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"Rudow liest": Ein ganzer Ortsteil steht drei Tage lang ganz im Zeichen der Literatur
Das größte Literaturfest im Bezirk geht in die neunte Runde. Von Freitag bis Sonntag, 6. bis 8. März, heißt es wieder „Rudow liest“. Und das Festival wächst. In diesem Jahr stehen 17 Veranstaltungen an 15 Orten auf dem Programm. Der Eintritt ist frei.
Mit von der Partie sind Kirchengemeinden, Läden, Kultureinrichtungen, eine Schule und natürlich die Buchhandlung Leporello, deren Inhaber Heinz Ostermann der Hauptorganisator ist. Die Berliner Woche stellt die Lesungen kurz vor. Ist eine Telefonnummer angegeben, wird um Anmeldung gebeten.
Freitag, 6. März
18 Uhr: Nach der Eröffnung ist Lesebühnenautor Ahne mit seinen „Zwiegesprächen mit Gott: Unter der Fuchtel der Zeit“ zu Gast in der Bibliothek am Bildhauerweg 9 (66 00 42 45). Ahne ist mit Gott per Du, kein Wunder, ist der Allwissende doch ein Urberliner. Die beiden reden über die Klimakatastrophe genauso wie über 60 Jahre Dosenravioli – lustig, überraschend und intelligent.
20 Uhr: Christiane Neudecker liest aus „Der Gott der Stadt“. Es geht um den Lyriker Georg Heym, der 1912 in der Havel ertrank, und um Schauspielschüler, die sich Jahrzehnte später in den Gedankenlabyrinthen des Dichters verstricken. Bis eine Leiche von der Decke des Theaters baumelt. War es Mord, Selbstmord oder ein Teufelspakt? Ort: Buchhandlung Leporello, Krokusstraße 91.
Samstag, 7. März
12 Uhr: Paul Bokowski präsentiert sein neues Buch „Bitte nehmen Sie meine Hand da weg“ auf dem Wochenmarkt an der Prierosser Straße. Er berichtet aus den Gefahrenzonen des Alltags: Gibt es einen Knigge für Kleinanzeigen? Was, wenn die Airline auf dem Rollfeld Insolvenz anmeldet? Wer erklärt dem Vater, was ein Menstruationsbecher ist?
13.30 Uhr: „Geblendet“ heißt der Thriller von Andreas Pflüger, aus dem er bei Hörgeräte Akustik Flemming & Klingbeil, Alt-Rudow 38, liest (39 50 61 31). Zum Inhalt: Die blinde Elitepolizistin Jenny Aaron steht am Scheideweg. Tut sie alles dafür, ihr Augenlicht wiederzubekommen, oder schützt sie ihre Abteilung vor einer lebensgefährlichen Bedrohung?
14.30 Uhr: Lene Albrecht erzählt in „Wir, im Fenster“ wie sich ihre Heldin plötzlich an ihre Kindheitsfreundin erinnert – die vor langer Zeit spurlos verschwunden ist. Eine Reise in die Vergangenheit, zu erleben in der Alte Kloster-Apotheke, Alt-Rudow 70 (290 27 82 90).
15 Uhr: Walter Laufenberg war zweimal in der Karibik: 1971 auf einem sowjetischen Kreuzer, der Urlaubsangebote für den Klassenfeind machte, und 44 Jahre später noch einmal. Was bei aller Veränderung bleibt, ist die Faszination der Region. „Karibik ohne Kannibalen“ heißt es im TUI-ReiseCenter, Alt-Rudow 25a (663 70 11).
15 Uhr: Kinder ab neun Jahren sind in die Schliemann-Grundschule, Großziethener Chaussee 81, eingeladen. Dort liest Katja Ludwig aus „Das Mauerschweinchen: ein Wendebuch“. Es geht um zwei Kinder, die direkt an der Mauer leben, Nora im Westen, Aron im Osten. Gemeinsam retten sie ein verwaistes Rosettenmeerschwein.
