Wenn aus vielen Fäden filigrane Muster werden
Für Doris Budnick ist Klöppeln seit über vier Jahrzehnten eine große Leidenschaft
Wenn Wikipedia recht hat, dass der Betreiber eines Hobbys „in diesem grundsätzlich Laie, manchmal ein sehr fähiger Laie“ sei, dann ist Doris Budnick in ihrem Hobby, dem Klöppeln, sicher ein äußerst fähiger Laie.
Dass sie ihren Weg zu diesem Hobby einmal finden würde, darf wohl mit Fug und Recht als Zufall bezeichnet werden. Denn von ihrer Ausbildung her war die inzwischen pensionierte Amtsrätin Leiterin der Personalstelle des Schöneberger Pestalozzi-Fröbel-Hauses. Der Zufall führte sie vor 41 Jahren in ein großes West-Berliner Kaufhaus, wo gerade das Klöppeln vorgestellt wurde. Und Doris Budnick „fing Feuer“ beim Anblick dieses Handwerks. Also belegte sie Kurse an der Klöppelschule im bayerischen Nordhalben – eine zweite Klöppelschule im sächsischen Annaberg war damals noch unerreichbar – und legte eine Prüfung ab. Seither ist sie auch eine zertifizierte Klöppellehrerin.
Einen Brotberuf hat sie schließlich dann doch nicht daraus gemacht. Auch wenn sie viele Jahre selbst Kurse gegeben hat, ist sie trotz ihrer „Klöppelvita“ Beamtin geblieben. Heute leitet sie einen kleinen Kreis von vier gleichgesinnten Damen, der sich jeweils montags um 16 Uhr im Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Rudow im Geflügelsteig 28 trifft. Doch was ist das eigentlich, dieses Klöppeln?
Klöppeln ist ein altes Handwerk, das bereits im 15. Jahrhundert in Italien betrieben wurde, sich ein Jahrhundert später über Flandern in weitere europäische Länder wie Frankreich, Spanien und auch England ausbreitete. War damals das Produkt des oft in elender Heimarbeit betriebenen Klöppelns, die Spitze, ein Statussymbol der Reichen, so tritt mit der Einführung von Maschinen die Produktion von Meterware in den Vordergrund. Heute finden Spitzen noch in beschränktem Umfang Einsatz im Modebereich, als dekorative Tischdecken und -läufer, gelegentlich aber auch in der Kunst.
Doris Budnick und ihre Mitstreiterinnen aber interessiert die Handarbeit. Dabei werden, vereinfacht gesprochen, an den Holzklöppeln aufgewickelte Fäden durch Kreuzen und Drehen miteinander verflochten, wobei einem Klöppelbrief, quasi einer Gebrauchsanweisung, gefolgt wird, der das Muster der Spitze vorgibt. Der Brief kann auf einem Kissen befestigt sein oder auf einer Rolle, und je nach Muster können auch schon mal mehrere Hundert Klöppel zum Einsatz kommen.
Dafür dass selbst dies kein unüberwindbares Hindernis darstellt, ist Doris Budnick ein gutes Beispiel, hat sie doch auch schon solch komplizierte Spitze nachgearbeitet. Wer sich nun davon nicht abschrecken lässt und ein Hobby sucht, „bei dem man wunderbar abschalten und entspannen kann“, so Budnick, findet bei ihr sicher ein offenes Ohr, „brennt“ sie doch auch heute noch nach über 40 Jahren für ihr Steckenpferd, das Klöppeln.
Ein Schnuppertermin kann mit Doris Budnick telefonisch unter Tel. 60 40 68 50 oder über den E-Mail-Kontakt kuesterei@kirche-rudow.de verabredet werden.
Autor:Uwe Lemm aus Mahlsdorf |
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