Drei Tage im Zeichen der Literatur
15 Lesungen finden vom 31. März bis 2. April im Herzen Rudows statt
„Rudow liest“ geht in die elfte Runde. Von Freitag bis Sonntag, 31. März bis 2. April, stehen etliche Veranstaltungen an unterschiedlichen Orten auf dem Programm. Leisten kann sich das Ganze jeder, der Eintritt ist überall frei. Bei einigen Lesungen ist es möglich, spontan vorbeizukommen, bei anderen ist eine Anmeldung nötig.
Freitag, 31. März: Im Zentrum Dreieinigkeit, Lipschitzallee 7, ist um 15 Uhr Dorothee Röhrig mit ihrem Buch „Du wirst noch an mich denken. Liebeserklärung an eine schwierige Mutter“ zu Gast. Die Autorin ist Enkelin von Hans von Dohnanyi, der am selben Tag wie sein Schwager Dietrich Bonhoeffer wegen seiner Beteiligung am Widerstand gegen Hitler hingerichtet wurde. Ihre Mutter Barbara war damals 18 Jahre alt. Röhrig erzählt vom Verhältnis zu ihr und von der Rolle der Frauen in der Familie.
Bildungsstadträtin Karin Korte (SPD) eröffnet das Lesefest offiziell um 18 Uhr in der Bibliothek Alt-Rudow 45. Danach liest Hanna Lucas aus „Die Engel von Berlin“. Erzählt wird von der Berlinerin Annegret und der Londonerin Martha, die sich 1931 kennenlernen. Es entsteht eine Freundschaft, die durch den Krieg auf eine harte Probe gestellt wird. Für die Veranstaltungen brauchen die Besucher kostenlose Eintrittskarten, zu haben im TUI-Reisecenter, Alt-Rudow 25a, und in der Buchhandlung Leporello, Krokusstraße 91.
Bei Leporello geht es um 20 Uhr weiter, und zwar mit Marie Gamillschegs „Aufruhr der Meerestiere“. Darin geht es um die Biologin Luise, eine Expertin für Quallen. Als sie in ihre Heimstadt Graz reist, erfährt sie, dass ihr Vater erkrankt ist. Die Autorin verwebt in ihrer Geschichte familiäre und ozeanische Untiefen.
Sonnabend, 1. April: Ein ganz anderes Thema steht am 1. April um 11 Uhr im Mittelpunkt. Auf dem Wochenmarkt an der Prierosser Straße trägt Volker Surmann Saunageschichten aus „Kein Schweiß aufs Buch!“ vor. Er beschreibt seltsame Rituale, ungeschriebene Gesetze und bizarre Verhaltensweisen. Außerdem enthüllt er, wieso man in der Sauna nie über Immobiliengeschäfte sprechen sollte.
Bernd Kebelmann liest um 14 Uhr in der Alten Dorfschule, Alt-Rudow 60, aus „Splitternde Kindheit“ und „Drei Brüder im Spiegel bei brechendem Licht“. Beide Romane spielen in Kalkdorf, einer fiktiven Gemeinde am Ostrand Berlins, wo seit fast 800 Jahren Kalkstein gebrochen wird. Erzählt wird vom Schicksal der Menschen in der Zeit von 1947 bis 1966 und von der Zerstörung der Landschaft. Anmeldung unter Tel. 66 06 83 10.
Kriminell wird es um 14.30 Uhr im TUI-Reisecenter, wenn Tim Pieper mit „Raue Havel“ vorbeikommt. In einem Bootshaus werden jahrzehntealte Skelette gefunden. Dann wird eine Journalistin ermordet, die sich mit einer Spionagegeschichte aus dem Jahre 1949 beschäftigt hatte. Hauptkommissar Toni Sanftleben will herausfinden, ob die Todesfälle zusammenhängen. Anmeldung unter Tel. 663 70 11.
Tina Pruschmann stellt ihr Buch „Bittere Wasser“ um 15 Uhr in der Dorfkirche, Köpenicker Straße 187, vor. Es erzählt vom Mädchen Ida, deren Eltern Stars des DDR-Staatszirkus sind. Zur Einschulung wird Ida zur Oma ins Erzgebirge geschickt. Die hat eine Kneipe, in der die Männer aus dem Uranbergwerk saufen, ehe sie früh an radioaktiver Vergiftung sterben. Nach der Wende stehen Eltern und Tochter vor einem Scherbenhaufen.
