Deutsche Bahn bittet um Entschuldigung
Bauarbeiten am S-Bahnhof Wilhelmshagen sollen erst Ende des Jahres abgeschlossen sein
Der S-Bahnhof Wilhelmshagen ist seit Jahren eine Baustelle und noch immer nicht fertig. Für Anwohner ist das eine belastende Situation. Die SPD-Abgeordnete Dunja Wolff hat nun bei der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz nachgefragt, wie es mit dem Bauprojekt weitergeht.
Sie bezeichnet den Bahnhof Wilhelmshagen in ihrer parlamentarischen Anfrage als „Mahnmal für einen langatmigen Bürokratiedschungel“. Ein denkmalgeschützter Bahnhof habe einer bis heute unfertigen Fassade weichen müssen, kritisierte die Politikerin. Jahrelang hätten die Anwohner eine dem „Mount-Everest ähnliche Überführungsbrücke“ erklimmen müssen, um den Bahnsteig zu erreichen. Wie die Berliner Woche in der Vergangenheit berichtete, hatte sich die Fertigstellung des Personentunnels von ursprünglich Juli 2018 auf März 2021 verzögert. Eine Anpassung der Planungen sei erforderlich gewesen, hatte die Deutsche Bahn als Grund auf ihrer Internetseite genannt. Zum weiteren Bauverlauf halte sich die DB Netz AG nach wie vor mit näheren Informationen bedeckt, erklärte Dunja Wolff. „Seit längerer Zeit scheinen die Baumaßnahmen komplett stillzustehen“, so ihre Beobachtung.
Mobilitätsstaatssekretärin Dr. Meike Niedbal (Grüne) leitete als Antwort eine Stellungnahme der Deutschen Bahn AG weiter. „Das Projektteam bedauert außerordentlich, dass sich die Fertigstellung der Baumaßnahme viel länger hinzieht als geplant und bittet die Anwohnenden um Entschuldigung“, teilte das Unternehmen mit. „Auch wenn man vor Ort keinen Fortschritt wahrnehmen kann, laufen die Vorbereitungen für einen Baustart im Hintergrund auf Hochtouren.“
Aufgrund der geopolitischen Situation und den damit einhergehenden Materialengpässen, unter anderem bei Baustahl, sei ein Baustart im Jahr 2022 leider nicht zu halten gewesen. Zudem seien nach Angaben der Deutschen Bahn die bisherigen Angebote von Baufirmen für die restlichen Bauarbeiten am Empfangsgebäude und an der Treppeneinhausung unwirtschaftlich gewesen. Die Leistungen hätten deshalb erneut ausgeschrieben werden müssen. Das Projektteam sei aber zuversichtlich, dass die erforderlichen Arbeiten ab dem Frühjahr erfolgen könnten. Die Fertigstellung der gesamten Baumaßnahme ist für Ende 2023 geplant. Der Deutschen Bahn war es wichtig anzumerken, dass die Arbeiten an der Ausbaustrecke Berlin-Frankfurt (Oder) bereits abgeschlossen sind. Die verbleibenden Baumaßnahmen beträfen lediglich die Bestandsbauwerke des Bahnhofs.
Nach Fertigstellung der Bauarbeiten Ende des Jahres soll dann auch der Gewerbebereich wieder nutzbar sein. Dunja Wolff erinnerte in diesem Zusammenhang an das bei Anwohnern beliebte „Café Zweiblum“, das vor Beginn der Arbeiten im Bahnhof zu finden war. Der Innenausbau obliege dem Pächter, teilte die Bahn mit. Es habe bereits Kontakte zwischen dem Vermietungsteam der DB Station & Service AG und einem Interessenten gegeben. Details hierzu wurden aber nicht genannt.
Die Senatsverwaltung erklärte, die baulichen Verzögerungen zur Wiederherstellung der Fassade des Gebäudes und Vermietbarkeit der Räume „außerordentlich zu bedauern“. Da sich die Immobilie jedoch im Eigentum der Bahn befinde, seien die Einflussmöglichkeiten des Senats begrenzt. Es könnten daher auch keine Schadensersatzansprüche geltend gemacht werden. Der Ausbau der Bahnstrecke werde aber begrüßt. In dessen Rahmen sei der S-Bahnhof Wilhelmshagen durch den Einbau von Fahrstühlen barrierefrei ausgestattet worden. Seit Abschluss dieser Maßnahme im vergangenen Jahr sei der Bahnhof deutlich besser zu erreichen, so Staatsekretärin Meike Niedbal.
Seit 1997 wird die 85 Kilometer lange Strecke „Berlin – Frankfurt (Oder) – Bundesgrenze Deutschland-Polen“ modernisiert und für Geschwindigkeiten von bis 160 Kilometern pro Stunde ausgebaut. Dadurch werden unter anderem kürzere Fahrzeiten zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) ermöglicht, wo Züge vor dem Ausbau maximal 120 km/h fahren konnten. Die Bauarbeiten am S-Bahnhof Wilhelmshagen sind Bestandteil des Großprojekts. Dafür wurden unter anderem auch ein zusätzlicher Zugang zum S-Bahnhof Friedrichshagen am Fürstenwalder Damm gebaut und mehrere Kilometer Schallschutzwände errichtet. Als letzter Abschnitt mit einer Länge von rund drei Kilometern soll ab diesem Frühjahr bis 2027 noch der Bahnhof Köpenick umgebaut werden. Dort werden ein rund 220 Meter langer Bahnsteig für den Regionalverkehr mit zwei Gleisen und insgesamt drei Zugängen, ein elektronisches Stellwerk und Stützbauwerke errichtet.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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