Hier wird Geschichte lebendig
Die Clay-Schule hat ihren Gedenk- und Lernort zur NS-Zwangsarbeit eröffnet

Im Foyer der Schule sind Fundstücke aus dem Lager ausgestellt. | Foto: Schilp
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Im Neubau der Clay-Schule, Neudecker Weg 22, ist kürzlich der „Lern- und Gedenkort NS-Zwangsarbeit in Rudow“ eröffnet worden. Eine Arbeitsgemeinschaft von Schülern beschäftigt sich schon seit zehn Jahren mit dem Thema, und nun wird es auch im Lehrplan verankert.

In den Jahren 1941 bis 1943 lebten auf dem Gelände, damals Teil des Eternit-Werks, Zwangsarbeiter aus unterschiedlichen Ländern. Als das Gelände beräumt und für den Schulbau vorbereitet wurde, stand noch eine der Baracken. Das Landesdenkmalamt bewilligte den Abriss. Bedingung war jedoch, dass der Bezirk für archäologische Grabungen und eine Dokumentation sorgte. Das geschah in enger Zusammenarbeit mit dem Museum Neukölln, das auch den Gedenkort betreut und Eigentümer der Fundstücke ist.

Teller, Tasse und Essbesteck wurden bei Grabungen entdeckt. | Foto: Schilp
  • Teller, Tasse und Essbesteck wurden bei Grabungen entdeckt.
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Und davon wurden mehrere Dutzend zutage gefördert, die nun im Foyer der Schule zu sehen sind. Zum Beispiel eine Zahnpastadose des niederländischen Zwangsarbeiters Pieter Pannekoek. Seine Biografie erforschten die Schüler und Museumsmitarbeiter – neben der der Polin Kazimiera Czarnecka – genauer. So stellte sich beispielsweise heraus, dass Pieter in der Rudower Dorfkirche Orgel gespielt hatte. Die Gemeinde fühlte sich seiner Geschichte verpflichtet und ließ deshalb seine Tagebücher übersetzen.

Kazimiera und Pieter machten während ihrer Zwangsarbeit Aufzeichnungen. So konnte ihr Werdegang rekonstruiert werden. | Foto:  Schilp
  • Kazimiera und Pieter machten während ihrer Zwangsarbeit Aufzeichnungen. So konnte ihr Werdegang rekonstruiert werden.
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Die Clay-Schule will das Thema Zwangsarbeit auch in den Unterricht einbinden. Ein beeindruckendes Beispiel konnten die Gäste bei der Eröffnungsfeier des Gedenkorts erleben. Jugendliche aus dem Musikleistungskurs führten eine Komposition auf, bei der Klavier und Schlagzeug eine fahrende Eisenbahn und monotone Fabrikgeräusche imitierten, um Verschleppung und Arbeitsalltag der Zwangsarbeiter lebendig werden zu lassen. Für die Mittelstufe hat die Clay-Schule bereits spezielle Lernmodule entwickelt. Ein Konzept für die Älteren ist in Arbeit. Sie könnten sich beispielsweise auf theoretischer Ebene mit Zwangsarbeit und anderen Formen unfreiwilliger Arbeit beschäftigen oder sich mit Erinnerungsorten allgemein auseinandersetzen. Das Erlernte soll dann auch ins Abitur mit einfließen.

Natürlich läuft heute nichts ohne eine Online-Präsenz. Deshalb wurde zur Eröffnung auch gleich ein eigener Instagram-Kanal eingerichtet. Unter ag_erinnerungslabor_clayschule sind bereits mehrere Beiträge gepostet.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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