Schilder, Ampel und Schranke? Egal!
Bezirksamt ordnet wegen Verstößen Vollsperrung der Hauptstraße an

Die Schranke an der Hauptstraße, die dafür gedacht war, dass Busse oder Müllfahrzeuge durch den Baustellenbereich fahren können, wurde offenbar von einem Lkw einfach zerstört. | Foto:  Berliner Wasserbetriebe/Stephan Natz
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  • Die Schranke an der Hauptstraße, die dafür gedacht war, dass Busse oder Müllfahrzeuge durch den Baustellenbereich fahren können, wurde offenbar von einem Lkw einfach zerstört.
  • Foto: Berliner Wasserbetriebe/Stephan Natz
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Seit Juli vergangenen Jahres wechseln die Berliner Wasserbetriebe in der Hauptstraße zwei große, parallel liegende Rohre aus. Dafür ist die Hauptstraße teilweise gesperrt. Doch diese Sperrung wurde permanent von Autofahrern ignoriert. Deshalb hat das Bezirksamt jetzt durchgegriffen und eine Vollsperrung angeordnet.

Bei den Rohren, die ausgewechselt werden, handelt es sich um eine Abwasserdruckleitung mit einem Meter Innenmaß sowie eine 50 Zentimeter dicke Trinkwasserleitung, berichtet der Pressesprecher der Berliner Wasserbetreibe, Stephan Natz. Die Baustelle auf der Hauptstraße erstreckt sich über eine Länge von 600 Metern zwischen Schönhauser Straße und Friedrich-Engels-Straße. In diesem Bereich ist die Hauptstraße während der Bauarbeiten für den Individualverkehr voll gesperrt. Nur Busse der BVG sowie Müllfahrzeuge, Feuerwehr und ähnliche Fahrzeuge, die unbedingt Grundstücke erreichen müssen, dürfen passieren.

Wie Anwohner berichten, halten sich viele Autofahrer aber nicht an die Vollsperrung. In Wild-West-Manier durchfahren sie den Bereich, für den die Sperrung angeordnet und deutlich mit Schildern gekennzeichnet wurde. „Deshalb haben wir beziehungsweise die von uns beauftragte Baufirma Bartel-Bau immer wieder weitere, zusätzliche Verkehrsschilder aufgestellt“, berichtet Stephan Natz. Umsonst: Autos fuhren trotzdem rechtswidrig durch den Baustellenbereich.

Schranke mutwillig umgefahren

Deshalb wurde in Abstimmung mit der bezirklichen Straßenverkehrsbehörde Anfang März in Höhe von Aldi (Hauptstraße 119) eine Schranke installiert. Doch auch die half nichts. Anwohner beschwerten sich darüber, dass Autos diese Schranke über den Bürgersteig umkurvten und dann trotzdem durch die Baustelle fuhren. Und schließlich fanden die Bauleute eines Morgens die Schranke –umgefahren mit geknicktem Balken. Offensichtlich, so die Baufirma, war ein Lkw schlichtweg „durchgebrochen“. Der Schaden: rund 800 Euro.

In Absprache mit dem Straßen- und Grünflächenamt ist die Schranke sofort erneuert worden, berichtet Stephan Natz. Doch auch diese schnelle Reaktion half nichts. Wenig später wurde die Schranke erneut umgefahren und zerstört. Ein Anwohner, der sich bei der Berliner Woche meldete, spricht von "Anarchie": „Wir Anwohner sind resigniert und genervt“, so der Rosenthaler. Dadurch, dass Autofahrer über den Gehweg fahren, um an der Baustelle vorbeizukommen, seien unter anderem auch Kinder auf ihrem Weg zur Schule gefährdet.

Gefahr für Leib und Leben

Auch für das Bezirksamt ist das Verhalten der Autofahrer, die den Baustellenbereich durchfahren, völlig unverständlich. „Die Verkehrssituation und die Herstellung der Verkehrssicherheit hatte es erforderlich gemacht, zusätzliche Verkehrszeichen zur Verdeutlichung der Verkehrsführung und Verkehrsverbote anzuordnen“, erklärt Stadträtin für Ordnung und öffentlichen Raum, Manuela Anders-Granitzki (CDU). „Diese zusätzlichen Maßnahmen wurden von vielen Kraftfahrern ignoriert.“ Teilweise missachteten mehrere Kraftfahrer gleichzeitig das Rotlicht der Ampel für den Busverkehr und setzen sich selbst und den entgegenkommenden Verkehr dadurch einer erheblichen Gefahr aus, so die Stadträtin weiter. „Die Ampel wurde ausschließlich für die Regelung des Buslinienverkehrs angeordnet, um diesen gesichert durch die Baustelle zu führen. Für Anlieger und Anwohner sind ihre Grundstücke über die Schönhauser Straße weiterhin erreichbar.“

Da zahlreiche Autofahrer aber alle bisherigen Verkehrszeichen, die Ampel und die Schranke ignorierten, entschloss sich das Bezirksamt in Abstimmung mit der BVG nun zu einer Vollsperrung des Baustellenbereichs. „Es ist erschreckend, in welchem Ausmaß sich Fahrer hier vorsätzlich verkehrswidrig verhalten und auch vor Straftaten nicht zurückschrecken, nur um einen Umweg über die Umleitung zu sparen“, sagt Manuela Anders-Granitzki. Aufgrund der vielfach festgestellten Verstöße sowie in Folge der erneut beschädigten Schrankenanlage sah das Bezirksamt nur noch die Möglichkeit der Vollsperrung für den Baustellenbereich.

Bus 124 wird eingestellt

Konsequenz: Der Linienverkehr der Buslinie 124 wird für einen Teilabschnitt auf der Hauptstraße eingestellt. Die Haltestelle Hauptstraße/Friedrich-Engels-Straße wird an den Wilhelmsruher Damm verlegt und die übrigen Haltestellen bis einschließlich Schönhauser Straße/Kirchstraße werden in beide Fahrtrichtungen nicht mehr bedient, informiert die Stadträtin. Die Vollsperrung der Hauptstraße gilt bis September. Dann sollen die Bauarbeiten auf der Hauptstraße abgeschlossen sein, informiert Stephan Natz.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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