Zwei Angler kamen verunglückten Ruderern zu Hilfe
Die Ruderer Klaus und Stefan G. vom Eisenbahn-Sportverein Schmöckwitz waren gegen 14 Uhr mit ihrem Zweier zur großen Umfahrt um die Müggelberge gestartet. Auf dem Seddinsee rammten sie eine Fahrwassertonne, das Boot drohte zu sinken (Berliner Woche berichtete)."Es fing bereits an zu dämmern, gegen 16 Uhr wollten wir dichter an die Insel Seddinwall, weil dort oft Zander und Hecht stehen", erzählt Daniel Dilewski (33). "Da sahen wir die Ruderer in rund 200 Metern Entfernung. Es sah aus, als wenn beide im Wasser liegen. Ich dachte erst an eine Rettungsübung, sah aber keine weiteren Boote", sagt Dilewski. "Obwohl nicht um Hilfe gerufen wurde, habe ich meinen Motor angeworfen und bin hingefahren", berichtet Marco Noack-Ihlenfeld. Vor Ort wird die Katastrophe deutlich. Das Ruderboot ist voll Wasser gelaufen, beide Sportler sind seit längerer Zeit im gut zehn Grad kalten Wasser. Klaus G. gibt kaum noch Lebenszeichen von sich, er klemmt mit den Füßen im Ruderboot. "Ich habe den Vater über den Bug ins Boot gezogen und dann den Sohn an Bord geholt", berichtet Noack-Ihlenfeld. Dann geht es mit Vollgas in Richtung Bootshaus. Der Angler holt alles raus, was Schlauchboot und 15-PS-Außenborder leisten können. Mit Tempo 40 geht es ans Schmöckwitzer Ufer. Unterwegs setzt der Sohn von Klaus G. mit dem Telefon des Anglers den Notruf ab. Als das Boot mit den Verunglückten den Hafen erreicht, kommt bereits ein Rettungswagen, in der Luft dröhnt der Rotor des Rettungshubschraubers. An Land muss der ältere Ruderer sofort reanimiert werden. "Die zehn Minuten bis zum Hafen waren die längsten zehn Minuten meines Lebens", sagt Marco Noack-Ihlenfeld. Während er die Verunglückten an Land bringt, sammelt sein Anglerkumpel auf dem Seddinsee die Habseligkeiten der Ruderer ein und nimmt das gekenterte Boot in Schlepp. Dann steuert auch er den Hafen an.
Viel Aufhebens von ihrer Rettungsaktion wollen die jungen Männer, die im Bootshandel (Marco Noack-Ihlenfeld) und in der Bausanierung (Daniel Dilewski) tätig sind, nicht machen. "Das war für uns selbstverständlich, wir sind als Angler oft auf dem Wasser und könnten ja auch einmal Hilfe benötigen", sagen sie.
Im Köpenicker Rathaus prüft man nun, wie die Rettungstat gewürdigt werden kann. "Infrage kommen eine Auszeichnung mit der Rettungsmedaille oder eine öffentliche Belobigung", teilt Bürgermeister Oliver Igel (SPD) mit. Während Stefan G. das Unglück unbeschadet überstanden hat, liegt sein Vater Klaus G. im Krankenhaus Köpenick weiterhin im Koma. Die Ruderkameraden vom Eisenbahn-Sportverein werden die beiden Retter jetzt erst einmal als Ehrengäste zur Weihnachtsfeier einladen.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
Kommentare