Rund 30 Vereine und Bootshausbetreiber unterzeichnen Grundsatzerklärung
Wassersportler kämpfen um ihre Stege
Der Müggelsee, Spree und Dahme sind die beliebtesten Wassersportreviere im Südosten Berlins. Wenn sich die Bürokratie durchsetzt, könnte es für den Wassersport bald Einschränkungen geben.
Grund sind Forderungen der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Steganlagen künftig nur noch befristet für zehn Jahre zu genehmigen. Dass soll dann auch für ältere Anlagen gelten. Deren Besitzer müssen dann regelmäßig einen neuen Antrag stellen und bangen, ob der denn noch genehmigt wird.
Verärgert steht Rainer Walz auf seinem Steg. Hier an der Straße An den Bänken hat sein Großvater Erich Klasen 1927 ein Bootshaus gebaut. Der Enkel, von Beruf Tischler und 69 Jahre alt, wohnt vor Ort und kümmert sich um die Belange seiner Mieter. Rund 60 Wassersportler haben an seinen Stegen einen Liegeplatz, außerdem parken bei ihm noch 40 Paddelboote, deren Besitzer von hier zu Touren auf Spree und Müggelsee aufbrechen. „Ich habe genug mit Erhalt und Betrieb meines Bootshauses zu tun und möchte nicht alle Jahre ein neuen Antrag für die Stege stellen. Wenn ich mir eine Baugenehmigung besorge und ein Haus errichte, muss ich mir auch nicht nach zehn Jahren den weiteren Bestand des Hauses genehmigen lassen“, sagt Rainer Walz.
Weil er als Einzelkämpfer gegen Behördenmühlen nur wenig Chancen hat, hat er sich einer Grundsatzerklärung fast aller Wassersportvereine im Südosten Berlins angeschlossen. Bisher haben 29 Vertreter von Seglern, Ruderern und Motorbootnutzern unterschrieben. Darin wird unter anderem gefordert, auf die Befristung von legal errichteten Steganlagen zu verzichten und auch Instandhaltung zuzulassen. Außerdem bieten die Wassersportler an, ihr Fachwissen in BVV und Senatsgremien einzubringen. „Unser Ziel ist es, dass auch zukünftig eine verantwortungsbewusste, ausgewogene und naturnahe Nutzung unserer Wasserflächen zur Ausübung von wassersportlichen Aktivitäten erfolgen kann“, schreiben die Vereins- und Bootshausvertreter im Schlusssatz ihrer Erklärung.
Die Bezirksverordneten von Treptow-Köpenick haben schon im vorigen Jahr ihre Hausaufgaben gemacht. Bereits im Dezember 2017 hatten die Bezirksverordneten beschlossen, die Befristung der Genehmigung von Steganlagen aufzuheben.
„Ich hoffe, dass es bald eine für Wassersportler praktikable Lösung gibt. Ich möchte hier in neun Jahren noch den hundertsten Geburtstag unseres Bootshauses feiern“, gibt sich Rainer Walz kämpferisch.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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