Neue Netze für den Müggelsee
Rund 3000 Euro Schaden sind Fischer Andreas Thamm nach Diebstahl entstanden
Müggelseefischer Andreas Thamm ist in Berlin bekannt wie ein bunter Hund mit seinem Fischgut an der Müggelspree. Jetzt hat er eine Extrabeschäftigung: In jeder freien Minute arbeitet er an seinen Netzen.
Sogar am Wochenende, wenn das Fischgut für Besucher geöffnet ist, greift er zum Netzhaken und schlägt Leinen an. „Im Winter haben mir Unbekannte 30 Netze aus dem Dämeritzsee gestohlen. Die hat die Wasserschutzpolizei aus Erkner zwar im Frühjahr auf einer Halbinsel am alten Spreearm gefunden, aber ein Drittel der Netze war leider unbrauchbar“, ärgert sich der 65-Jährige. Den Schaden beziffert er auf rund 3000 Euro. „Da wollte wohl jemand, dass ich keine Fische mehr aus dem See hole“, vermutet er.
Müggelseefischer Andreas Thamm ist der letzte seiner Art. Zwar gibt es in der Köpenicker Fischervereinigung rund 20 Mitglieder, aber Thamm ist der einzige, der vom alten Fischerdorf Rahnsdorf zum Fang aufbricht. Hier ist die Fischerei bereits 1375 im Landbuch Kaiser Karls IV. nachgewiesen. Weitere Konkurrenz droht dem Müggelseefischer derzeit nicht. Denn hier fischen dürfen nur Mitglieder der Fischervereinigung. Und dort kann nur Mitglied werden, wer ein Fischereirecht besitzt. Und die sind derzeit alle vergeben. Früher wurden die Fischerprivilegien vom jeweiligen Landesfürsten vergeben und nach einem Wechsel auf dem Thron durch den Nachfolger erneuert. Die Originale dieser Urkunden, unterzeichnet unter anderem vom Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688), werden heute im Bezirksmuseum aufbewahrt.
Wenn Andreas Thamm in einigen Jahren in Rente geht, soll die Zukunft der Müggelseefischerei gesichert sein. Im September beginnt Tochter Maria (17) ihre Ausbildung zur Fischwirtin beim Fischereiamt in Spandau, auf dem Fischgut des Vaters und was die Theorie betrifft an der Berufsschule im sächsischen Königswartha. Hier hatte bereits Andreas Thamm vor fast 50 Jahren seine Ausbildung begonnen.
Wer Müggelseefischer Andreas Thamm bei der Arbeit an den Netzen oder am Räucherofen über die Schulter blicken möchte: Das Fischgut an der Rahnsdorfer Dorfstraße 13 ist sonnabends und sonntags noch bis Anfang Oktober jeweils ab 10 Uhr geöffnet. Dann ist auch eine andere Besonderheit im Betrieb – Deutschlands einzige Ruderfähre im Linienverkehr, die als BVG-Linie F 24 zwischen dem Fischerdorf Rahnsdorf und den Müggelheimer Spreewiesen verkehrt. Fahrräder nimmt der Fährmann gerne mit, nur Tandems und E-Bikes sind leider von der Beförderung ausgeschlossen.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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