Experiment Kreislaufwirtschaft
Pilotprojekt „Berlin tauscht“ von GreenCircle will nachhaltiges Konsumverhalten fördern
Nachhaltig leben, Ressourcen schonen und das gängige Konsumverhalten ändern, das sind Ziele, die immer mehr an Bedeutung gewinnen. Mit dem Experiment „Berlin tauscht“ hat die GreenCircle GmbH einen ganz konkreten Schritt in diese Richtung gewagt.
„Früher habe ich daran mitgewirkt, Unternehmen mit aufzubauen, die ständig neue Produkte vermarkten“, sagt Friedrich Köser. „Das war zwar spannend, jedoch blieben dabei Nachhaltigkeit und Umwelt-aspekte auf der Strecke.“ Und so gründete der studierte Betriebswirtschaftler im Dezember 2020 mit der GreenCircle GmbH einen Online-Marktplatz für nachhaltigen Konsum, verbunden mit verpackungsfreier klimaneutraler Logistik.
5000 gebrauchte Produkte
Seit März wurden rund 5000 gebrauchte Produkte gesammelt – von Modeartikeln über Freizeitprodukte und Elektronik bis hin zu Haushaltsartikeln. „Unsere Vision ist es, nachhaltigen zirkulären Konsum zu fördern, indem statt ständiger Neuproduktionen gebrauchte Güter verstärkt in den Warenkreislauf zurückgeführt werden.“ Mit dem Experiment „Berlin tauscht“ ermittelte Green-Circle gemeinsam mit Kooperationspartnern, wie viel Potenzial die Kreislaufwirtschaft birgt. „Die Frage ist, wie viele Gegenstände, die wir uns wünschen, bereits irgendwo bei uns ungenutzt herumliegen und wie wir möglichst viele Berliner spielerisch mit der Kreislaufwirtschaft in Kontakt bringen“, so Köser.
Über ein Formular wurden die Wünsche der Beteiligten registriert und Gegenstände benannt, die sie dafür weitergeben würden. Wünsche und Angebote wurden über einen dafür entwickelten Algorithmus abgeglichen, Tauschmöglichkeiten identifiziert und auf einer Veranstaltung im November vorgestellt. Der eigentliche Tausch ist nun für Dezember geplant. Dann können die Beteiligten die Transaktionen akzeptieren und einen Ort und Wunschtermin angeben, an dem gebrauchte Produkte geliefert und abgeholt werden – umweltfreundlich mit dem unternehmenseigenen Elektroauto und verpackungsfrei in wiederverwendbaren Behältern.
Auf der Online-Plattform von GreenCircle werden auch weiterhin die gebrauchten Waren auf Qualität geprüft, preislich bewertet und als verfügbar online eingestellt. Die Hälfte des Erlöses behält der Kunde, die andere Hälfte geht an Green-Circle, das den kompletten Abwicklungsvorgang übernimmt. „Mit unserer Plattform und dem Experiment wollen wir aufzeigen, dass nachhaltiges kreis-lauforientiertes Konsumverhalten auch einfach umgesetzt werden kann“, sagt Köser. Sind sie einmal hochgeladen, „verschwinden“ die Produkte nicht mehr auf der Plattform und sind so, wenn der neue Besitzer sie nicht mehr braucht, über einen Klick erneut verfügbar.
Anstoß zum Umdenken
Und welche Produkte sind besonders gefragt? Friedrich Köser: „Das sind einerseits ganz klar klassische Haushaltgeräte und Einrichtungsgegenstände für die Wohnung. Andererseits sind nicht immer alle Produkte für den Wiederverkauf geeignet, zum Beispiel in der Kategorie Kleidung.“ Dabei kommt dann die Kooperation von GreenCircle mit dem Kältebus und anderen Recycling- und Upcycling-Partnern zum Tragen, denen die Sachen gespendet werden. Diese helfen im Gegenzug, für die Idee werben. Denn, so Köser, den linearen Konsum zu durchbrechen und die Menschen für eine sinnvolle Kreislaufwirtschaft zu begeistern, erfordere natürlich entsprechende Bekanntheit und Verbreitung dieser Vision und eine gewisse Zielgröße an Produkten und Beteiligung. Ob das Konzept von GreenCircle erfolgreich sein wird, muss sich also erst noch zeigen. Ein Anstoß, über herkömmliches Konsum- und Wegwerfverhalten nachzudenken, ist es allemal.
Weitere Informationen unter www.berlintauscht.de und www.green-circle.co.
Autor:Michael Vogt aus Prenzlauer Berg |
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