BVG erhält vom Senat kein Geld mehr
"Wir haben beschlossen, künftig keine Landesmittel mehr für die Ruderfähre einzusetzen", teilt Petra Rohland, Sprecherin der Senatsverwaltung mit. Damit zieht der Senat einen Schlussstrich unter einen monatelangen Streit, bei dem sich die BVG zuletzt noch auf die Seite der Anwohner und Ausflügler geschlagen hatte, die einen Erhalt der über 100 Jahre alten Fährverbindung gefordert hatten. "Da die Ruderfähre weder im Winter noch an Montagen verkehrt, gibt es wohl keine Nutzer, die täglich auf diese Fähre angewiesen sind", meint Sprecherin Rohland.Ein ursprünglich geplantes Ersatzangebot für die rund 30 000 Fahrgäste, die die knapp 40 Meter lange Verbindung über die Müggelspree zwischen Rahnsdorf und den Müggelheimer Spreewiesen trotzdem jedes Jahr genutzt haben, wird es nicht geben. Die neue Elektrofähre, die ab Ostern 2014 verkehren soll, kann in Müggelheim nicht anlegen. Ein neuer Steg würde 200 000 Euro kosten, außerdem hatte das Wasser- und Schifffahrtsamt wegen der Enge der Müggelspree an dieser Stelle Bedenken angemeldet.
18 000 Unterschriften
Die 18 000 Unterschriften, die der Heimatverein Köpenick für den Erhalt der Verbindung gesammelt hatten, waren also wirkungslos. "Es ist schon toll, wie der Berliner Senat mit den Interessen von rund 30 000 Fahrgästen umgeht. Außerdem übte die Verbindung seit Jahrzehnten als eine der letzten Ruderfähren Deutschlands eine hohe Anziehungskraft auf Touristen aus. Schade für einen Bezirk, der als wasserreichste Region der Hauptstadt um Besucher wirbt", sagt Stefan Förster vom Heimatverein.
Es soll zuletzt um rund 60 000 Euro gegangen sein, die Berlin an die BVG für den Betrieb der Fähre gezahlt hat. "Vielleicht findet sich ja ein Liebhaber, der sie auf eigene Kosten weiterbetreibt. Dafür ist allerdings nicht unsere Verwaltung zuständig", teilt Petra Rohland mit.
Kein Herz für Fahrgäste
Ein Kommentar von Ralf Drescher
Vielleicht muss eine Landesbehörde kein Herz für historische Verkehrsverbindungen wie eine Ruderfähre haben. Aber Interesse am Fortkommen von 30 000 Fahrgästen, die ein öffentliches Verkehrsmittel jedes Jahr nutzen, dürfte man einer auch für den Verkehr zuständigen Senatsverwaltung schon unterstellen. Dabei ist die Sache mit der Fähre F 24 schon von Anfang an falsch gelaufen. Da wird die Verbindung in der Ausschreibung gar nicht erst aufgeführt. Eine Ersatzstrecke kann nicht realisiert werden, weil dafür ein teurer Bootssteg gebaut werden müsste, der nicht genehmigungsfähig ist. Schon an diesem Punkt hätte man erkennen können, dass der alte Zustand der beste gewesen wäre. Vermutlich war keiner der Verantwortlichen jemals am Fährsteg in Rahnsdorf und hat sich ein Bild von der Situation gemacht. Dann hätte er gesehen, wie Fährmann Ronald Kebelmann ohne Blick in den Fahrplan oft pausenlos pendelte, um alle wartenden Passagiere ans jeweils andere Ufer zu bringen. Das alles hat am Ende nicht gezählt. Ebenso nicht die Forderung von 18 000 Anwohnern und Besuchern, die mit ihrer Unterschrift den Weiterbetrieb gefordert hatten. Politische Arbeit im Interesse der Bürger sieht anders aus.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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