Wie schmeckt Bier aus der Karibik?
Mit seiner „Bierlinie“ vertreibt Jeroen Bosch Gerstensaft aus der ganzen Welt
Vor einem Jahrhundert hatte Prenzlauer Berg eine der weltweit größten Konzentrationen an Brauereien.
Von den fast 20 größeren Brauereistandorten sind heute nur noch 13 erhalten, elf stehen unter Denkmalschutz. Die Brauereien sorgten nicht nur für Arbeitsplätze, sie dominierten auch das Stadtbild und prägten ganze Straßenzüge. Heute ist in Prenzlauer Berg keine große Brauerei mehr in Betrieb. Die noch erhaltenen Standorte werden für Kultur und Gewerbe anderweitig genutzt. Doch für Bierfreunde ist Prenzlauer Berg immer noch eine gute Adresse – so die Schliemannstraße 2. In der „Bierlinie“ stehen in den Regalen etwa 400 Biersorten aus aller Welt, und schon bald will Inhaber Jeroen Bosch die Auswahl auf 600 erweitern.
Die „Bierlinie“ startete 1991 an der Straßburger Straße, dort wo sich einst die Königstadtbrauerei befand. „Gemeinsam mit einem Studienfreund lernte ich seinerzeit belgisches Bier kennen“, so Jeroen Bosch. „Wir hatten dann kurz nach der Wende die Idee, belgisches Bier im Ostteil der Stadt bekannt zu machen und zu verkaufen. Dafür gründeten wir einen Großhandel.“ Die beiden tingelten mit Ständen über Straßenfeste und Veranstaltungen. „Im Laufe der Jahre entdeckten wir dann auch viele deutsche Bierspezialitäten“, so Bosch weiter.
Der Großhandel wuchs. Und immer mehr schaute der Bierspezialist auch über die Grenzen Europas hinweg nach Asien, Afrika, Amerika und Australien. So importierte Bosch immer mehr Biere. Schon bald musste auch ein anderer Standort her. Von der Straßburger Straße ging es an die Christinenstraße. Weil auch das Lager immer größer wurde, mietete Bosch geeignete Räume an und hat jetzt auf dem Tegeler Borsig-Gelände sein Depot.
Doch in Prenzlauer Berg wollte er immer ein Standbein behalten. Deshalb mietete er für seine „Bierlinie“ das Ladenlokal an der Schliemannstraße an. Und kurioserweise ist sein Vermieter das Nachfolgeunternehmen der einstigen Besitzer der Königstadtbrauerei. Mit dem Laden verfolgt Jeroen Bosch mehrere Ziele. „Ich möchte hier über Bierkultur, die Geschichte des Bieres und seine Rolle in der Gesellschaft informieren“, sagt er. „Beim gemeinsamen Biertrinken kommen sich die Menschen näher. Es hat eine verbindende Wirkung.“ Außerdem kann in der „Bierlinie“ jeder einen kleinen Überblick erhalten, was so in der Welt gebraut wird. Dazu hat Bosch auf www.bierlinie.de/bierkultur/bierweltkarte sogar eine Bierweltkarte sowie ein Bierlexikon entwickelt. Dort und natürlich auch im Laden findet man zum Beispiel Informationen über Biere aus der Karibik, aus Japan und sogar aus Namibia. Auch über Biersorten, die gerade im Trend liegt, ist mehr zu erfahren, wie zum Beispiel über Zwickel, Craftbier und Sauerbier.
„Ich stelle immer wieder fest, dass das Bewusstsein für Biervielfalt immer größer geworden ist“, sagt Bosch. Nicht zuletzt deshalb veranstaltet er in der „Bierlinie“ auch regelmäßig Bierseminare mit Verkostung. Und auch auf Straßenfesten in Prenzlauer Berg will Bosch wieder häufiger präsent sein und mit den Bierliebhabern ins Gespräch zu kommen.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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