Übernachten im Baudenkmal: Im Stadtbad Oderberger Straße eröffnet Ende März ein Hotel
Prenzlauer Berg. Das Stadtbad Oderberger Straße war lange Zeit das Sorgenkind von Bezirkspolitikern und Anwohnern. Vieles wurde versucht, vieles misslang. Nun aber eröffnet in den sanierten Hallen ein Hotel.
Die Rezeption erinnert mit ihrer Kacheloptik daran, dass hier einst gebadet und geschwommen wurde. Blickt man allerdings links und rechts den Flur hinunter, entdeckt man gediegenes Hotelambiente. Recht gemütlich ist es im Kaminzimmer gleich neben dem Haupteingang. Und auch die Bibliothek, nur wenige Schritte entfernt, vermittelt Behaglichkeit. Beide Räume werden für kleinere Veranstaltungen genutzt, das Kaminzimmer aber auch als Bar. „Eröffnung ist noch im März geplant. Die Bar kann künftig jeder besuchen“, sagt Tina Ellner. Sie kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit des GLS-Sprachenzentrums. Das Stadtbad gehört inzwischen zum GLS-Campus, der sich nun von der Kastanienallee bis zur Oderberger Straße erstreckt.
GLS platzt aus allen Nähten
Gegründet wurde das Sprachenzentrum von Barbara Jaeschke. Bis 2006 ließ sie eine frühere Haupt- und Realschule umbauen. Die GLS ist inzwischen derart nachgefragt, dass sie aus allen Nähten platzt. So entwickelte die Unternehmerin gemeinsam mit ihrem Mann Hans-Dieter die Idee, das historische Gebäude des Stadtbades in den Campus mit einzubeziehen. Nach langwierigen Verhandlungen mit dem Bezirk konnten sie die Immobilie vor vier Jahren erwerben.
Seitdem wurde viel geplant und gebaut. „Wir sind mit dem Hotel ein Jahr später fertig geworden als geplant“, sagt Barbara Jaeschke. Vor allem Abstimmungen zwischen diversen Baufirmen hätten immer wieder zu Verzögerungen geführt, sagt sie. Doch mit dem Ergebnis ist sie sehr zufrieden. Die 70 Zimmer und zwei Appartements des Hotels Oderberger sind fertig. Vor wenigen Tagen gab es die Voreröffnung. Erste Gäste übernachten bereits im Haus. Die Buchung läuft gut an.
Tina Ellner führt den Reporter in die zweite Etage. Das Treppengeländer schmücken Wassermotive: Fische, Wellen, Schilf. Das Thema Stadtbad bestimmt die Innenausstattung der Hotelzimmer. Robuste Saunabänke dienen als Kofferablage. An einstige Handtuchhalter können jetzt Mäntel gehängt werden. Türen von Umkleiden wurden verarbeitet. Immer wieder entdeckt man Kacheln oder schlichtes Mauerwerk. Das Hotel zieht sich über drei Etagen bis ins Dachgeschoss. Voll in Betrieb gehen wird es Ende März.
Die häufigste Frage, die Anwohner Barbara Jaeschke in den vergangenen Monaten stellten: Wird es wieder ein Schwimmbecken geben? „Natürlich“, sagt sie. „Das war ja eine Bedingung des Bezirks. Die Schwimmhalle wird, wie mit dem Bezirk abgesprochen, an fünf Tagen in der Woche öffentlich zugänglich sein. Mit den Preisen orientieren wir uns an denen der Berliner Bäderbetriebe“, so Jaeschke. Geplant ist, dass das Schwimmbad im Oktober eröffnet wird. Zurzeit sind dort gerade die Fliesenleger am Arbeiten.
Vom Schwimmbad zum Ballsaal
Die Schwimmhalle wird eine der neuen technischen Attraktionen im 1902 von Stadtbaurat Ludwig Hoffmann errichteten Gebäude sein. Über das Becken lässt sich ein fester, belastbarer Boden ausklappen. So kann binnen kurzer Zeit die Schwimmhalle in einen Saal für bis zu 800 Gäste umfunktioniert werden.
Zurzeit sind zwölf Mitarbeiter im Hotel Oderberger beschäftigt. Wenn es voll in Betrieb geht, Restaurant, Bar und Schwimmhalle laufen, werden es um die 50 Arbeitsplätze sein. Die Jaeschkes werden dann etwa 18 Millionen Euro in die denkmalgeschützte Immobilie investiert haben. BW
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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