Rahnsdorfs Fährmann geht in Rente

Ronald Kebelmann bei einer seiner letzten Fahrten am 3. Oktober. | Foto: Ralf Drescher
2Bilder
  • Ronald Kebelmann bei einer seiner letzten Fahrten am 3. Oktober.
  • Foto: Ralf Drescher
  • hochgeladen von Ralf Drescher

Rahnsdorf. Mit dem Saisonende auf der Ruderfähre F 24 Anfang Oktober hat Ronald Kebelmann (63) das Rentnerdasein erreicht. Künftig lässt er sich über die Gewässer schippern.

„Ich habe 45 Arbeitsjahre hinter mir, die Lehrzeit zählt zum Glück mit, deshalb konnte ich jetzt in Rente gehen“, sagt Kebelmann. Er hatte zu DDR-Zeiten Maschinist für Wärmekraftwerke gelernt und war unter anderem bei der Bewag im Kraftwerk Klingenberg tätig. Nach der Wende war er Hausmeister und Kurierfahrer und auch mal arbeitslos. „Das war 2003 dann ein Glücksfall. Bei uns in der Marinekameradschaft Köpenick fragte ich einen Mitarbeiter von Stern und Kreis, ob es da nicht einen Job für mich gäbe. Da ich ein Binnenschifferpatent hatte, konnte ich im Mai 2003 auf Berlins einziger Ruderfähre anfangen“, erzählt Kebelmann.

Und diese Verbindung hat es in sich. Ist es doch mit 36 Metern die kürzeste BVG-Strecke, und die einzige, die mit Muskelkraft bewältigt wurde. Genau elf Ruderschläge brauchte Ronald Kebelmann, um das schon ohne Fahrgäste 500 Kilogramm schwere Fährboot zwischen Müggelheim und Rahnsdorf in Bewegung zu setzen.

An den Fahrplan hat sich Kebelmann in den 15 Sommern, in denen er das Fährboot „Paule III“ über die Spree beförderte, nie gehalten. Darin ist nämlich nur eine Tour pro Stunde verzeichnet. „Ich konnte doch die Fahrgäste nicht am Ufer warten lassen“, sagt er. Da sich beide Stationen in Rufweite mit Sichtkontakt befinden, reichte immer ein „Fährmann hol über“ und Kebelmann setzte den Kahn in Bewegung. Ob er Prominente befördert hat, kann der langjährige Fährmann nicht sagen. „Bei mir sind alle Fahrgäste gleich. Ich erinnere mich aber an die Bürgermeister Gabriele Schöttler und Oliver Igel und den Hauptmann von Köpenick. Und natürlich Senator Andreas Geisel. Der hat ja die Ruderfähre gerettet, nachdem sie von seinem Vorgänger eingestellt worden war.

Benannt ist das 1993 gebaute Fährboot übrigens nach Fährmann Paul Rahn (1934-2002), dem Vorgänger Kebelmanns. Nach dem ist seit 2010 in Rahnsdorf sogar eine kleine Straße benannt. Auf ein Straßenschild möchte Kebelmann aber noch lange nicht. „Da lasse ich mich lieber mit meiner Frau demnächst mit dem Kreuzfahrtschiff über das Meer schippern, unter anderem nach Irland und Island. Außerdem stehen Fahrten über Mosel und Rhein bereits auf dem Plan“, verrät Ronald Kebelmann.

Ganz aufgeben will er die Übersetzerei trotz Rente dann doch nicht. Wenn der Betreiber, die Weiße Flotte Stralsund, mitspielt, wird er im kommenden Jahr auf der Solarfähre zwischen Schmöckwitz und Zeltplatz Kuhle Wampe tageweise Kollegen vertreten.

"Paule III" geht wieder ab 1. Mai 2018 auf Tour, dann mit einem jüngeren Nachfolger an den Rudern. RD

Ronald Kebelmann bei einer seiner letzten Fahrten am 3. Oktober. | Foto: Ralf Drescher
Ronald Kebelmann hat 15 Sommer lang Berlins einzige Ruderfähre gefahren. Im Hintergrund eine Kollegin mit ihrem Solarschiff. | Foto: Ralf Drescher
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 163× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 483× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 453× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 884× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.