Keine Pause für Fischer Thamm

Bis Mitte März müssen alle Netze wieder einsatzbereit sein. | Foto: Ralf Drescher
5Bilder
  • Bis Mitte März müssen alle Netze wieder einsatzbereit sein.
  • Foto: Ralf Drescher
  • hochgeladen von Silvia Möller

Rahnsdorf. Auf der Müggelspree hat sich eine dünne Eisdecke gebildet, auf dem Müggelsee laufen die Spaziergänger. Für Fischermeister Andreas Thamm (63) ist der Winter kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen.

Für die Berliner Woche schraubt Thamm den Außenborder an das stabile Aluminiumboot und los geht es in Richtung Müggelsee. Die einen Zentimeter dicke Eisdecke der Müggelspree fliegt mit einem Krachen zur Seite. Nach zehn Minuten erreichen wir den Müggelsee, auf Rahnsdorfer Seite haben wir auf einer mehrere Tausend Quadratmeter großen Fläche freie Fahrt, dann halten wir an der Eiskante.

„Das Eis auf dem See ist zehn bis 15 Zentimeter dick. Deshalb habe ich Mitte Januar das Fischen einstellen müssen. Ich schaue nur gelegentlich, ob in meinem Revier alles in Ordnung ist“, sagt Andreas Thamm. Zum Beispiel, ob sich dort kein Müll angesammelt hat. Am Wochenende zuvor konnte er zahlreiche Spaziergänger und Eisläufer beobachten. „Einige gehen bis zur Abbruchkante ans offene Wasser heran. Das ist ganz schön leichtsinnig. Ohne Hilfsmittel ist ein ins Wasser gestürzter Spaziergänger kaum zu bergen“, ärgert sich der Fischermeister. In den vergangenen Jahren hat er mehrfach ins Eis eingebrochene und verstorbene Spaziergänger gefunden.

Nach der Patrouillenfahrt geht es zurück zum Fischgut. Hier liegen die Netze und Leinen, die während der eisfreien Zeit als Reusen und Stellnetze in Berlins größtem See stehen. „Die werden beim Einziehen oder durch unvorsichtige Bootsführer beschädigt und müssen repariert werden. Ein Netz kostet rund 4000 Euro, hält bei guter Pflege aber 20 Jahre“, sagt Fischermeister Thamm. Netze und Zubehör bezieht er von einem Fachbetrieb in Bremerhaven, der fast alle Binnen- und Küstenfischer in Deutschland ausstattet. Moderne Netze sind aus synthetischem Garn und eigentlich stabil. Repariert wird mit einem kleinen Schiffchen wie beim Weben und natürlich in Handarbeit. Das dauert seine Zeit.

„Bis Mitte März müssen die Netze wieder einsatzfähig sein. Wenn zum wärmeren Wetter noch Regen und Wind kommen, bricht das Eis auf dem Müggelsee schnell wieder auf und ich kann einige Netze aufstellen. Im Frühjahr hole ich dann zuerst wieder Hecht und Zander raus“, freut sich Andreas Thamm schon jetzt auf den Saisonstart.

In den letzten Jahren hat sich der Müggelsee verändert. Durch den Wegfall der Landwirtschaft am Oberlauf der Spree sind die Nährstoffe geringer geworden. „Wir fischen lieber im trüben, nährstoffhaltigen Wasser. Da wachsen unsere Fische einfach schneller“, sagt Thamm.

Er hat den Beruf bereits mit 14 Jahren gelernt, im kommenden Jahr feiert er 50. Berufsjubiläum. Inzwischen steht auch fest, dass es in einigen Jahren eine Müggelseefischerin geben wird. Tochter Maria Thamm (15) schließt bald die Schule ab und will beim Vater in die Lehre gehen. „Noch in diesem Jahr fährt Maria beim Praktikum mit auf den Müggelsee“, sagt Andrea Thamm voller Stolz. RD

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 381× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 680× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 655× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.065× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.