Sommergewimmel zwischen Land und Wasser: Mit Stadtgänger Bernd S. Meyer über die Triglawbrücke

Rahnsdorf. Zum Ortsteil Rahnsdorf gehört auch Hessenwinkel, ein beliebtes Villenwohngebiet am Südostrand Berlins. Hier gibt es eine kleine Götterinsel, auf der die Straßen nach dem germanischen Wodan und seinem Sohn Baldur benannt sind. Und nach dem Slawengott Triglaw, der seinen Namen für die Insel-Zufahrtsstraße und auch für die Triglawbrücke gibt.

Die Zwei-Kilometer-Wanderung beginnt an der Hessenwinkler Waldkapelle, einem Ziegelbau, der von den Architekten des Schöneberger Rathauses entworfen, 1910 gebaut, und in den letzten Jahren wunderschön restauriert wurde. Schon nach kurzem Fußweg merkt man: Dies ist eine Wald-, Wohn- und Wassergegend für Eingeweihte und Liebhaber. Wer sonst sollte sich auch nur in den allernächsten Spreegewässern Hessenwinkels auskennen?

Zuerst der Dämeritzsee: Sein Name stammt wohl vom slawischen „dem'bow“, dem Eichholz. Einst war die Eiche wichtigster Waldbaum der Mark. Die Westhälfte des bis 31 Meter tiefen Gewässers gehört seit 1920 zu Berlin, nun zum Bezirk Treptow-Köpenick. Gegenüber, einen Kilometer entfernt, das brandenburgische Ufer: Stadt Erkner, Siedlung Neuseeland.

Die Spree füllt den See von Süden her und muss gleich weiterfließen zum Müggelsee. Schon vor 1880 baute man jene Kanalstrecke, die auch hier Müggelspree“ heißt. Damals entstand an Hessenwinkels Südspitze die Insel, denn der ursprüngliche Abfluss blieb, nun „Alter Spreearm“ genannt. Die Triglawstraße endet am Gosener Kanal, der vom Seddin- zum Dämeritzsee führt. Er sollte den gewerblichen Schiffsverkehr um die Grünauer Regattastrecke herumführen, schließlich waren dort Olympia-Wettkämpfe geplant. Im Sommer 1933 hatten die Nazis Arbeitslose zum Bau des Kanals geholt. Der soll dann fast völlig mit Schippe und Schubkarre gebaut worden sein und war 1936, vor Beginn der Olympiade fertig.

Heutzutage kann man staunen, wie buntscheckig die Freizeitflotte rings um Hessenwinkel aufgestellt ist. Gummiboote und Flöße, Ruderer, Paddler und Segler tummeln sich, und die Bootsausleihe scheint rundum ein gutes Geschäft. Vor einem Dutzend Jahren rekonstruierte man jene Fußgängerbrücke über den Alten Spreearm, die sich Hessenwinkler Bürger Anfang der 50er-Jahre bauten, und die, nach einem provisorischen Bau zum Kriegsende, nun offiziell Russenbrücke heißt.

Die Höhenunterschiede zwischen Land und Wasser sind hier überall nur wenige Meter, sodass man den Kleinen Schwalbenberg neben der Brücke übersehen könnte, wenn das rustikale Ausflugscafé nicht nach ihm benannt wäre. Jenseits der Brücke fehlt die Wiese, auf dem Gott Triglaws weissagendes schwarzes Zauberpferd geweidet haben könnte. Doch im Forst hinter den einstigen Fischerhütten grüßt aus Zeiten uralten Eichwalds eine mächtige Eiche herüber.

Die kleine Wanderung mit Bernd S. Meyer beginnt am Sonnabend, 27. Juni, 11 Uhr. Treff: Bushaltestelle Waldstraße (Hessenwinkel). Verkehrsverbindung S3 bis S-Bahnhof Wilhelmshagen, weiter mit Bus 161 bis Waldstraße. Die Teilnahme ist für unsere Leser kostenlos. Allerdings ist eine Anmeldung erforderlich: Am Freitag, 26. Juni, von 10 bis 12 Uhr anrufen unter Telefon 25 93 04 97 84 26.

Autor:

Bernd S. Meyer aus Mitte

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