Wasserbetriebe führten Neugierige durch Abwasserkanal
Die Berliner Wasserbetriebe informierten nicht nur an Ständen und mit unterschiedlichen Aktionen über ihr Abwasserkanalsystem, jeder hatte auch die Möglichkeit, in einen Abwasserkanal hinabzusteigen. Unweit der Kreuzung Prenzlauer Berg und Greifswalder Straße hatten Mitarbeiter der Wasserbetriebe eigens einen Einstiegsschacht geöffnet. Bevor es in kleinen Gruppen und mit fachkundiger Führung in den Untergrund ging, hatte sich jeder Gummistiefel anzuziehen und einen Helm aufzusetzen. Über eine Wendeltreppe ging es dann sieben Meter in die Tiefe.
Unten angekommen offenbarte sich den Neugierigen eine mit Ziegelsteinen gemauerte Röhre mit einem Durchmesser von circa 3,50 Meter. Gut zehn Zentimeter hoch steht das Wasser an sonnigen Tagen. "Das ist Grundwasser aus einer Drainage in Weißensee, das ständig in diesen Abwasserkanal fließt. Es sorgt dafür, dass er stetig gereinigt wird", erklärt Stephan Natz. Der Pressesprecher der Berliner Wasserbetriebe ließ es sich nicht nehmen, neben seinen Kollegen selbst auch äußerst fachkundig Besucher durch den Kanal zu führen.
Bei starkem Regen wird aus dem kleinen Rinnsal im Kanal allerdings eine reißende Flut. "Dann ist der Kanal fast komplett voll", so Natz. Der Abschnitt unter der Straße Prenzlauer Berg gehört zum mit 4,5 Kilometer Länge größten unterirdischen Berliner Kanal. Er wurde 1906 bis 1911 ausschließlich mit Ziegeln gebaut und beginnt am Abwasserpumpwerk an der Erich-Weinert-Straße. "Dieser Kanal ist seinerzeit so konstruiert und gebaut worden, dass er bis heute kaum gewartet oder gar repariert werden muss", lobt Stephan Natz.
Wenn es regnet, wird das Abwasser von den Straßen normalerweise in ein Klärwerk gepumpt. Allerdings haben die Klärwerke nur eine begrenzte Kapazität. Bei lang anhaltendem Regen passiert es, dass deren Leistungsgrenze erreicht wird. Die Klärwerke können kein weiteres Abwasser mehr aufnehmen. Deshalb sind in der Kanalisation Überläufe angeordnet. Springen diese an, wird mit Regen verdünntes Schmutzwasser ins nächste Gewässer gepumpt. Das Wasser aus Prenzlauer Berg gelangt dann über den Abwasserkanal in die Spree an der Museumsinsel.
Dort fließt das Wasser ungereinigt aus dem Rohr. Weil das ökologisch nicht vertretbar ist, entschieden sich Wasserbetriebe und Senat, Stauraumkanäle zu schaffen. In diesen werden künftig Wassermassen so lange zwischengespeichert, bis in den Klärwerken wieder Kapazitäten vorhanden sind. Solch ein Stauraumkanal, in dem bis zu 1850 Kubikmeter Schmutzwasser gespeichert werden können, ist gerade in der Storkower Straße von den Wasserbetrieben neu gebaut worden. Ein weiterer mit einer Kapazität von 7000 Kubikmetern soll bis 2017 unter dem Mauerpark entstehen.
Doch noch wird der alte Abwasserkanal unter Prenzlauer Berg dringend benötigt. Immerhin fünf-, sechsmal im Jahr ist der Kanal tatsächlich randvoll, erfahren die Besucher am Kanalausstieg an der Prenzlauer Allee. Deshalb sind solche Kanalbesichtigungen auch nur bei sonnigem Wetter möglich.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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