Spinonagetunnel und Wasserbüffel
Vor zehn Jahren wurde der Landschaftspark Rudow-Altglienicke eröffnet – Ein Spaziergang

Im Sommer weiden Wasserbüffel auf dieser großen Fläche und schaffen Lebensraum für viele Tiere. | Foto: Schilp
5Bilder
  • Im Sommer weiden Wasserbüffel auf dieser großen Fläche und schaffen Lebensraum für viele Tiere.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Das Rauschen der Autobahn ist stets zu hören, dennoch ist ein Spaziergang im Landschaftspark Rudow-Altglienicke entspannend. Die offene Wiesenlandschaft vermittelt dem Besucher ein Gefühl von Weite, viele Radler und Skater nutzen den asphaltierten Hauptweg für eine unbeschwerte Fahrt.

Schon kurz nach der Wende begann die Planung für die Stadtautobahn A 113 vom Dreieck Neukölln nach Schönefeld. Doch sollte so kurz nach Mauerfall schon wieder eine Barriere den Süden Neuköllns und Treptows trennen? Nein. Also wurde beschlossen, die Straße kurz nach Überquerung des Teltowkanals in Troglage mit zwei Tunneln von 900 und 300 Metern zu errichten. Die Tunneldecken wurden begrünt und Teil des neuen 64 Hektar großen, verbindenden Landschaftsparks. Eröffnet wurde er vor zehn Jahren. Die Finanzierung übernahm der Bund – als grüne Ausgleichsmaßnahme für den Autobahnbau.

Die gut zwei Kilometer lange Hauptachse ist Teil des Berliner Mauerwegs. Am nördlichen Zugang zum Park, dort, wo der Neudecker Weg in die Rudower Straße übergeht, liegt ein kleiner Kiessee, es folgt ein gut 350 Meter langes Stück „Hinterlandssicherungsmauer“ der DDR. Dahinter befanden sich einst ein Signalzaun und der Kontrollstreifen, der nachts hell beleuchtet und mit Wachtürmen gespickt war, dann erst kam die vordere Mauer Richtung West-Berlin. Heute ist es einfach, durch die Lücken der denkmalgeschützten Reste zu treten und auf der anderen Seite die Rudower Höhe zu erklimmen.

440 000 abgehörte Gespräche

Folgt der Spaziergänger oder Radfahrer dem Mauerweg bergan, verschwindet die Autobahn zum ersten Mal unter der Erde und der Park öffnet sich. Etliche Wege führen ins angrenzende Adlershofer Wohngebiet, während sich auf Rudower Seite Kleingärten hinter Zäunen verstecken.

Nach etwa einem Kilometer erinnert eine Stele an den 450 langen Rudower Spionagetunnel, der an der Schönefelder Chaussee endete. In der Röhre war aufwendige Technik installiert, mit der die West-Alliierten Telefongespräche der sowjetischen Streitkräfte abhörten. Nach elf Monaten, im April 1956, flog das Ganze auf. Ein Doppelagent hatte ausgepackt. Doch es waren bereits 440 000 Gespräche aufgezeichnet worden. Die Bänder hatte man jeden Tag in die USA und nach Großbritannien geflogen, wo hunderte von Mitarbeitern die Informationen auswerteten.

Idylle für diverse Arten

An etwa dieser Stelle verlässt die Autobahn ihren ersten Tunnel und ermöglicht dem Besucher von einer Fußgängerbrücke aus einen Blick auf den Verkehr. Auf der anderen Seite erstrecken sich große Wiesen. Wenige hundert Meter weiter geht es für die Autos wieder unter die Erde. Darüber haben Landschaftsgärtner das „Glienicker Fenster“ angelegt. Die bis fünf Meter hohe Böschung bietet einen Ausblick auf die Weide- und Wiesenlandschaft auf Rudower Seite. Auch der einst zugeschüttete Massantepfuhl wurde freigelegt. Im Sommer weiden dort Wasserbüffel. Ihre Suhlen schaffen Lebensraum für Amphibien und Libellen sowie für Sumpfdotterblumen und das Sumpf-Vergissmeinnicht. Außerdem dient der Büffel-Dung vielen Vogelarten als Nahrung.

Wieder hat sich der Landschaftspark zu einer beachtlichen Breite geöffnet. Der Spaziergänger kann nun unter etlichen Möglichkeiten wählen, ihn in Richtung Waltersdorfer Chaussee zu verlassen. Wer eine Stärkung braucht, folgt dem Mauerweg und kehrt im Kiosk mit dem beredten Namen „Am Ziel“ ein.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 517× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 805× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 783× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.166× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.