Bürgerinitiative will Ortskern schützen
Schwerlastverkehr belastet Anwohner sowie Bausubstanz
Im Norden des Bezirks nimmt der Schwerlastverkehr durch Wohnquartiere stetig zu. Besonders davon betroffen ist der Ortskern von Rosenthal. Dort gründeten engagierte Bewohner jetzt die Bürgerinitiative „Historischer Ortskern Rosenthal“.
„Die Gläser im Schrank starten ihr mehrstimmiges Klingelkonzert und mein Bett scheint Langeweile zu haben. Es fängt eine Wanderung durch mein Zimmer an“, beschreibt Gösta Gablick eine von so vielen vergangenen Nächten. „Jetzt erwache ich und stelle fest, dass ein neuer Tag beginnt: laut und erschütternd. Es ist 4.30 Uhr. Die Karawane der Schwerlasttransporte hat ihre heutige Arbeit begonnen und wird nicht eher Ruhe geben, bis ich am Abend völlig zermürbt bin.“
Doch nicht nur Bewohner des Ortskerns wie Gösta Gablick und seine Mitstreiterin von der Bürgerinitiative, Jana Podewski, sind zermürbt. Der stetig anwachsende nationale und internationale Schwerlastverkehr rüttelt auch an der Bausubstanz von Gebäuden und Straßen. Dabei steht der Ortskern von Rosenthal unter Denkmalschutz. Viele Bauwerke sind in den vergangenen Jahren aufwendig restauriert worden. Und nun ist zu befürchten, dass sie durch die permanente Erschütterung durch die Lkws beschädigt werden.
Quelle des Verkehrs ist
ein Gewerbegebiet
Quelle der Schwerlasttransporte durch Rosenthal ist in erster Linie das Gewerbegebiet an der Flottenstraße im Nachbarbezirk Reinickendorf. Zum einen beliefern voll beladene Laster die dortigen Firmen. Zum anderen werden fertige Produkte aus den Betrieben zu ihren Empfängern transportiert. Um aus der Stadt heraus und möglichst rasch auf die Autobahn zu kommen, nutzen die Fahrer der Schwerlaster Pankower Hauptstraßen, die ursprünglich zur Erschließung von Wohngebieten gebaut wurden. Unter anderem fahren sie über Wilhelmsruh, Niederschönhausen und vor allem auch durch Rosenthal.
Im August und September dieses Jahres fanden in den drei besonders betroffenen Ortsteilen bereits Protestdemonstrationen gegen den stetig zunehmenden Lkw-Verkehr auf diesen Straßen statt. Die zuständigen Senatsverwaltungen wissen durch zahlreiche Schreiben von Bürgern, Bürgerinitiativen, Bezirkspolitikern und Pankower Abgeordnetenhausmitgliedern von diesem Problem. Es gab sogar schon eine gemeinsame Sitzung von Pankower und Reinickendorfer Bezirkspolitikern zu diesem Thema. Doch geändert hat sich bisher nichts. Im Gegenteil.
„Die Situation ist nicht neu“, so Kunstschmied Gösta Gablick, der im Rosenthaler Ortskern lebt und arbeitet. „Sie hat jedoch eine Dimension angenommen, die unerträglich ist. Die einzig plausible Lösung ist eine städteplanerische.“ Warum es bei dieser Zuspitzung der Situation, die ja seit längerem zu erwarten war, von den Stadtplanern noch immer keine Lösung für das Problem gibt, sei absolut rätselhaft, so Gablick.
Antrag in der BVV
Eine Lösung will die neue Bürgerinitiative nun mit Nachdruck von Senat und Bezirk einfordern. Wer die engagierten Rosenthaler unterstützen möchte, erfährt Näheres auf https://historischer-ortskern-rosenthal.de.
Unterstützung gibt es nun zunächst von der CDU-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Sie stellte namens des Bürgervereins Dorf Rosenthal einen Antrag: „Das Bezirksamt Pankow von Berlin wird ersucht, gemeinsam mit den lokalen Akteuren eine bürgergerechte Planung des Liefer- und Logistikverkehres von Reinickendorf über Niederschönhausen in das weitere Umfeld zu erstellen.“ Die schlichte Begründung des Antrags: Der Schwerlastverkehr zerstört die Straßen und die Bausubstanz der Häuser, unter anderem an der Hauptstraße. Zu überlegen sei deshalb zum Beispiel eine Ortsumfahrung Dorf Rosenthal. Dieser Antrag wird nun zunächst im Verkehrsausschuss der BVV besprochen.
Mehr zu weiteren Initiativen, die sich gegen die Schwerlasttransporte im Pankower Norden engagieren, ist auf https://verkehr-pankow.de zu erfahren.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.