Vor 20 Jahren eröffnete die Grüne Liga ihren Ökomarkt – eine Erfolgsgeschichte
Prenzlauer Berg. Was wäre Berlin ohne lebendige Einkaufsstraßen und attraktive Geschäfte? Doch der Wandel im Handel hinterlässt Spuren. Damit der lokale Einzelhandel eine Zukunft hat, engagieren sich zahlreiche Geschäftsleute. Im Rahmen der Aktion „Das geht uns alle an!“ stellt die Berliner Woche ein Beispiel vor.
An jedem Donnerstagnachmittag verwandelt sich die Wörther Straße in eine besondere Einkaufsmeile. Auf dem Ökomarkt des Umweltverbandes Grüne Liga trifft man über 50 Einzelhändler und Selbstvermarkter. Dass dieser Markt einmal so florieren würde, war vor 20 Jahren nur eine Vision. „Als wir 1996 begannen, konnten wir knapp über zehn Händler für unser Konzept begeistern“, erinnert sich Elisabeth Westphal. Sie leitet den Markt. „Anfangs wurden die Stände noch auf dem Gehweg aufgebaut. Da war nicht allzu viel Platz. Erst als der Bezirk dort umbaute, durften wir auf die Straße.“
Sukzessive konnte dann das Angebot erweitert werden. „Anfangs waren es nur einige Gemüsebauern, Gärtner und Imker, die ihre Produkte als Selbstvermarkter anboten“, so Westphal. Das Bewusstsein, ökologisch einzukaufen, war Ende der 90er-Jahre noch nicht so ausgeprägt wie heute. Doch mit den Jahren kamen immer mehr Kunden. Es meldeten sich weitere Händler bei der Grünen Liga. „Auch das Imbissangebot auf dem Markt nahm stetig zu“, sagt Elisabeth Westphal. „Noch vor 20 Jahren haben die Leute viel mehr zu Hause gekocht. Heute lieben sie es zu sehen, wie ökologische Produkte vor Ort zubereitet werden, – und essen gleich auf dem Markt.“
Zum Start des Marktes vor 20 Jahren kamen vor allem junge Mütter, die bewusst Bioprodukte einkauften. Heute ist es ein Querschnitt der Gesellschaft, der an den Markttagen über die Wörther Straße schlendert. Hunderte sind es an jedem Markttag. Das freut vor allem die Händler, von denen viele dem Ökomarkt seit Jahren die Treue halten. Von Anfang an dabei ist der Ökobauer Hans-Peter Strahl. „Ich war früher bei einer LPG. Als Nebenerwerb hatte ich schon immer einen kleinen Gemüseanbau“, sagt er. „Anfang der 90er-Jahre fiel dann bei mir die Entscheidung, den Nebenerwerb zum Hauptberuf zu machen. Ich wurde Ökobauer. Für mich war klar, dass ich keinen Laden anmiete, sondern auf einen Markt gehe. Das Konzept der Grünen Liga entsprach dem, was ich mir vorstellte.“ Bei Hans-Peter Strahl bekommen die Kunden alles, was frisch vom Feld kommt: Kartoffeln, Zwiebeln, Kohl, Kürbisse, Zucchini, Salate, Kräuter. Immer wieder kommt auch Ronny Elksnat bei ihm vorbei. „Ich liebe es, auf diesem Ökomarkt einzukaufen“, sagt er.
Dabei ist Elksnat mit seinem „Urwaren“-Stand selbst Einzelhändler auf dem Markt. Er bietet Fell- und Lederwaren, Kissen, Jacken, Ponchos und ähnliches an. Alles fair gehandelt. Darüber wacht natürlich die Marktleitung. „Ich stehe gern auf diesem Markt, weil ich hier auch mit den Kunden ins Gespräch komme. Ich stelle fest, dass von Jahr zu Jahr das Bewusstsein für den Kauf fair gehandelter Waren zunimmt“, schätzt er ein. „Für mich hat der Markt auch den Vorteil, dass ich unabhängig von einer Monatsmiete für einen Laden bin.“
Das trifft auch auf andere Standbetreiber zu. Zu denen jüngeren unter ihnen gehört Barbara Massacci. Die Berliner Designerin entwirft Schmuck und Textilien. Doch wie bringt man das an die Frau oder an den Mann? „Ich lief irgendwann mal eher zufällig über den Markt. Da dachte ich mir: Ein Stand auf diesem Markt, das wär‘s. Der Marktleitung gefiel mein Handgefertigtes aus Berlin. Und nun bin ich seit etwa drei Jahren Händlerin auf diesem Markt.“ BW
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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