Heimatverein zeigt neue Ausstellung über Rudow
Der Heimatverein hat alte Bilder immer den aktuellen gegenübergestellt. Daran wird die Geschichte des Dorfes und die Veränderungen in den vergangenen Jahrzehnten deutlich. "Das besondere an der Ausstellung ist, dass wir nicht nur Bilder zeigen, sondern auch Modelle und Dioramen", erklärt der Vorsitzende des Heimatvereins Manfred Ziemer. Vor einigen Jahren haben ABMler Modelle von Häusern in Rudow angefertigt. Sie stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. "Damals wurden Fotografien von den Häusern angefertigt, im Computer bearbeitet und maßstabsgerecht ausgedruckt", erklärt Ziemer. Daraus wurden dann diese Modelle gebaut. Sie gehören heute zum kleinen Schatz des Heimatvereins. Die Besucher können unter anderem einen Blick auf Rudow im Jahre 1800 werfen. Im Mittelpunkt steht das Gut Rudow, von dem heute nur noch ein Gebäude erhalten ist. "Das Gut befand sich an der Ecke Köpenicker und Prierosser Straße", so Ziemer. Das einzig übrige Gebäude war früher die Scheune, heute sitzt dort ein Bauunternehmen. In den 1950er-Jahren war das Gut noch bewohnt. In den 60ern wurde es abgerissen. "Aus heutiger Sicht eine Schande", kommentiert Ziemer.
Auch das Jagdschloss ist als Modell zu betrachten. Es ist der älteste erhaltene zweigeschossige Ziegelbau in Rudow. "Dazu gibt es viele Geschichten", meint Ziemer, die er auch gern den Besucher erzählt.
Auf dem Rudower Gut lebte einst eine Familie von Bender. Der Hausherr war Kreistagsabgeordneter in Teltow. "Deshalb kam auch der Kaiser immer zur Jagd nach Rudow", berichtet Ziemer. Er nahm Quartier im Jagdschloss, das 1660 gebaut wurde und in einem Adressbuch von 1704 "als eines der vornehmsten königlichen Lustschlösser" beschrieben wurde. "Um das Haus ranken sich viele Sagen", erzählt Ziemer. So gibt es im Keller eine zugemauerte Tür. Dahinter soll sich ein Geheimgang verbergen, der bis zum Köpenicker Schloss führte. Ziemer verweist das aber ins Reich der Legenden. Viel wahrscheinlicher sei, dass sich die Küche nicht im Jagdschloss, sondern in einem Nebengebäude befand, weil die Küchendünste die feinen Herrschaften störten. Die Speisen wurden durch den unterirdischen Gang ins Jagdhaus getragen und über einen Aufzug in die oberen Etagen gebracht. Auch an das sogenannte Beamtenhaus und die Maschinenbauhalle in der Kanalstraße erinnert die Ausstellung. In den 1950er-Jahren wurde dort ein Auto hergestellt, das nach dem Steckprinzip gebaut war. Wenn ein Teil nicht mehr funktionierte oder nach einem Unfall konnte man einfach nur die Baugruppe austauschen. Später befand sich auf dem Grundstück eine Filmfabrik, die Filme für das Vorabendprogramm produzierte, wie den Streifen "Ein Mann will nach oben".
Ansichten von Straßen, vom Dorfkrug, von alten und neuen Verkehrsmitteln, von der Likörfabrik Otto Lange und den Kneipen damals und heute ergänzen die Ausstellung. In einem Modell fährt sogar noch die Straßenbahn durch Alt-Rudow.
Die nächste Ausstellung des Heimatvereins wird sich im Oktober mit der Geschichte "30 Jahre U-Bahnlinie U 7" beschäftigen.
Autor:Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg |
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