Um 16 Uhr ist Torsten Harmsen zu Gast in Pfarrei St. Joseph, Alt-Rudow 46. Im Gepäck hat er „Berlin brummt. Geschichten aus dem Hauptstadtkaff“. Ironisch, aber herzlich geht es um überforderte Paketboten, Sperrmüll im Wald, Meckeronkels, wirre Corona-Frisuren und komische Geräusche aus dem All.
Die Lesung aus „Das Rosen-Experiment“ von Jan Böttcher beginnt um 16.30 Uhr in der Alten Kloster-Apotheke, Alt-Rudow 70. Im Berlin von 1928 widmet sich Psychologin Zenia der Erforschung der Seele. Doch je tiefer sie forscht, desto stärker sind auch die Gefühle, die sie als Wissenschaftlerin und Jüdin auf sich zieht. Wohin mit der Liebe, wenn man gleichzeitig ausgegrenzt wird? Anmeldung unter Tel. 290 27 82 90.
„Saubere Zeiten“ heißt das Buch, aus dem Andreas Wunn um 17.30 Uhr bei GanzOhr, Krokusstraße 95, liest. Die Hauptfigur Jakob Auber erfährt, dass sein Großvater im Wirtschaftswunder-Deutschland eine schillernde Figur war. Als Erfinder wurde er reich, bis er unter ungeklärten Umständen alles verlor. Die Spurensuche führt Jakob bis nach Rio. Anmeldung unter Tel. 284 72 64 80.
Die Hauptlesung findet um 20 Uhr in der Dorfkirche statt. In „Das Liebespaar des Jahrhunderts“ erzählt Julia Schoch von einer Frau, die ihren Mann verlassen will. Während sie ihr Fortgehen plant, begibt sie sich in ihren Gedanken weit zurück und lässt die schönen Zeiten Revue passieren, aber auch die Momente, die das Scheitern bereits vorausahnen ließen. Auch für diese Veranstaltung sind kostenlose Eintrittskarten nötig, erhältlich im TUI-Reisecenter und in der Buchhandlung Leporello.
Sonntag, 2. April: Drei Schwestern stehen im Mittelpunkt des Romans „Triskele“ von Miku Sophie Kühmel, den sie um 11 Uhr in der Alten Dorfschule vorstellt. Ihre Mutter Mone hat sich das Leben genommen. Die drei Töchter liegen altersmäßig weit auseinander, sie sind zwar mit derselben Frau aufgewachsen, aber nicht gemeinsam. Wer war Mone für jede einzelne von ihnen? Anmeldung unter ¿66 06 83 10. Um 13.30 Uhr lädt der Heimatverein in die Alte Dorfschule ein. Dann entführt Eberhard Faust mit seinem Gedichtband „Leben ist Reisen. Der Junge mit dem Kornblumenstrauß“ in das Berlin der 40er- und 50er-Jahre. Anmeldung unter Tel. 664 39 26.
„Berliner Zeitreise 1940–2020. In 80 Jahren durch die Zeit“ heißt es um 15 Uhr in der Dorfkirche. Der mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Manfred Reschke, Jahrgang 1939, hat als Kind den Krieg erlebt, die Not danach, den Mauerbau, die Wende. Bei seiner ehrenamtlichen Arbeit hat er viele Menschen mit DDR-Vergangenheit kennengelernt. Die Gespräche mit ihnen, eigene Erlebnisse und die Lektüre vieler Quellen ermöglichten es ihm, beide Seiten der Stadt zu spiegeln.
Schließlich kommt Oliver von Dobrowolski um 16.30 Uhr ins Leporello. Mit „Ich kämpfe für eine bessere Polizei“ legt der Berliner Kriminalhauptkommissar ein leidenschaftliches Plädoyer vor. Er beobachtet mit Sorge rechtsextreme Chatgruppen, rassistisches Verhalten, Gewalt und Diskriminierungen bei der Polizei und beschreibt ganz konkret, was sich ändern muss. Anmeldung unter Tel. 66 52 61 53.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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