Preis für Buchhändler Ostermann: Leporello ist "ausgezeichneter Ort der Kultur"

Seit einem Jahrzehnt eine ganz feste Größe in Rudow: Heinz Ostermann vor seinem Buchladen Leporello. | Foto: Schilp
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Rudow. Heinz Ostermann hat einen doppelten Grund zur Freude: Sein Buchladen „Leporello“ an der Krokusstraße 91 feierte das 10-jährige Bestehen und wurde mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet.

Leporello darf sich nun mit der Bezeichnung „ausgezeichneter Ort der Kultur“ schmücken. Dass der Laden mehr als eine x-beliebige Buchhandlung ist, wissen die Stammkunden längst. Heinz Ostermann ist bekannt dafür, dass er seinen Kunden alles besorgt, was deren Herz begehrt, vom antiquarischen und fremdsprachigen Lesestoff über Noten bis hin zu E-Books. Hier bietet er einen ganz besonderen Service an. Leser können elektronische Bücher im Laden bezahlen und bekommen die Lektüre dann per E-Mail zugeschickt. So muss niemand persönliche Daten im Netz preisgeben.

Ausschlaggebend für den Buchhandlungspreis seien aber andere Faktoren gewesen, meint Ostermann. So hat er beispielsweise „Rudow liest“ aus der Taufe gehoben, ein Festival, an dem sich viele Geschäfte und andere Einrichtungen beteiligen. Im kommenden März findet das große Lesefest zum siebten Mal statt. Außerdem gibt es einmal im Monat eine Veranstaltung mit namhaften Autoren. Am 23. April schließlich platzt der Laden regelmäßig aus allen Nähten: Am Welttag des Buches lädt Heinz Ostermann traditionell Neuköllner Schulklassen zu einer literarischen Schnitzeljagd ein.

Glücklicherweise bringt der Preis nicht nur Ehre, sondern auch Geld. Er ist mit 7000 Euro dotiert. Ostermann kann die Summe gut gebrauchen, denn von einem Buchladen zu leben, ist nicht einfach. „Ich hab es mir leichter vorgestellt“, kommentiert er lakonisch. Den Sprung ins Geschäftsleben hat er erst vor zehn Jahren getan, da war er 50. Zuvor hat er, nachdem er Ökonomie, Soziologie, Politik und Philosophie studiert hatte, an der Freien Universität gearbeitet, später bei der Senatsverwaltung. Dort kümmerte er sich ums Controlling, um Kostenrechnungen, die Verwaltungsreform, um Gender Mainstreaming und um anderes mehr. „Doch das hat niemanden richtig interessiert, irgendwann hatte ich keine Lust mehr“, erzählt er.

Immer wieder war der Wunsch nach einem eigenen Buchladen in seinem Kopf aufgetaucht. Also wurde er aktiv, belegte einen Schnellkurs an der Buchhändlerschule in Frankfurt am Main und eröffnete Leporello, übrigens das einzige Geschäft seiner Art weit und breit. Was bedeutet Literatur für ihn persönlich? „Sie soll bei der Welterkennung, dem Weltverstehen helfen. Sie soll Einblicke in etwas geben, was man bisher nicht gekannt hat, Zusammenhänge erkennen lassen, auf neue Gedanken bringen“, sagt Ostermann.

Ort des Diskurses

So ist für ihn ein Buchladen auch der richtige Ort für gesellschaftspolitische Auseinandersetzung. Ein Grund, weshalb er sich im vergangenen Jahr mit Kollegen zum Netzwerk „Neuköllner Buchhändler gegen Rechtspopulismus und Rassismus“ zusammengeschlossen hat und Veranstaltungsreihen zum Thema veranstaltet. Ein linker Buchladen sei das Leporello aber nicht, wehrt sich Ostermann gegen Etikettierungen. Unerwünschte Folgen zeitigte sein Engagement trotzdem: Unbekannte aus der rechten Szene haben vor einigen Monaten das Schaufenster demoliert, sein Auto wurde abgefackelt. Ein neues konnte er sich nicht leisten. Dass er nun einen Gebrauchtwagen sein Eigen nennen kann, verdankt er einer Spendenaktion, die für ihn ins Leben gerufen wurde.

Die nächste Veranstaltung im Leporello findet am Freitag, 3. November, um 19 Uhr statt. Zu Gast ist Paul Grote, Krimiautor und Weinliebhaber. Er liest aus „Am falschen Ufer der Rhone“. Stilecht werden Weine aus der französischen Region verkostet. Der Eintritt beträgt um die 15 Euro. sus

Infos unter  66 52 61 53.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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