Haltung im Sinne Martin Luthers
Buchhändler Heinz Ostermann wird in Augsburg ausgezeichnet / Juryentscheidung einstimmig

Heinz Ostermann vor seiner Buchhandlung an der Krokusstraße, die er vor 17 Jahren eröffnet hat.  | Foto:  Schilp
  • Heinz Ostermann vor seiner Buchhandlung an der Krokusstraße, die er vor 17 Jahren eröffnet hat.
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Alle zwei Jahre vergibt der Bund der Lutherstädte den Preis „Das unerschrockene Wort“. Am 28. März dieses Jahres wird er an zwei Männer verliehen, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren. Einer von ihnen ist der Rudower Buchhändler Heinz Ostermann.

Bereits kurz nachdem die AfD im Herbst 2016 ins Abgeordnetenhaus eingezogen war, tat sich Ostermann mit Kolleginnen und Kollegen zum Netzwerk „Neuköllner Buchläden gegen Rechtspopulismus und Rassismus“ zusammen. Es wurden Lesungen, Workshops und Vorträge organisiert. „Wir wollen einen Impuls setzen, damit mehr Menschen für ein humanes Miteinander und gegen Hass einstehen“, sagte Ostermann damals.

Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Unbekannte demolierten das Schaufenster seines Buchladens „Leporello“ an der Krokusstraße, wenig später brannte das Auto Ostermanns – das sollte nicht das letzte Mal sein. Doch er ließ sich nicht einschüchtern, sondern gab 2018 den Anstoß zur Gründung der Initiative „Rudow empört sich. Gemeinsam für Respekt und Vielfalt“. Seitdem setzt er sich beständig für demokratische Werte ein. Damit bleibt Heinz Ostermann auch Ziel rechtextremer Attacken. Sein Geschäft steht seit Jahren unter Polizeischutz.

Der Bund der Lutherstädte will so viel Beharrlichkeit und Mut auszeichnen. Zu dem Zusammenschluss gehören 16 Städte, in denen der große Reformator gelebt oder gewirkt hat. Alle zwei Jahre wird der mit 10 000 Euro dotierte Preis vergeben. Die Verleihung findet am 28. März im Augsburger Kleinen Goldenen Saal statt. Neben Ostermann gibt es einen weiteren Preisträger, nämlich Professor Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Weimar. Er tritt seit Jahren der Verharmlosung des Nationalsozialismus und des Holocausts entgegen und erlebt deshalb Anfeindungen, die von Pöbeleien über Klagen bis zu Morddrohungen reichen.

Die Entscheidung für die beiden Preisträger fiel bei der Jurysitzung im November einstimmig. „Sie haben im Sinne Martin Luthers Haltung gezeigt und sich auch von Bedrohungen und gewalttätigen Angriffen nicht entmutigen lassen“, so Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber. Der Jury sei es wichtig gewesen, dieses Engagement auf unterschiedlichen Ebenen zu stärken: Heinz Ostermann agiere aus der Zivilgesellschaft heraus, Jens-Christian Wagner aus dem Bereich Wissenschaft und Institutionen.

Ostermann reagiert auf die anstehende Ehrung mit gewohnter Bescheidenheit: „Ich verstehe meine Auszeichnung als stellvertretend für die vielen engagierten Demokratinnen und Demokraten, Antifaschistinnen und Antifaschisten, die sich der wachsenden Rechtsverschiebung in unserer Gesellschaft entgegenstellen.“ Gleichwohl freue er sich natürlich persönlich sehr über den Preis.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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