer Straße bezogen wurde: Seit 20 Jahren hat die Integral Anerkannte Werkstatt für Menschen mit Behinderung an der Hermann-Blankenstein-Straße 49 ihren Sitz.

In den Arbeitsbereichen der Werkstatt des Vereins Integral erhalten Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen die Möglichkeit, am Arbeitsleben teilzunehmen. Hier werden Aufträge für Unternehmen und Behörden bearbeitet. Häufig sind es sehr spezielle Aufträge, die keine großen Stückzahlen umfassen oder für deren Abwicklung Handarbeit erforderlich ist, berichtet Abteilungsleiter Enzio Harz bei einer Führung durch die Arbeitsbereiche.

In der Konfektionierung arbeiten die Beschäftigten zum Beispiel an individuellen Verpackungen für Bildschirme. Die Kartonage wird entsprechend gefaltet und verklebt. Weil nur eine begrenzte Stückzahl benötigt wird und sich die Faltung nicht so einfach maschinell bewerkstelligen lässt, bekam die Integral-Werkstatt den Auftrag. Hier werden nun die Verpackungen von Mitarbeitern bearbeitet und verklebt. Feinmotorisches Geschick wird von den Beschäftigten in der Konfektionierungsgruppe verlangt, die winzige Antennen in ein dafür vorgefertigtes Ablagesystem einsortieren. Außerdem werden hier auch Sortier- und Etikettierungsaufträge ausgeführt.

Uwe Brandenburg ist im Metallbereich der INTEGRAL-Werkstatt beschäftigt, Hier fräst er gerade ein Werkstück für einen Auftraggeber. | Foto: Bernd Wähner
  • Uwe Brandenburg ist im Metallbereich der INTEGRAL-Werkstatt beschäftigt, Hier fräst er gerade ein Werkstück für einen Auftraggeber.
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Des Weiteren werden in der Integral-Werkstatt in einem Druck- und Kopierservice Aufträge für Visitenkarten, Postkarten, Flyer oder Postsendungen in größeren Stückzahlen bearbeitet. „Hier arbeiten wir auch mit Behörden, wie dem Bezirksamt Lichtenberg, Vereinen, wie dem Kommunalen Bildungswerk sowie mit Unternehmen, wie der ODEG und der BSR zusammen“, berichtet Enzio Harz. In diesem Bereich entsteht unter anderem auch die Integral-Werkstatt-Zeitung, die alle zwei Monate erscheint. Die Digitalisierung gehört auch zu diesem Bereich. Hier werden Scan- und Digitalisierungsaufträge bearbeitet. „Dabei handelt es sich in der Regel um Dokumente im DIN A4-Format“, berichtet der Abteilungsleiter. Um Platz zu sparen, lassen Behörden beispielsweise Akten digitalisieren – eine Tätigkeit, die von Beschäftigten übernommen wird, die fit am Computer sind.

Zum Team der Werkstatt gehörend, aber meist draußen unterwegs, sind Stefan Fahrendholz und Sabrina Ziebart. Sie absolvieren für Auftraggeber Botengänge, und zwar stets zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. In der Regel sind es Briefe oder Unterlagen, die sie zu den Adressaten bringen, aber auch die Berliner Behindertenzeitung bringen die Boten zu den Ausgabeorten. Im Metallbereich der Integral-Werkstatt stehen Fräs-, Bohr-, Schleif- und Poliermaschinen. An diesen werden unter anderem Aufträge von Schlossereien erledigt. Aber auch mit einer Goldschmiedin arbeitet die Werkstatt zusammen: Für sie werden Silberschmuck-Anhänger poliert.

Beim Rundgang durch das Werkstattgebäude, in dem rund 180 Mitarbeiter tätig sind, wird deutlich: Das Beschäftigungsangebot für Menschen mit Beeinträchtigung ist äußerst vielfältig. „Wir haben noch einen weiteren Strandort“, berichtet Enzio Harz. Im Gewerbegebiet an der Storkower Straße betreibt der Verein eine Fahrrad- sowie eine Holzwerkstatt und auch ein Bistro. An diesem Standort arbeiten seit September 2021 48 Beschäftigte.

Sie sind meist außerhalb des Werkstattgebäudes unterwegs. Stefan Fahrendholz und Sabrina Ziebart erledigen Botenaufträge. | Foto: Bernd Wähner
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Auch wenn es die Werkstatt auf dem Areal des Alten Schlachthofs seit 2004 gibt: Die Integral-Geschichte begann viel früher. Zu diesem Verein hatten sich 1990 Ost-Berliner aus dem Gesundheits- und Sozialwesen zusammengetan. Sie gründeten ein Begegnungszentrum für Menschen mit und ohne Behinderungen an der Marchlewskistraße 25e. Daraus entwickelte sich die größte inklusive Freizeiteinrichtung für Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen in Berlin. Kurz darauf eröffnete der Verein seine Werkstätten für Menschen mit Behinderungen. Ausgangspunkt dafür waren die Rehabilitationswerkstätten, die es zu DDR-Zeiten am Krankenhaus Buch gab und die über den Ostteil der Stadt verteilt waren. Nach bundesdeutschem Recht durfte eine Klinik solche Werkstätten aber nicht betreiben. Deshalb übernahm Integral einige Standorte. Die Integral-Werkstätten wurden aus den unterschiedlichen Standorten zunächst in Alt-Stralau konzentriert. 2004 konnten die Werkstattbereiche in den Neubau auf dem Alten Schlachthof an der Herrmann-Blankenstein-Straße umziehen.

Weitere Informationen finden sich auf www.integral-berlin.de.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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