Vorerst nur auf dem Papier
Wegen mangelnder Kapazitäten kann Stadtplanungsamt ambitioniertes Vorhaben „Wohngärten am Anger“ nicht vorantreiben
Es ist ein sehr ambitioniertes Wohnungsbauprojekt, das Architektin Ulrike Kern gemeinsam mit ihrem Team in den vergangenen Jahren entwickelte. Aber leider fehlen dem Bezirksamt derzeit die nötigen Kapazitäten, um die Voraussetzungen für eine Umsetzung der Entwürfe zu schaffen.
„Wohngärten am Anger“ heißt das Vorhaben, das auf einer inzwischen freigeräumten Kleingartenfläche neben der Kleingartenanlage Am Anger entstehen soll. Um es verwirklichen zu können hat die „ingenbleek + kern GmbH“ seit 2012 mit zahlreichen Partnern an den Plänen gefeilt. Immer neue Ideen wurden eingearbeitet. Inzwischen ist das Projekt so weit gediehen, dass es sofort umgesetzt werden könnte, wenn es grünes Licht vom Bezirksamt gebe.
Vorgesehen ist, dass auf einer circa 18 500 Quadratmeter großen Fläche zwei Mehrfamilienhäuser sowie 14 Doppelhaushälften, zwölf Reihenhäuser und drei Einfamilienhäuser mit bis zu 68 Wohnungen entstehen. Unter anderem ist der Bau von barrierefreien und von Seniorenwohnungen geplant. In den Häusern könnten weiterhin eine Tagespflege, Kleingewerbe wie eine Bäckerei sowie eine Kita mit 90 Plätzen eingerichtet werden. Die Fläche soll aufgelockert und unter ökologischen Gesichtspunkten bebaut werden. Es wird viel Grün und offene Wegebeziehungen zur Umgebung geben. Geplant sind unter anderem auch zentrale Plätze zum Verweilen, die den Charakter eines Dorfplatzes haben werden. Auch die Dächer und Fassaden sollen begrünt und der Teich renaturiert werden.
Alles in allem sind die „Wohngärten am Anger“ ein Projekt, mit dem sich auch die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) anfreunden können. „Inhaltlich gefällt mir das sehr gut“, sagt Almuth Tharan von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Und CDU-Fraktionschef Johannes Kraft ergänzt: „Das passt gut in die Struktur des Umfeldes. Ich hoffe, dass hier etwas passieren wird.“ Doch diese Hoffnung trügt.
„Hier gibt es etliche Probleme aus planungsrechtlicher Sicht“, sagt der Leiter des Pankower Stadtentwicklungsamtes, Klaus Risken. Das Grundstück liege im Auenbereich, in dem ein solches Bauvorhaben laut Flächennutzungsplan nicht zulässig ist. Deshalb wurde bereits eine Bauvoranfrage vom Bezirk negativ beschieden. Auch Konsultationen mit Stadtentwicklungssenatorin Kathrin Lompscher (Die Linke) und mit der Wohnungsbauleistelle des Senats führten zu keinem Ergebnis. Gebaut werden könnte nur, wenn ein entsprechender Bebauungsplan aufgestellt wird. Doch das ist vorerst nicht möglich. „Wir haben so schon zu wenig Personal, um alle laufenden Bebauungsplanverfahren zu bearbeiten“, sagt Klaus Risken. Und Stadtentwicklungsstadtrat Vollrad Kuhn (Bündnis 90/Die Grünen) bestätigt: „Die zur Verfügung stehenden Mitarbeiter bearbeiten aktuell vor allem Bebauungspläne, die zum Bau neuer Schulen und Kitas, zum Start von großen Wohnungsbauprojekten im Bezirk sowie für Wirtschaftsansiedlungen nötig sind.“ Für die nächsten Jahre sehe er deshalb keine freien Kapazitäten, um das ambitionierte Projekt planungsrechtlich voranzubringen.
Die Architekten schlagen deshalb vor, dass sie alle Arbeiten an einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan übernehmen. Damit würden sie das Stadtentwicklungsamt entlasten. Davon hält Klaus Risken allerdings nicht viel. „Der größte Teil der Arbeit bliebe trotzdem an uns hängen“, weiß er aus Erfahrung. Und Wolfram Kempe von der Linksfraktion sagt: „Wir haben eine Prioritätenliste für die Bearbeitung von Bebauungsplanverfahren festgelegt. Davon weichen wir nicht ab.“ So wird das Projekt „Wohngärten am Anger“ wegen mangelnder Kapazitäten im Stadtplanungsamt weiterhin nur auf dem Papier bestehen.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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