Neue Nachbarn in Rahnsdorf: Bezirk diskutiert über Asylbewerberheim

Das künftige Flüchtlingsheim an der Fürstenwalder Allee ist noch im Bau. | Foto: Ralf Drescher
  • Das künftige Flüchtlingsheim an der Fürstenwalder Allee ist noch im Bau.
  • Foto: Ralf Drescher
  • hochgeladen von Ralf Drescher

Rahnsdorf.

So voll ist die Taborkirche sonst nur zu Weihnachten. Rund 300 Menschen drängten sich kürzlich in die Bänke des ehrwürdigen Gotteshauses. Sie folgten einer Einladung des Bezirks. Thema war das künftige Flüchtlingsheim kurz vor der Stadtgrenze zu Erkner.

Hessenwinkel, Fürstenwalder Allee 364: Das ist in gut zwei Monaten die zeitweilige Adresse von bis zu 150 Kriegsflüchtlingen und Asylbewerbern.

„Ab September ziehen die Bewohner ein, wir bringen sie in 74 Zimmern, darunter 63 Zweibettzimmern, unter. Ihnen stehen außerdem Gemeinschaftsküchen, Waschküchen, Spiel- und Unterrichtsräume zur Verfügung. Für die Betreuung haben wir einen Heimleiter, zwei Sozialarbeiter, einen Kinderbetreuer und einen Hausmeister zur Verfügung“, erläuterte Norbert Prochnow vom Unionhilfswerk das Heim der künftigen Nachbarn.

Anwohner wollten anschließend wissen, wie die Flüchtlinge medizinisch versorgt und welche Sachspenden gebraucht werden.

Bei der Aufnahme der Flüchtlinge durch das Landesamt für soziale Angelegenheiten gibt es eine medizinische Erstversorgung. Der Bezirk will sich um Arztsprechstunden im Heim bemühen, ein entsprechender Raum wird vor Ort eingerichtet. Für die Aufnahme der schulpflichtigen Kinder sind die Grundschule an den Püttbergen und die Wilhelm-Bölsche-Oberschule vorgesehen. An beiden Schulen wird es Lerngruppen mit maximal zwölf Flüchtlingskindern geben. Dafür steht je ein zusätzlicher Lehrer zur Verfügung.

Was Spenden betrifft, hat die künftige Heimleiterin Sonja Ruppert vom Unionhilfswerk bereits erste Vorstellungen: „Wir richten eine Kleiderkammer ein, brauchen dann gut erhaltene, tragfähige Kleidung. Außerdem können wir Fahrräder gut gebrauchen, wollen eventuell sogar eine Fahrradwerkstatt einrichten.“

Bevor die ersten Heimbewohner einziehen, wird es Ende August einen Tag der offenen Tür geben, bei dem die Rahnsdorfer die Heimat ihrer Nachbarn auf Zeit besichtigen können. Die Polizei, so versprach die stellvertretende Leiterin des Abschnitts 66, Anja Kwasnik, werde den Einzug der Flüchtlinge mit verstärkter Streifentätigkeit begleiten.

Im Herbst 2014 hatte es vor Ort Aktivitäten eines anonymen „Rahnsdorfer Widerstands“ gegeben (Berliner Woche berichtete). Die bestanden überwiegend aus Aktivitäten in sozialen Netzwerken und einem kaum beachteten Auftritt auf dem Rahnsdorfer Weihnachtsmarkt. „Die geringen Aktivitäten von Heimgegnern sind ein gutes Zeichen und belegen, dass Initiativen wie ,Rahnsdorf hilft' schon im Vorfeld ein positives Klima für Flüchtlinge geschaffen haben“, sagte Bürgermeister Oliver Igel (SPD), der zu den Einladenden gehörte.

Im Vorfeld der Eröffnung von Flüchtlingsheimen im Allende-Viertel und in Adlershof hatte es nämlich Demonstrationen von rechts angehauchten „Bürgerinitiativen“ gegeben.

Zur Infoveranstaltung wollten Anwohner auch wissen, ob im benachbarten Kiezklub Stellen gestrichen werden. Dass die eine Stelle nicht gestrichen wird, versicherte Stadtrat Klemm. Allerdings habe das Jobcenter arbeitsmarktpolitische Maßnahmen – sprich Ein-Euro-Jobs – zurückgefahren.

Noch gibt es übrigens keine Möglichkeit, Sachspenden abzugeben, das künftige Flüchtlingsheim ist noch Baustelle. Wer helfen will, kann sich aber schon jetzt an den Unterstützerkreis Rahnsdorf wenden. Dort bereiten 70 Bürger Hilfe unter anderem beim Erlernen der deutschen Sprache, bei der medizinischen Versorgung und Unterstützung in Alltagsfragen vor: www.unterstuetzerkreis-rahnsdorf.de.
Das Interesse der Rahnsdorfer an den neuen Nachbarn hielt sich in Grenzen.

Von 3800 Eingeladenen meldeten sich nur rund 300 Anwohner zur Informationsveranstaltung an. Auswärts Wohnende waren nicht zugelassen, um den Protesttourismus von Flüchtlingsgegnern zu verhindern.

RD
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 562× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 846× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 824× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.202× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.