15.30 Uhr: Felicitas Korn kommt mit ihrem Buch „Drei Leben lang“ in die Dorfschule, Alt-Rudow 60, (66 06 83 10). Zum Inhalt: Der 14-jährige Michi und seine jüngere Schwester verlieren auf dem Weg nach Spanien ihre Eltern. Nun hoffen sie auf die Hilfe von Aziz, einem Freund des Vaters. Doch auch zwei andere Menschen, ein Kirmineller und ein Drogensüchtiger, sind in Schwierigkeiten und auf Unterstützung angewiesen.
16 Uhr: Wie ist es möglich, in (fast) jeder Lage umweltbewusst zu handeln? Dieser Frage geht Christoph in „Nachhaltig leben für Einsteiger“ nach. Ort: Zentrum Dreieinigkeit, Lipschitzallee 7.
16.30 Uhr: Ein Kunstexperte wird erschlagen aufgefunden. Zuvor hatte er bei der Ufa recherchiert und sich für ein geheimnisvolles Gemälde interessiert. Tim Pieper liest aus seinem Krimi „Stille Havel“ in Bines Shop, Alt-Rudow 53 (663 98 04).
17 Uhr: Die Altorientalistin Kenah Cusanit entführt in „Babel“ ins Jahr 1913. Der Berliner Archäologe Robert Koldewey steht vor einer biblischen Aufgabe: die Ausgrabung Babylons. Zwischen Orient und Okzident bahnt sich gleichzeitig ein Umbruch an. Ort: Gemeindezentrum Dorfkirche Prierosser Straße 70.
17.30 Uhr: In „Wie wir die Angst vor der Angst verlieren“ erzählt Gregor Eisenhauer mit viel Witz, was er während einer einwöchigen Konfrontationstherapie erlebt – begleitet von einer Psychologin und seinem heimlichen Vertrauten und Leidensgenossen Franz Kafka. Zu erleben bei Ganz Ohr, Krokusstraße 95 (284 72 64 80).
Sonntag, 8. März
11.30 Uhr: Ella Lane und Tanja Ninek von den Rudower Tintenklexxern kommen zu einer Doppellesung in die Dorfschule, Alt-Rudow 60 (66 06 83 10). Ella Lane erzählt in „Sternschnuppen über dem Meer“, wie sich Jojo für die Suche nach ihrer Jugendliebe Tiago nach Portugal begibt. In Tanja Nineks Liebesroman „Nur ein kurzer Augenblick“ geht die Reise nach Irland.
15.30 Uhr: Einen Leckerbissen für Kinder bieten Lisa-Marie Dickreiter und Winfried Oelsner. Sie lesen aus „Max und die Wilde 7: Die Drachenbande“ im Pfarrsaal der Kirchgengemeinde St. Joseph, Alt-Rudow 46. Darin machen sich Detektiv Max und seine Seniorenfreunde auf die fieberhafte Suche nach den Entführern des geliebten Katers Motzkopf.
16 Uhr: „Schwarzer Herbst“ heißt der Roman von Andreas Apelt. Er handelt von Elli Noack, deren Lausitzer Dörfchen Presenchen dem Braunkohlebergbau weichen muss. Sie rettet die Grabsteine vom Friedhof und unterstützt den Widerstand gegen den Tagebau. Nach der Wende gibt es neue Herausforderungen. Mit dem Juden Buchsstein und der Rückkehr der republikflüchtigen Tochter scheint die Vergangenheit wieder auf. Ort: Gemeindezentrum, Prierosser Straße 70.
18 Uhr: Der Psychologe Ahmad Mansour begibt sich in „Klartext zur Integration: Gegen falsche Toleranz und Panikmache“ zu verstörten Lehrern, hilflosen Polizisten, in Flüchtlingsunterkünfte und Gefängnisse. Er erzählt von seinen Erfahrungen und sucht nach Gemeinsamkeiten für die Gesellschaft. Buchhandlung Leporello, Krokusstraße 91 (¿66 52 61 53).
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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